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Einstweilen wird es Mittag

Gesehene Version: VHS

Inhalt:
Der Film dreht sich um eine Studie, die im Jahre 1933 erschienen ist und mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, von diesen vernichtet wurde. Die Forscher mussten emigrieren. Die Studie der drei jüdischen Forscher befasst sich mit dem Problem der Arbeitslosigkeit, die Auswirkungen auf das Individuum sowie soziologische Aspekte in der Gesellschaft im Marienthal. Dabei gewinnen die Forscher zunächst das Vertrauen der Bewohner von Weiszenberg in Österreich. Anschließend beobachten sie sie, interviewen sie und verwickeln sie in Gespräche um so eine Aussage über die Auswirkungen von Dauerarbeitslosigkeit auf die seelische Gesundheit treffen zu können.

Charakteristik:
Der Film beginnt mit einer Kampfrede des Gewerkschafters im Jahre 1929, zur Zeit der ersten großen Weltwirtschaftskrise. „Wir haben einen Baum gepflanzt (…) Arbeitszeitregelung, Lohnerhöhung, Sozialwohnungen, und dieser Baum trägt Früchte, die wir weiter pflegen müssen wie bisher“. Es ist die Zeit in der „die Fabrik“, ca. 50 % der Arbeiter und zugleich Bewohner des Dorfes entlässt. Eine Schließung mag man sich gar nicht vorstellen. Im Geiste dieser golden Zeiten der früheren Zwanziger. Dies wird prächtig in Farbe präsentiert. Doch allmählich wechselt die frohe Farbe in schwarz – weiß. Vier Jahre später:Eine jüdische Forschergruppe der Universität Wien möchte die Auswirkungen von Dauerarbeitslosigkeit erforschen. Zunächst wollen sie das „Vertrauen der Arbeitslosen gewinnen“. Sie verschenken Kleidung und versuchen so eine gute Stimmung für die Studie zu gewinnen. Zunächst beobachten die Forscher das Verhalten. Doch viel ist nicht zu beobachten, außer Männern die rumstehen, rumhocken, Karten spielen und saufen. Das Geld wird knapp, da steht in der Zeitung, „der berühmt berüchtigte AL Capone lässt jeden Tag für 400 $ Essen an die Bedürftigen austeilen. Es zeigt zum einen, das dass Verbrechen immer mehr im aufkommen ist, genau wie im Film. Zum anderen sehnen sich die Menschen nach Hoffnung, vielleicht einem Retter. Die Fabrik, die quasi die Identität der Arbeiter ist hält die Arbeiter hin. Sie hoffen immer noch nach einer kurzen Durststrecke in der Fabrik arbeiten zu können. Es scheint Hoffnung aufzukeimen als ein junger Mann auf dem Fahrrad verkündet, „der Tschech kommt“ und alle stehen hoffnungsvoll vor den verschlossenen Toren der Fabrik. Nichts, nichts so wie der Alltag der Arbeiter. Den Frauen geht es soweit gut. Sie haben einen Schnittkurs begonnen, sie sind ja auch nicht „Arbeitslos“. Aber die Männer begeben sich in Ohnmacht, Verzweiflung, Resignation oder flüchten sich in Opportunismus. Die Gegend ist heruntergekommen. Keine Autos, kein Leben in der Dorfmitte, die Fassaden bröckeln, das nimmt der Zuschauer wortlos, fast Tonlos auf. Inzwischen schreibt der Bürgermeister an den nächst höheren. „Verdacht einer populistischen Unterwanderung der Kommunisten“. Ein Hinweis auf die Zeiten, schließlich haben wir jetzt das Jahr 1933 und in Deutschland und Österreich gibt es immer mehr Übergriffe auf Juden. Zum anderen fühlen sich auch die Männer, als Gegenstand der Untersuchung, bedrängt von den Interviewern. Manche reagieren auch gar nicht. „Wie haben sie sich denn um einen Arbeitsplatz bemüht?“. Wie sollen wir das denn tun?“ Es zeigt die Ausweglosigkeit in dies sich die Arbeiter gedrängt fühlen. Die Fabrik war ihre Heimat, ihr Stolz und ihre Identität und als sie den Arbeitsplatz verloren, verloren sie ihre Heimat, ihren Stolz und ihre Identität. Der Bibliothekar sagt dies ganz deutlich. „Nur das bewaffnete Hirn ringt die bewaffnete Faust nieder“. Doch in diesem Dorf geschieht gar nichts, weder eine Aufstockung des Gehirns, noch ein Aufstand …

Kritik:
Die Regisseurin Karin Brandauer drehte hier einen Film der in den 30ern Spielt, von einer Studie, die 1933 erschien und von den Nazis auf den Scheiterhaufen geworfen wurde, weil arbeitslose Männer nicht ins Menschenbild dieser passten. Und auch heute wenn man den Film anschaut sind die Probleme und Folgen sicherlich ähnlich. Auch heute findet man noch viele Parallelen. Auch Arbeitslose heute haben mit dem materiellen Verlust zu kämpfen, aber viel mehr mit dem Verlust der Bedeutung ihres Lebens. Das Gespür etwas Wert zu sein, etwas zu schaffen, eine Familie ernähren zu können. Viele geraten in eine Identitätskrise, gerade da unsere Welt so kapitalistisch organisiert ist vergisst man auch die psychischen Auswirkungen die ein solcher Arbeitsplatzverlust mit sich bringt. Dies ist hier durchweg gut dargestellt. Auch wenn die Methodik sehr altbacken wirkt, dennoch hat der in „Österreichischer Sprache“ gehaltene Film einen gewissen Charme und könnte so manchen Denkanstoß zum Thema Dauer- und Massenarbeitslosigkeit geben. Sicherlich auch deswegen, da manches zwar drastisch, aber sicher nicht verkehrt dargestellt wird.

Fazit:
Kopfkino aus Österreich

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