Liebe Kulturfreunde, wenn Sie ein vollständig sinnfreies Leben führen und nach einer neuen Möglichkeit suchen, um sich zu langweilen, dann könnte es für Sie einen neuen Referenzfilm geben:
Last Radio Show (vorangestellt ist der Name des Regisseurs Altman – stets ein Böses Omen aber Altman hat immerhin in den 70ern einige gute Filme gemacht … ).
Doch Last Radio Show ist eine einzige Zumutung. Trotz großer Namen wie Kevin Kline, Meryl Streep und Lindsay Lohan besitzt der Film weder Charme, Stil noch Story.
Alle Figuren erzählen sich Belanglosigkeiten, reden dabei permanent durcheinander oder aneinander vorbei und als große Klammer dient die letzte Show einer Live-Radio-Show im Mittleren Westen der USA (der sogenannten Prärie).
Eigentlich besitzen diese Liveshows in der Mitte von nirgendwo einen besonderen Charme. Als Zuschauer kann man sich stets darüber freuen, persönlich wahrgenommen zu werden und es kann sogar sehr leicht passieren, dass man dabei zum Beteiligten wird.
Die Musik ist live und die Musiker reagieren mit spontanen Einlagen auf das Publikum. Manchmal kennt man sogar einige Leute, die auf der Bühne sind. Und der eine oder andere fühlt sich nachher ermutigt zu Hause etwas vorzubereiten, was später sogar tatsächlich auf der Bühne gezeigt wird.
Varieté ist jedenfalls, wenn es richtig gemacht wird, ein tolles Erlebnis. Wenn man nach Hause geht, hat man das Gefühl am Ereignis teilgenommen zu haben und stets geht es auch darum, wie der Moderator das Ganze zusammengehalten hat und sein Publikum bedient hat.
Aber in der Last Radio Show, ist der Moderator hässlich wie ein Schwein (Garrison Keillor) und guckt sein Publikum noch nicht mal mit dem Arsch an. Die Show soll nach 30 Jahren das letzte Mal stattfinden aber dieser unterkühlte Moderator ist sich zu schade, um sein Publikum darauf hinzuweisen oder mit einer persönlichen Ansprache darauf zu reagieren.
Stattdessen jingelt sich dieser unansehnliche Mensch von einem Act zum nächsten, singt mal und spricht mal. Bleibt dabei stets frei von jeglicher Ausstrahlung und könnte genauso gut vor einer leeren Studiokulisse auftreten.
Dass so etwas live funktioniert, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen. Denn zu den ungeschriebenen Gesetzen des Showbusiness gehört, dass jeder Moderator einer Show sein Publikum zu lieben hat und dabei Wärme ausstrahlen muss!!! Sonst soll er sich halt einen anderen Job suchen.
Jedenfalls leben alle Liveshows immer vom Charme des Moderators und das gilt natürlich auch fürs Fernsehen. Doch in der Last Radio Show steht ein Mann auf der Bühne, der einfach nur sein Programm abspult und dabei weder Ausstrahlung, noch Schönheit oder Charisma besitzt. Das nimmt dem gesamten Film seine Glaubwürdigkeit.
Hinzu kommt diese unglaubliche Kommerzialisierung der Radio-Shows im Mittleren Westen. Anstatt das hier die Künstler angesagt werden, springen sie zu Klängen des örtlichen Schuhladens auf die Bühne (dessen Jingle sie live spielen) und davor preist der Moderator noch den Rhabarbar-Kuchen von einer ansässigen Konditorei an.
Das ist nicht charmant, sondern einfach nur unerträglich und hierzulande kann man sich beim besten Willen auch nicht vorstellen, weshalb man so eine Show am Leben erhalten sollte.
Viel lieber möchte man schon nach den ersten Minuten lauthals: Aufhören! Schreien.
Ob das jetzt an unserer Kultur liegt, für die Sponsoring noch ein relativ neues Phänomen darstellt oder an der Qualität des Dargebotenen lässt sich nur schwer entscheiden (schließlich bleibt es doch immer nur Kleinkunst).
Eine Tatsache ist jedenfalls, dass es hierzulande keine derartig durchkommerzialisierte Radioshow gibt. Wenn man überhaupt noch an Radioshows denkt, landet man automatisch bei den öffentlich rechtlichen Sendern (zumeist Sonntagsvormittags) und wenn man an eine funktionierende Varieté-Show denkt, dann an die Schmidtshow aus Hamburg.
Aber all das hat mit der Last Prärie Show nichts zu tun.
Denn überall lieben die Moderatoren ihr Publikum und nehmen es ernst. Egal ob sie nun Friedhelm Mönter, Corny Littmann oder Thomas Gottschalk heißen.
In der Last Radio Show sieht man dagegen einen total hässlichen und vollkommen ignoranten Moderator.
Da helfen weder Lindsay Lohan (die unter ihren Möglichkeiten bleiben muss), noch Meryl Streep (die immerhin ganz schön gut aussieht und nett singen darf), oder Kevin Kline, der als Security-Mann eine besondere Rolle spielt und noch am ehesten derjenige ist, der in der leicht übergeordneten Story, mit mysteriöser Blondine im weißen Trenchcoat, das Ganze etwas spannender machen könnte.
Aber so schlecht, wie der Film ist, wird auch diese Möglichkeit nicht ernst genommen. Das Ganze wirkt allerhöchstens wie ein misslungener Abklatsch aus dem Himmel über Berlin und geht insgesamt - angesichts des ganzen belanglosen Gehampels – unter und hat sowieso keine Konsequenzen auf die eigentliche Geschichte.
Der Film ist deshalb nichts als üble Zeitverschwendung und eindeutig das Werk eines Regisseurs, der nichts mehr zu erzählen hat. Schade eigentlich. Aber die besten Filme macht ein Filmemacher nun mal, wenn er noch etwas will.