Ein harter Brocken, den die 3 Regisseure da dem Zuschauer vorsetzen: Ein Dokumentar Film über einen ziemlich verrückten Serienkiller, der jedoch dem Kamerateam und auch dem Zuschauer zumindestens auf zwischenmenschlicher Ebene immer näher zu kommen scheint...
Und wenn es wenigstens ein "guter" Auftragskiller wie z.b. Jean Reno als "Leon - Der Profi" wäre, aber nein, die Hauptperson Ben ist ein ziemlich eingebildetes, überhebliches und geistesgestörtes Arschloch, dass nicht aus höheren Beweggründen tötet, sondern einfach aus Spaß und um an Geld zu kommen. Wer dabei die Opfer sind, spielt keine Rolle, Mann, Frau, Renterin, sogar Kinder - egal. Hauptsache, es ist Profit in Form einer gefüllten Brieftasche zu erwarten. Danach müssen die Leichen natürlich noch beseitigt werden, was Ben erst alleine, später mit Hilfe der Filmcrew in einem alten Stausee erledigt. Faustregel ist hierbei: Das Gewicht des Ballastes der Leiche muss 4 mal so hoch sein wie ihr Eigengewicht (bei Kindern nur 2 mal), sonst kommt die Leiche wieder hoch. Nach getaner Arbeit begleiten wir Ben beim idyllischen Familien- und Nachtleben, bei dem schon mal eine Frau vergewaltigt und dann aufgeschlitzt wird.
Das alles zeigt uns der Film schonungslos, wie......ja wie ein Dokumentarfilm eben. Es wird immer drauf gehalten, egal was passiert und wie die Stimmung ist.
Und das schlimme dabei ist, man beginnt mit der Filmcrew und Ben zu symphatisieren. Obwohl er doch geistes gestört ist, ist er doch in einer Form liebenswert, zum Beispiel wenn er über die Vereinsamung in Neubauwohnung redet oder mit seiner Freundin Kammermusik ausübt. Oder eines seiner mehr oder weniger gelungen Gedichte rezitiert...
Und zu schmunzeln gibts auch noch, auch wenns noch so makaber wirkt: Da schießt Ben zum Beispiel während seiner Geburtstagsfeier mehr oder weniger absichtlich einem Gast in den Kopf und während alle anderen ziemlich betreten weiter in ihrem Kuchen herumstochern, tut Ben so, als sei nichts passiert. Was diese Szene so komisch macht ist, dass wir alle sowas schon mal erlebt haben, wenn auch nun nicht gerade mit einem Mord. Jemand sagt bei gedecktem Tisch was unangebrachtes und schwupps, ist die Stimmung am Tiefpunkt.
Und genau das macht auch den Reiz dieses Films aus, so abstoßend und ekelerrend alles auch ist, so bekannt kommt es einem auch vor, sei es nun aus dem eigenen Leben, aus anderen Dokumentarfilmen oder überhaupt aus Filmen, blos dass es hier weit über die Grenze hinaus getrieben wird. Und so sieht man trotzdem hin, obwohl einem der Verstand sagt: "Schalt aus, das willst du doch überhaupt nicht sehen!"
"Mann beißt Hund" ist ein kleines Meisterwerk, denn so eine intensive Wirkung zu erzielen und noch dazu so hintergründig zu sein, das schaffen nur wenige Filme. Dazu noch ein absolut grandioser Hauptdarsteller (er spielt nicht Ben, er IST Ben) und viele interessante und liebenswürdige Nebencharaktere....
Unbedingt ansehen, Sie werden es nicht bereuen!
10/10
Noch ein Nachtrag: Ich würde jedem dringlichst empfehlen, sich die O-Ton Fassung mit Untertiteln anzusehen. In der Synchronfassung verliert der Film einiges an Reiz.