Diese deutsch-amerikanische Koproduktion, die 2006 unter der Regie von ex-Videoclip-, jetzt Exploitation-Filmer Martin Weisz entstand und zunächst in Deutschland mit einem später wieder aufgehobenen Aufführungsverbot belegt wurde, weil sich der tatsächliche „Kannibale von Rotenburg“ in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlte, fußt auf jenem ungewöhnlichen Kriminalfall zweier homosexueller Männer, von denen der eine gern gegessen werden wollte und der andere der Bitte gern nachkam. Leider entpuppt sich dieser Versuch der einnahmeträchtigen Ausschlachtung der Thematik als ein über weite Strecken billiges und langweiliges Pseudo-Psychogramm, für die eine Rahmenhandlung frei erfunden wurde, innerhalb derer eine US-amerikanische Studentin nach Deutschland reist, um die Hintergründe dieses Falls zu recherchieren. „Rohtenburg“ gibt sich betont düster und ernsthaft, kommt aber einfach nicht in Fahrt und vergrätzt den Zuschauer mit einer völlig misslungenen Dramaturgie und viel zu viel Alibi-Handlung voller halbgarer Psycho-Klischees. Alles wirkt sehr gekünstelt und wenig authentisch und zieht sich, lediglich die eigentlichen Hauptdarsteller Kretschmann und Huber lassen ihr Talent an einigen Stellen erahnen. Erst im Finale, als es endlich zu dem kommt, weshalb sich der Großteil des Publikums diesen Film überhaupt ansehen dürfte, offenbart „Rohtenburg“ seine Qualitäten, denn das hat es allein schon aufgrund der Thematik in sich, wurde aber auch ansprechend inszeniert. Ein versöhnlicher Abschluss eines ansonsten ziemlich vermurksten Films. Man hätte besser daran getan, einen Kurzfilm draus zu machen. „Cannibal“ von Marian Dora ist eine weitaus bessere Umsetzung des Stoffs und sei allen Hartgesottenen, die von Weisz’ Spielfilmdebüt enttäuscht waren, ans morbide, sensationsgeile Herz gelegt.