„Shivers“ ist der Film, der David Cronenberg letztendlich bekannt machte und ihm eine Serie von außergewöhnlichen Filmen ermöglichte, von denen die meisten seine Vision des „neuen Fleisches“ trugen. Organische Veränderungen, Blut und Sex – das sind immer wesentliche Elemente, die aber nie ohne Bedacht eingesetzt werden, sondern zumeist den Zuschauer verstören sollen, während die Protagonisten eine neue Form der körperlichen Existenz erlangen.
„Parasiten-Mörder“ nützt sein Thema, welch Wunder, noch hauptsächlich als Exploiter, beutet es also visuell aus, ohne wirklich eine kritische oder satirische Distanz hineinzumengen.
Ein Gebäudekomplex auf einer abgelegenen Insel im St.Lorenzstrom wird das Ziel einer parasitären Lawine, als dort ein Arzt ein Mädchen mit einem organischen Parasiten infiziert, das Mädchen jedoch diesen über den Sex an verschiedene andere Männer weitergibt. Als die wurmähnlichen, schleimigen Parasiten schlüpfen, breiten sie sich im ganzen Komplex aus, befallen nach und nach alle Einwohner und verändern sie.
Man kann spüren, daß Cronenberg seinen Romero studiert hat, wenn hier Horden von Infizierten Gesunde wie eine Horde angestochener Wilder durch das Gebäude hetzen, ist die Nähe zu „Nacht der lebenden Toten“ überdeutlich. Cronenberg jedoch fokussiert weniger auf eine gesellschaftliche Aussage, sondern stellt, wenn auch recht wirr, den Sex über die Zerstörung des Systems.
Die Parasiten bewirken offensichtlich eine Art von Enthemmung oder Erotisierung der Befallenen, lösen mitunter aber auch gewalttätige Schübe aus. Die Grundpfeiler der Handlung sind somit recht interessant (u.a. eben ein Arzt, der meint, man müsse viel spontaner experimentieren), aber der Film wirkt mit zunehmender Laufzeit immer mehr wie ein simpler Katastrophenfilm, bei dem den Protagonisten langsam die Alternativen ausgehen (hier spürt man öfters die Nähe zu Don Siegels „Die Dämonischen“).
Cronenberg baut ruhig und langsam auf, kontrakariert aber bereits am Anfang geschickt die Herumführung eines interessierten Pärchens mit der Ermordung des Mädchens durch den Arzt. Hin und wieder wirken noch parodistische Züge durch (der Komplexdirektor und der Wachmann sind alberne Figuren), später wird es dann zunehmend grimmiger.
Daß die Verleihfirma hauptsächlich Erotikfilme hergestellt hatte, wird in einigen Sequenzen deutlich, wo recht freizügig mit (weiblicher) Nacktheit umgegangen wird.
Auf technischem Gebiet ist der Film überraschend reif, die Parasiten sind sowohl eklig wie gut gemacht und einige Sequenzen (der Badewannenüberfall) sind richtiggehend widerwärtig. Kamera, Schnitt und Regie sind noch etwas kantig und behäbig, aber ein beachtliches Potential kann man dem Film nicht absprechen, der letztendlich Nihilismus und Befreiung gleichzeitig predigt.
Ein beachtliches und erfrischend rohes Debut im Langfilm (7/10)