Erster von zwei Ausflügen vom sonst als Regisseur von Erotikthrillern und Adultfilmen bekannt gewordenen Gregory Hippolyte Brown a.k.a. Gregory Dark in das Gefilde des Actiongenres, vor Ryder (1990) (und die Tätigkeit als Line Producer für Andrew V. McLaglens Malko: Eye of the Widow (1991) nicht mitgezählt.) Dark wählt dabei hier wie dort Wings Hauser für seine Hauptrolle oder wird von diesem als Regisseur auserwählt, wer weiß das schon; wobei eine konkrete Antwort darauf schon nicht ohne Interesse wäre, zumal Hauser auch mehrfach als Director tätig war, mit bescheidenen, nicht gleich schlechten Ergebnissen übrigens, und auch nicht immer von dem besten Drehteam und den großen Finanzen, ergo wie den hier gleichen eingeschränkten Bedingungen an seiner Seite gestählt:
Um 1994 hat eine verherrende Epidemie die halbe Weltbevölkerung ausgelöscht, anschließend wurde die Erde in sogenannte Pestzonen eingeteilt. Auf der einen Seite frei lebend die Gesunden. Auf der anderen Seite eingesperrt die Infizierten, außerdem die 'Zero Men', die nicht ansteckend, aber selber nur eine Lebenserwartung von mehreren Monaten hatten und entsprechend auf Krawall gebürstet waren. Als während einer Gefangenentour der inhaftierte 'Nullmensch' Decker [ Brion James ] mitsamt seiner Mitstreiter Snake [ Sy Richardson ] und Gordon [ Joe D'Angerio ] ausbricht und dabei auch Leila [ Pamela Ludwig ], die Tochter eines Konzernobersten entführt, engagiert der in sie verliebte Chauffeur Chaz [ Jeffrey Combs ] den ebenfalls als 'Nullmensch' deklarierten John Luger [ Wings Hauser ] zu ihrer Befreiung. Gemeinsam machen sie sich in die Pestzone auf.
In Ryder spielt man im Grunde in einer überzogenen Gegenwart, wird dort vom GESTAPO-ähnlichen Aufräumen eines Polizeitrupps unter dem 'Gesindel' der Straßen von Los Angeles im Auftrag eines amtierenden Bürgermeisterkandidaten und mithilfe eines heimlich in die Wirbelsäule angebrachten elektronischen Stimulus erzählt. Hier ist das Subgenre ebenso futuristisch und ebenso Dystopie, aber eher Post-Apokalypse und mit der Ursache des Untergangs der normalen Welt durch einen Virus derzeit (Anfang 2021) sogar ein wenig mit Aktualität, natürlich zufällig nur gewählt. Der Bezug selber ist entsprechend dünn – wenn irgendwo auf der Welt ein sensationshaschender Anschlag verübt wird und man gerade einen Attentatsthriller älteren Datums schaut, verbindet man die Realität auch nicht automatisch mit der Fiktion, selbst wenn Überschneidungen in der Vorgehensweise oder im Anschlagsziel bspw. existieren sollten – , aber er ist da bzw. kann da sein; was dem zugrundeliegenden Film hier entsprechend noch Rückendeckung der zusätzlichen Aufmerksamkeit hergeben kann. Abgesehen davon wird gleich in der ersten Szene buchstäblich mit dem Leben gespielt, eine Art extravagantes Russisch Roulette, nur nicht einfach mit dem geladenen Revolver, sondern der Kettensäge am Hals oder auch der Bärenfalle als Mutprobe direkt vor dem Gesicht.
Erwähnen sollte man auch noch die Frisuren der Darsteller, Hauser ist erblondet hier, also aufgehellt, was noch normal im Vergleich zu seinem später noch auftretenden filmischen Kompagon James (auch Ryder, aber auch Maniac City natürlich) ist. James sieht aus wie der Pumuckl, allerdings im Endstadium, mit fortgeschrittenen Haarausfall und zusätzlich mit schwarzem Fünf-Tage-Bart, also ein Bild für die Götter quasi, wo man gar nicht weiß, ob das zum Lachen oder doch zum Fürchten und einfach nur zum Schießen ist. Geschossen wird dann tatsächlich auch bald, erst einzeln nur, zum Erledigen der Wachmannschaft und auch der Grenzkontrollen, die Gegend hier ist auch präfinal, eine Industriebrache nebst Schrottplatz und Slumansammlung; in Sachen Worldbuilding und Personenführung macht der Film keine halben Sachen und keine Kompromisse, alles sieht elend aus und alles ist dem Tod näher als dem Leben hier.
Abgesehen von der vertrockneten Schutt- und ausgebrannten Müllhalde als Schauplatz hier, landet man nach dem Zusammenzählen der Zutaten "No-Go Area", "entführte Präsidententochter", "hilflose Polizei" und "Gauner auf Selbstmordkommando" natürlich schnell bei Carpenters Die Klapperschlange (und durch die eingeschnittenen Newsbeiträge von Mario Machado und Mary Ingersoll auch erneut beim RoboCop), die Unterschiede sind neben eben der Location aber noch dem Qualitätsgrad paar Stufen niedriger, dem Budget natürlich auch, der darstellerischen Leistungen selbst der drei bekannten Namen ebenso, also allem eigentlich. Dafür werden allerdings andere Sachen aufgefahren, ein Blick teils in den Ekel oder auch den Horror: Decker leckt erst sein eigenes Blut ab, bemalt dann das Gesicht seiner Geisel damit und anschließend gibt's noch den Zungenkuss in Großaufnahme, wobei auch später ein von ihm zerstörtes 'Dorf' in der Wildnis bzw. das Sichten des Endergebnisses des Massakers mit abgetrennten Beinen, abgehackten Köpfen und aufgeschlitzten Leibern etc. kein Anblick für die Sanftmütigen ist. Dafür lässt die Action (trotz Stunt Coordinator Brian Smrz) viel zu wünschen übrig, die erste Konfrontation beider Gruppierungen gibt es Ende des zweiten Drittels, passieren tut da allerdings nicht viel, sowieso schleicht das Ganze eher behäbig und wie im Sande steckend vor sich hin, interessante Details wie eine Art Schlachthof/Leichenzählwerk/Nahrungszentrale in einem mitten in der Einöde gehen auch etwas unter und der Film findet (abgesehen von einer Verbrennungsszene mit Benzin und Bunsenbrenner vor johlenden Publikum, und einer Art Transvestiten-Divine, die sich aus einer an der Wand hängenden Perücke 'schält') analog zu seiner porträtierten Ödnis im Sterbeprozess keine richtige Dramaturgie und auch sonst wenig Tempo oder Sinn.