Schleimige Sexschlangen
"Shivers" ist schon 100% Cronenberg, obwohl der Bodyhorrormeister noch vollkommen in seiner Findungsphase hätte stecken müssen. Das nenne ich mal früh wissen, wohin man will. "Shivers" ist ein Frühwerk, zu dem andere spätere Meister zu diesem Karrierezeitpunkt nichtmal ansatzweise in der Lage gewesen wären. Cronenberg wurde später zwar noch besser, doch er schuf mit diesem Parasitenterror schon einen der einflussreichsten kanadischen Filme überhaupt, einen rauen Fiebertraum aus spontaner Geilheit und Blutrausch, aus Ekel und Sex, aus Exploitation und Philosophie. Von "High-Rise" über "Demons 2" bis zu Cronenberg selbst orientierten sich fast alle an diesen fiesen Pornoparasiten. Wir folgen ein paar der Bewohner in einem hochmodernen Gebäudekomplex, in dem ein ansteckender Parasit seine geilen Sporen verteilt...
Ein bisschen Romero, ein Wenig Carpenter und schon ganz Cronenberg - "Shivers" ist klein, gemein und mit sich im Reinen. Frigide Klaustrophobiker haben definitiv die A-Karte gezogen. Unfassbar viel Freizügigkeit, Körperflüssigkeiten oder Splatterstoff gibt es (sicher auch budgetbedingt) zwar nicht zu sehen, doch es passt einfach alles. Die Sauce ist insgesamt fein abgeschmeckt und gewürzt. Und die Effekte die man zu sehen bekommt, sind a la bonheur. Ein sich bewegender Wurm im Magen oder direkt zu Beginn die "Sezierszene" sind dafür ideale Beispiele. Spätestens das pessimistische und teuflisch lächelnde Ende hatte mich dann völlig. Wie ein Alptraum aus Lust und Angst, Paranoia und Machtlosigkeit. Über die Nachbarn, die Gesellschaft, sich selbst. Zombies mal ganz anders - spitz und hungrig auf Fleischeslust. Es geht um Triebe und Säfte, das Wir und das Es, das animalische im Menschen. "Shivers" ist einer meiner Favoriten von Cronenberg - das dürfte Kompliment genug sein. Raw und ungezügelt.
Fazit: Cronenbergs erste richtige Regiearbeit ist direkt ein klaustrophobischer und sexueller Ekelschwall, wie nur er ihn erschaffen konnte. Hui und Pfui!