Türkisch für Anfänger - Staffel 2
(Universum Film)
Momentan ist eine kleine Revolution im deutschen Fernsehen zu beobachten. Die heimischen Produktionsstätten versuchen, eben nicht nur schlechtere Kopien der ausländischen TV – Serien zu erstellen, sondern gute Ideen umzusetzen, auf das heimische Publikum umzuschreiben, und die hier geltenden Gepflogenheiten mit einfließen zu lassen. So entstehen Serien, die ein Spiegelbild einer modernen deutschen Gesellschaft darstellen. Dies ist stellenweise ironisch überspitzt, scheut sich nicht, in Maßen politisch unkorrekt zu sein, hegt aber immer ein Gefühl für seine Charaktere, ohne diese nur bloßzustellen. Zeigte uns Stromberg noch einen typisch deutschen kleingeistigen Spießbürger mit seinen Vorurteilen und Ansichten, geht man bei Türkisch für Anfänger einen Schritt weiter. Hier sieht man erstmals einen Clash der Kulturen, wie er doch eigentlich tagtäglich in Deutschland stattfindet. Vorurteile beiderseits treffen aufeinander, kulturelle Gepflogenheiten müssen kombiniert, und jeweils von dem Anderen akzeptiert werden. Das dies mit einer angenehmen Ironie, locker und ohne moralischen Zeigefinger geschieht, ist der große Bonus von Türkisch für Anfänger!
Die pubertierende Lena (eine unglaublich natürlich wirkende und talentierte Josefine Preuß, vielen Kids ein Begriff durch die Serie Schloss Einstein) hat ein Problem. Ihre Mutter Doris (Anna Stiebich – Polizeiruf 110) hat sich in einen türkischen Polizisten namens Metin (hervorragend besetzt mit Adnan Maral wieder den Kids aus Die wilden Kerle bekannt) verliebt. Dieser zieht nun in die Berliner Wohnung von Doris, und bringt seine zwei Kinder mit. Da wären der ebenfalls pubertierende Cem mit seinen Macho-Allüren und die erzkonservative und strenggläubige Yagmur, welche ab sofort das Zimmer mit Lena teilen soll. Das sich in dieser Konstellation einer multikulturellen Familie Probleme anbahnen ist vorprogrammiert. Auch wenn Doris und Metin alles versuchen, die Dickköpfigkeit der Kinder in den Griff zu bekommen, dies in Verbindung mit der Begabung, nahezu alle Fettnäpfchen mitzunehmen sorgen für viel schrägen Zündstoff.
Die Regisseure Christian Ditter und Oliver Schmitz sorgen auch in der zweiten Staffel von Türkisch für Anfänger, dass die Stärke dieser Serie nicht verloren geht. Hier kann man wirklich sagen, dass dies wahre Comedy ist. Situationskomik wird gepaart mit frischem Humor, der nötigen Prise Respektlosigkeit, ohne dabei seine Figuren bloßstellen zu wollen. Beide Kulturen werden gleichermaßen ernst genommen, ohne dabei den dort innewohnenden Witz aus den Augen zu verlieren, aber eben auch nicht ständig bemüht, nur witzig zu sein. Somit liefert Türkisch für Anfänger einen recht realistischen, obwohl stark überspitzten, zum Teil auch klischeebeladenen Einblick in deutsche Patchwork - Familien.
Das so eine Serie neben guten Drehbüchern auch eine funktionierende Gruppe von Schauspielern braucht, ist hier sehr wichtig. Aber die Konstellation dieser Gruppe ist nahezu über jeden Zweifel erhaben. Absolutes Glanzlicht ist die junge Josefine Preuß, aus deren Perspektive das Geschehen erzählt wird, die aber durch eine natürliche Art zu spielen sofort begeistert und mitfiebern lässt. Aber auch der Rest der Crew ist ausnahmslos positiv zu bewerten.
Die vorliegenden Folgen der zweiten Staffel sind dem TV – Niveau entsprechend in Dolby Digital 2.0, und liefern hier einen sauberen Stereosound. Das Bild ist sauber und klar im 1,78:1 Format. An Bonusmaterial liegen die serientypischen Audiokommentare, Outtakes, Interviews oder Deleted Scenes vor.
Türkisch für Anfänger liefert hervorragende Unterhaltung auf nahezu gleichbleibend hohem Niveau. Die Veröffentlichung aus dem Hause Universum Film glänzt durch eine liebevolle Umsetzung, die es zu einem wahren Vergnügen macht, sich die eh schon guten Folgen in dieser gelungenen Box immer und immer wieder angucken zu wollen, denn sie liefern neben der kurzweiligen Unterhaltung auch tiefe, teils ironische Einblicke in zwei unterschiedliche Kulturen, zeigt aber eben dort auch die Möglichkeiten auf, Brücken zu schlagen. So schafft diese Serie auf leichte Art das, was jahrelange Integrationsarbeit der Politik nicht auf die Beine stellen konnte. Ein wirkliches gemeinsames Miteinander!
CFS