Tal der Wölfe ist eher ein wichtiger als ein guter Film. Denn als erster Film erklärt er, warum keine Ruhe in die Krisenregionen des Iraks einkehren kann.
Man sieht arrogante, selbstherrliche Amerikaner, die landestypische Sitten ausnutzen, um Hochzeiten aufzumischen und Zivilisten zu erschießen. Das hat man vor „Tal der Wölfe“ nicht gesehen. Stets sollte die Welt glauben, die Amerikaner hätten den Diktator besiegt und dem Volk die Freiheit gebracht. Aber das Volk ist undankbar und reagiert mit Terror.
Regisseur Serdar Akar zeigt dagegen, dass die Amerikaner das Land nicht vor Terror schützen, sondern mit eigenem Terror überziehen. Für ihre Zwecke binden sie Landesfürsten ein oder ermorden sie, drangsalieren die Zivilbevölkerung und töten sie aus einer Laune – stets ohne Konsequenzen für die Soldaten.
Eine furchtbare neue Weltordnung. Erstmals versteht man, woher die Motivation für die täglichen Terroranschläge in Bagdad und Umgebung herkommen kann.
Zwar sind einige Situationen etwas zu überspitzt dargestellt, beispielsweise gibt es keinerlei Hinweise auf den im Film gezeigten Handel im Gefängnis. Aber andererseits haben die Filmemacher den sexuellen Missbrauch in Abu Ghraib, den die Aufseher an den Häftlingen verübt haben, nur sehr verharmlosend gezeigt und den kann man in der islamischen Welt durchaus mit Verlust der Würde und damit dem Handel von ihrem tiefsten Inneren gleichsetzen.
Allerdings hat der Film auch einige Schwächen.
Das fängt bereits in der Eingangssequenz an. Ein türkischer Offizier begeht Selbstmord, weil er nicht für sein Land sterben durfte und bittet seinen Bruder, in dem Abschiedsbrief ihn zu rächen. Da fragt man sich natürlich, wie man jemanden rächen kann, der sich selber das Leben genommen hat – oder warum der Mann sein Anliegen nicht selber erledigt – die Ausbildung dazu hat er doch.Naja. Dann fängt die eigentliche Story an. Der türkische Supermann Polat Alemdar (Necati Sasmaz – leider etwas schwach) kommt ins Spiel und nimmt es mit den Amerikanern auf.
Alles recht klassisch aufgebaut mit typischem Showdown und einer direkten Mann gegen Mann Konfrontation am Schluss, wie in einem alten Western. Nebenbei erfährt man allerdings doch so einiges über den Islam (der Film verdammt übrigens Selbstmordattentate als nicht-religionsgemäß) und auch über die Motivation des amerikanischen Befehlshabers (Billy Zane – ganz passabel). Das ist gut eingebaut und wird auch durch mehrere Actioneinlagen nicht langweilig.
Etwas schade ist allerdings, dass der große Held Polat Alemdar (Sasmaz) in Verfolgungssituationen wie ein ängstliches Kaninchen guckt und damit jegliche Souveränität verliert (hat der Regisseur das nicht bemerkt?). Unpassend ist auch, dass die meisten amerikanischen Soldatendarsteller keinerlei Schauspieltalent besitzen und aussehen, als wenn sie vom Pornocasting kämen.Auf der Haben Seite verbucht der Film allerdings die Schauspielerin Bergüzar Korel. Die ist sogar mit Kopftuch eine Schönheit, wie man sie nur selten sieht. Brutal gut ist auch der Erhan-Darsteller Erhan Ufak. Der hat eine Präsenz wie Daniel Craig. Wenn man ihn sieht, denkt man: Wow, es gibt einen türkischen James Bond. Vermutlich wäre er auch der bessere Hauptdarsteller.
Insgesamt gibt es also einige Schwächen bei den Darstellern und auch bei der Inszenierung, aber wichtiger ist, dass sich jemand getraut hat, zu zeigen wie Amerikaner die irakische Zivilbevölkerung terrorisieren.