Achtung SPOILER
Das Filmdebüt dreier Studenten aus Belgien ist ein umstrittenes Meisterwerk!
Die Pseudodokumentation beschreibt den Alltag des Mörders Ben. Dieser wird von einem Kamerateam bei seinen Mordzügen begleitet um seine Taten zu dokumentieren....
Killer Ben mordet was das Zeug hält und philosophiert zwischen Erschießungen, Totprügelei und Leichenbeseitigung über Gott und die Welt.
Ähnlich wie bei „Natural Born Killers“ wird auch hier die Sensationsgeilheit der Medien aufgezeigt. Im Falle von „Mann beißt Hund“ aber etwas eindeutiger als in dem Oliver Stone Meisterwerk. Das kommt ganz einfach durch den pseudodokumentarischen Erzählstil von „Mann beißt Hund“, der es dem Zuschauer etwas leichter ermöglicht durchzublicken. In schwarz/weiß Bildern sieht man Ben bei der „Arbeit“, nur selten mit Musik untermalt und mit sparsam eingesetzten Schnitten. Dadurch gewinnt der Film eine Realitätsnähe wie man sie nicht erwartet hätte. Die dargestellten Morde wirken, durch den eher zurückhaltenden Einsatz von Splattereffekten extrem real und schocken den Zuschauer durch ihre Plötzlichkeit. Zwischen den Morden erklärt Killer Ben wie man am besten vorgeht, wie man nicht erwischt wird, wie man sich der Leichen problemlos entledigt und über hässliche Wohnviertel in Frankreich.
Der Film bietet eine Steigerung nach der nächsten. Ist man am Anfang noch total verdutzt über die gezeigten Morde und die gesprochenen Dialoge (was ja widersprüchlicher nicht sein kann...), so wird man im weiteren Verlaufe des Films vom Grauen gepackt. Anfangs neigt man noch über die Konfusität und den Zynismus des Gezeigten zu schmunzeln, doch spätestens bei der Szene in der Killer Ben eine Familie (samt Kind) umbringt, macht sich blankes Entsetzen über das Gezeigte breit. Da wirkt es fast wie eine Groteske, wenn man diesen kaltblütigen Menschen in der nächsten Szene am Klavier sitzen sieht oder mit seiner Familie am Tisch wo über alte Zeiten geplaudert wird....
Die Medien, im Film repräsentiert durch das Kamerateam, kommen in dieser bösen Satire noch schlechter weg als Wayne Gale aus „Natural Born Killers“, da sie im Laufe des Films quasi zu Bens Komplizen werden. Es kommt sogar so weit, dass das Kamerateam zusammen mit Ben im Alkoholrausch ein junges Ehepaar überfällt. Die Frau wird vom gesamten Team vergewaltigt..... und am nächsten Morgen ausgeweidet auf dem Küchentisch entdeckt und gefilmt, der Mann tot auf der Spüle! Auch bei der Vertuschung der Morde wird kräftig geholfen und konkurrierende Kamerateams, die die gleiche Idee haben(!!!) und einen anderen Killer begleiten, werden auch gleich bei Seite geschafft (zwar mehr zufällig, aber na ja...). Die Medien kommen bei diesem Film wirklich schlecht weg. Wie sie allerdings arbeiten zeigt der Film dennoch auf, zwar auf extreme Weise, aber Parallelen zur Wirklichkeit gibt’s auch (zB. das Geiseldrama von Gladbeck, hier wurden die Geiselnehmer quasi auch von Kamerateams begleitet, sie gingen in ihrer Sensationsgeilheit sogar soweit den Geiselnehmern Kaffee (!!!!) zu holen nur um ein längeres Interview zu ergattern). Auch der Verlust mehrere Mitglieder des Teams hindert sie nicht daran weiter zu drehen, denn es wird fix für Ersatz gesorgt. Dem Verstorbenen wird dann noch eine kleine Rede auf Zelluloid gesprochen, die mit den Worten „Dieser Film ist dir gewidmet...“ endet, und dann wird munter weitergedreht denn alles was zählt sind die spektakulärsten, grausamsten, unglaublichsten Bilder die man um jeden Preis ergattern muss. „Mann beißt Hund“ ist mit Sicherheit ein Film der von vielen Leuten falsch verstanden werdenkann. Menschenverachtung, extreme Gewalt dazu zynische Dialoge und stellenweise makabere, ja schon fast abartige Komik Das ist mit Sicherheit kein leichter Stoff und nicht gerade für einen gemütlichen Sonntagabend geeignet. Wer sich allerdings nicht immer nur unterhalten lassen will, sondern auch mal zwischen den Zeilen lesen möchte und auch vor heftiger Filmkost nicht zurückschreckt, der dürfte keine Verständnisschwierigkeiten bei dieser bösen, extrem zynischen Abrechnung mit dem Reality TV haben. Ganz im Gegenteil... es müsste eigentlich ein Sturm der Begeisterung über diesen wirklich einmalig guten und innovativen Film geben.