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David Cronenberg (Scanners, Naked Lunch) brauchte knappe zehn Jahre, um auf sich aufmerksam zu machen. Er drehte einige Kurzfilme, sogar ein paar Spielfilme, welche jedoch nie veröffentlicht wurden. Mit "Shivers" konnte er seinen ersten Erfolg verbuchen, produziert wurde der Streifen von Ivan Reitman, welcher auch Cronenbergs zweiten Kinofilm "Rabid" finanzierte. Cronenberg zeigt hier schon auf, wie anders seine Filme doch sind, doch eine gewisse Ähnlichkeit mit George A. Romeros Zombieschocker lässt sich nicht leugnen.

Montréal, Kanada: In einem luxuriösen Apartmentkomplex kommt es zu seltsamen Todesfällen. Der angesehene Arzt Emil Hobbes (Fred Doederlein) hat mit einem Parasiten experimentiert, welcher sich nun rasend schnell verbreitet. Er löst bei seinen Opfern erhöhte Gewaltbereitschaft und ein dringendes Verlangen nach Sex aus. Dr. Roger St. Luc (Paul Hampton) ist völlig ratlos und bald auch ein Gefangener des abgelegenen Gebäudekomplexes. Bald haben sich alle Bewohner in blutrünstige Bestien verwandelt. Roger will eine weitere Ausbreitung verhindern.

Cronenbergs Einstand bietet schon Mitte der 70er Jahre diabolischen Ekel. Die Story dürfte damals noch recht frisch gewesen sein, obwohl sie deutlich an Romeros "Night of the Living Dead" angelehnt ist. Denn auch hier torkeln die Menschen wie Zombies durch die Gegend, sind aber noch am Leben und wurden nicht durch irgendwelche Strahlung, sondern durch einen Parasiten infiziert. Der ist ziemlich klein und sieht aus wie ein schleimiger Fleischbollen. Die Effekte sind für damals auf hohem Niveau, der Plot allerdings kommt nur langsam in die Gänge.

So genehmigt sich "Shivers" locker die erste Filmhälfte, bis sich der Parasit richtig ausbreitet. Vorher lernen wir einige Bewohner des Gebäudekomplexes kennen, zum Beispiel Dr. St. Luc, den unsympathischen Geschäftsmann Tudor (Allan Kolman), seine Frau Janine (Susan Petrie) und deren Freundin Betts (Barbara Steele). Das eigentliche Unheil geht jedoch von Tudor aus. Er infizierte sich beim Fremdgehen mit dem Parasiten. Seine heimliche Geliebte wurde nämlich von Dr. Hobbes als Forschungsobjekt benutzt. Eigentlich sollten die Parasiten medizinischen Zwecken zu Gute kommen, doch der menschliche Körper reagiert extrem auf die ekligen Biester. Die Erklärungsversuche fallen ein wenig dürftig aus, doch das ist kein Hinderniss für den Horrorfan. Allerdings geht alles zu langsam voran. So infizieren sich die ersten Bewohner, der Parasit springt mit Vorliebe ins Gesicht und gerät meist durch den Mund in den Körper. Bei Betts, die sich gerade in der Badewanne entspannt, gelangt er durch eine andere Körperöffnung hinein, diese Szene wirkt auch heute noch ziemlich scheußlich.

Richtige Goreeffekte braucht man nicht erwarten, doch mit Blut wird im späteren Filmverlauf nicht gegeizt. Die Parasiten lösen zusätzlich grässliche Verätzungen aus, deren Opfer werden gewalttätig und sexbesessen. Die Infizierten fallen über die anderen Bewohner her, breiten das Virus dabei aus. Schnell ist fast der gesamte Komplex infiziert und bald fällt es schwer die gesunden von den infizierten Bewohnern zu unterscheiden. Jedenfalls wird "Shivers" in der zweiten Halbzeit richtig gruselig. Besonders die Aussichtslosigkeit löst ein ungutes Gefühl in der Magengrube aus und ein Happy End ist ausgeschlossen und wäre zudem unpassend. Ein wenig mehr hätte Cronenberg seine Kulisse ausnützen können, oft wirken die Sets zu freundlich, der Score ist sehr zurückhaltend. Die Darsteller bewegen sich höchstens auf solidem Niveau und sind bis auf Vlasta Vlana (Red Zone, Brainscan) und Barbara Steele (Piranhas, Das Pendel des Todes) auch nicht sonderlich bekannt.

Was lange währt wird endlich gut, nach diesem Motto verläuft auch "Shivers". Das Tempo könnte höher sein, erst in der zweiten Halbzeit kommt der Horror richtig zur Geltung, aber dann richtig. Sogar in der heutigen Zeit wirken die Effekte noch eklig und Cronenbergs einmaliger Stil ist hier schon zu begutachten. Der Grundstein einer beachtlichen Karriere.

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