Kontrovers und provokativ:
Mit grobkörnigen und verwackelten Schwarzweissbildern (ein paar Jahre vor “The Blair Witch Project“, der sich im Vergleich zu diesem Film wie ein hübsches Märchen verhält) werden die ZuschauerInnen in diesem belgischen Kultstreifen “bearbeitet“.
Ben begeht, anscheinend ohne Motive, nach Lust und Laune mehr als 25 brutale Morde. Dabei tötet er auch ein Kind und vergewaltigt eine Frau. Zwischen den Delikten gibt er Details über seine Taten wieder, philosophiert über die Liebe, Frauen, Architektur und moderne Kunst oder rezitiert Gedichte. Er besucht seine Grosseltern, seine Mutter und trifft sich mit seiner Freundin. Das triviale Alltagsleben des Killers, oder sagen wir lieber, des durchgeknallten Serienmörders, steht in krassen Gegensatz zu den Morden, die an Intensität kaum zu überbieten sind. Dabei wird weniger auf Blut und Gedärme Wert gelegt, als auf eine realistische Darstellung.
Das Ganze ist extrem zynisch und eine tiefschwarze und bitterböse Anklage gegen die ganzen Reality-TV-Programme und den Sensationsjournalismus. Die Regisseure und Autoren kreierten hier eine ätzende Mediensatire, die weitab von ästhetischen Hochglanzfilmen wie z. B. Oliver Stones “Natural Born Killers“ oder Ruggero Deodatos blutgetränktem Debilenschocker “Cannibal Holocaust“ ist.
Die Zuschauer werden ebenso in die Ereignisse hineingezogen wie die Filmemacher, die vom irren Ben immer mehr beeindruckt sind. Anfangs noch distanziert und beobachtend, erliegen sie selbst der Faszination der Gewalt und der Macht über Leben und Tod. Einmal mehr taucht die Frage auf: Produziert oder reflektiert Film Gewalt?
Ähnliche intensive Filme über Gewalt sind John McNaughtons “Henry: Portrait Of A Serial Killer“ (USA 1986), Michael Hanekes “Funny Games“ (Österreich 1997) und der französische “Baise-moi“ (2000).
“Mann beisst Hund“ gewann u. a. in Cannes den “Internationalen Kritikerpreis“