Der 1992 erschienene Film ist grobkörnig in schwarz-weiß gedreht und erweckt so den Eindruck eines Dokumentarfilms.Ein Serienmörder wird bei seiner "Arbeit" von einem Filmteam begleitet.Was "Mann beißt Hund" in Deutschland auf den Index brachte ,ist die völlig kommentarfreie Darstellung von Gewalt.Ganz im Gegenteil,der Mörder wird einem sogar näher gebracht.Ben ist ein intelligenter,reflektierender aber auch zynischer Zeitgenosse.Er parliert charmant über Frauen ,die Liebe und bewegt sich stilsicher in intellektuellen Kreisen. Er hat Familie und lebt auch ansonsten in einem ganz normalen kleinbürgerlichen Milieu.Unauffällig eben,wenn da nicht sein Beruf wäre.Sein Geld verdient er nämlich mit kalkuliert wahllosem Mord.So sehr diese Gewaltexzesse zunächst schocken,mit der Zeit gewöhnt man sich daran und entwickelt Interesse am Protagonisten.Das geht dem Zuschauer so (auch bedingt durch die unmittelbare Ansprache ),das geht aber auch den Männern des Filmteams so.Bis diese schließlich sogar zu Mittätern werden.Und damit sind wir auch schon bei der Crux von "Mann beißt Hund",inwieweit werden wir durch die immer brutalere Gewaltdarstellung in den Medien abgestumpft und letztendlich mitschuldig?
Die belgischen Filmemacher Belvaux,Bonzel und Poelvoorde (Mann beißt Hund ist leider ihr einziger Film geblieben ) setzen dabei auf tiefschwarzen Humor.Es hat schon was,wenn ein tieftrauriges Mitglied des Filmteams den Streifen diversen Tontechnikern und ihren Freundinnen widmet und im nächsten Moment mit dem Mörder ein Bierchen zischt.Man geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen.
Das Interessante an "Mann beißt Hund" ist die Verwischung der Grenzen.Ab wann wird man Mittäter? Beginnt es bereits beim zur Seite schieben einer Leiche,beim belanglosen Plausch mit dem Täter (anstatt ihn anzuzeigen ),oder doch erst bei der aktiven Teilnahme an einer Vergewaltigung?Zu Beginn sind wir alle auf Seiten des Filmteams und aus diesem Dilemma kommen wir nicht mehr raus,das macht die Stärke des Films aus.Deswegen ist er zu Recht mit etlichen Preisen ausgezeichnet worden.
Noch eine kleine Bemerkung am Rande,inzwischen sind wir wohl von dem entworfenen Szenario nicht mehr weit weg,man denke nur an die Bilder von der Ermordung Saddam Husseins.Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.