Benoit Poelvoorde, den man jüngst in einer äußerst albernen Komödie im Privatfernsehen sehen durfte, ist hier in einer absoluten Glanzrolle zu sehen, in einem absoluten Geheimtipp des Independent-Kinos aus Belgien! Ein paar mal kam der Streifen sogar ungeschnitten in den Dritten, und als ich ihn das erste Mal sah bot sich mir ein ultraderber, hochsatirischer Augenöffner der Spitzenklasse, der ein heutzutage immer brisanter werdendes Thema aufs Korn nimmt – den Sensationsjournalismus. Was beispielsweise Ruggero Deodato 1979 mit seinem berühmt-berüchtigten „Cannibal Holocaust“ ebenfalls nicht unversucht ließ, aber kläglich an seinem eigenen Willen scheiterte, bringen Belvaux, Bonzel und Poelvoorde hier zur absoluten Perfektion. Ein Team aus Studenten begleitet einen waschechten Profikiller bei seiner Arbeit und dokumentiert die Tüchtigkeit des schmierigen Kleingangsters per Kamera, um heißes Material für die schulischen Arbeiten zu sammeln. Während zu Beginn nur harmlos umherdokumentiert wird und eine dialoglastige Szene die nächste jagt, kommt man im Laufe des Films mehr und mehr zur Sache: das Team wird zunächst Zeuge von Mord und Totschlag in seiner schmuddeligsten und brutalsten Form; später jedoch sind sie so tief im Strudel mit drin, dass sie zu Mitwisser werden – sie helfen beim Verstecken der Leichen und schauen auch bei den Morden immer tiefer in die Szenerie hinein, bis es auch Tote zu beklagen gibt...wie das ganze am Ende aussieht, ist vorhersehbar.
Ein bahnbrechender, bitterböser Streifen. Die Morde dieses komplett in schwarzweiß gefilmten Reality - Schockers grenzen in ihrer Schonungslosigkeit und Schmuddeligkeit schon an Snuff (auch wenn alles natürlich nicht echt ist), Poelvoorde gibt hier eine glaubwürdige Leistung ab und mimt den durchgeknallten Auftragsmörder mit erschreckender Präzision und Hang zum Detail. Gnadenlos und ehrlich wird hier das Thema Sensationsjournalismus an den Pranger gestellt, und eine ganze Menge Filmemacher könnten sich meiner Meinung nach mal eine Scheibe von diesem durchweg unbekannten Undergrounder abschneiden. Realistisch arbeitet eine emsige Handkamera an der schmutzigen Darstellung der thematischen Umsetzung, und das Multitalent Poelvoorde geizt nicht mit Gewalt – so ist es beispielsweise nicht wie in McNaughtons bekanntem X-Rated-Hammer „Henry“, dass viel im Off geschieht – hier wird jeder auch noch so schmutzige Gewaltakt exzessiv eingefangen, und das in ein verwackeltes Bild, welches man wenig später auch in „Blair Witch Project“ zu sehen bekam. Doch es ist klar, worum es dem Regisseur ging, und dementsprechend hoch ist der Anspruch des Films, der immer wieder mit sarkastischem Humor gewürzt dem Voyeur (Zuschauer) vor die Füße gekotzt wird.
Klare Sache, sollte man definitiv gesehen haben. Ein schmutziges Stück Dreck von einem Film, welches den Nagel auf den Kopf trifft. Ich will ihn auf DVD! Ich will!