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Ich wälze mich hin und her… finde keine Ruhe… dauernd diese Bilder vor meinen Augen, und dabei habe ich die Augen fest verschlossen. Ich kann mich nicht dagegen wehren. Die Bilder sind da. Und ja, jetzt erkenne ich es: die Bilder sind wunderschön, doch was wollen sie mir sagen…??? Langsam kauere ich mich in Embryonalhaltung zusammen und… ich träume…

Ah, ich sehe… da schleicht sich ein junger Mann in die Bilderflut hinein. Höflich ist er ja, stellt sich mir direkt vor: Stéphane heisst er. Ein Franzose? Wieso um alles in der Welt träume ich jetzt von Franzosen? Ich merke, wie sich meine Augenlider immer schneller bewegen. Ich versuche, aufzuwachen, will keine Träume über Franzosen haben; nein, besser gesagt: keine Träume über Männer!!! Hübsche Französinnen, OK, aber Männer? Ich werde doch wohl hoffentlich nicht andersrum werden? Und da… ja, endlich! Eine hübsche Frau taucht auf. Mein Schlaf wird wieder merklich ruhiger. Wird das etwa wieder einer von den Träumen… pfui, nein! Nicht schon wieder! Ein bisschen mehr Romantik, bitte! Die junge Frau heisst Stéphanie. „Hihi… Stéphane – Stéphanie… die passen bestimmt gut zusammen…“, kichere ich innerlich wie ein kleines Schulmädchen.

Tatsächlich… die beiden entwickeln Gemeinsamkeiten. Eigenbrödlerische Charaktere… fasziniert von ihren eigenen Traumwelten. Träume ich… träume ich da etwa von mir selbst? Bin ich dieser Stéphane? Dieser junge, gut aussehende Mann, der bald nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden kann? Ich bin verwirrt.

Dieser Stéphane… charismatisch ist er ja. Ist mir direkt sympathisch, wie er da so seine eigene Welt kreiert. Und Stéphanie, dieses zurückhaltende Mädchen, das sich ganz offensichtlich zu Stéphane hingezogen fühlt, ist mir auch auf gewisse Art und Weise von Beginn an nahe. Ich merke förmlich, wie sehr die Chemie zwischen diesen beiden Menschen stimmt. Das würde jetzt bestimmt Charlie Kaufman gut gefallen. Zum Glück bekommt der das alles gerade nicht mit…

Und ooohhh… guck sich das mal einer an… das ist schön. Wie damals in den 70er und 80er Jahren. Tschechoslowakische Stop-Motion-Filmchen… Anarchie in Zellophan… Wie damals im Kinderfernsehen. So richtig „Old School“, oder wie nennen diese Amerikaner das? Wieso wird das eigentlich heutzutage nicht mehr gemacht? Das wär doch eigentlich mal was für Tim Burton. Naja, lassen wir das mal besser. Der gute Tim würde wahrscheinlich wieder so was düsteres daraus machen. Nein, dieser Traum bleibt mein eigener…

Ah, da haben wir wieder die beiden jungen Menschen… wie hießen sie nochmal? Achja, Stéphane und Stéphanie… ich merke, wie sich auf mein schlafendes Gesicht ein Lächeln zaubert. Doch was ist jetzt? Die beiden müssen sich doch finden? Was tut er denn da? Um Gottes Willen? Lass doch mal die Träumerei, Junge! Die Frau nebenan ist die richtige für dich!!!

Schweißgebadet wache ich auf. Mein Blick schweift durch das Zimmer und bleibt schließlich auf der Kommode neben meinem Bett hängen. Noch von der frühen Morgensonne, die sich durch das Schlafzimmerfenster ihren Weg bahnt, geblendet taste ich mit zusammengekniffenen Augen nach meinem Portemonnaie, will mich vergewissern, dass ich noch der bin, als der ich einige Stunden zuvor nach der Premieren-Party von „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ eingeschlafen bin… „Michel Gondry“ steht in meinem Personalausweis. Alles ist gut. Und die Idee für meinen nächsten Film, die hab ich jetzt auch… Wie soll ich ihn nur nennen? „Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Volume 2“? Hmmm… nein, ich denke „Science of Sleep“ würde ganz hervorragend passen… Jawoll! Vergesst Tim Burton! Vergesst Charlie Kaufman! Ich hab’s auch drauf!

Stimmt! 8/10

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