Review

"Die Nacht der Creeps" meets "Brain Damage" meets "Dawn of the Dead" meets "Die Körperfresser kommen"
- so kann man sich dieses kultig-trashige Cronenberg-Frühwerk in etwa vorstellen...

Wieder einmal zeigt uns der Meister des Kopf-Kino-Horrors die Nachteile von neumodischen, wissenschaftlichen Errungenschaften auf,
wieder einmal hält er der modernen Gesellschaft den bitteren Spiegel vor
und wieder einmal wirft er einen finsteren Blick in eine trostlose Zukunft und weist uns darauf hin, dass sich die Menschen, die Welt, ja wir uns alle selbst zugrunde richten, wenn wir so weitermachen wie bisher...

... das hört sich jetzt ziehmlich brilliant an.
Allerdings muss man auch zugeben, dass PARASITEN-MÖRDER genau so genial wie schwachsinnig ist.
Das hört sich wahrscheinlich etwas merkwürdig an, aber dem Film gelingt ein fast unmöglich scheinender Spagat zwischen diesen entgegengestetzten Polen.
Wie das möglich ist, versuch ich euch nun mal nahe zu bringen...

Erstmal die Story:
Schauplatz: ein riesiger, endzeitlich-wirkender, in sich geschlossener Wohnkomplex.
Ein Wissenschaftler hat nacktschnecken-artige Parasiten entwickelt, welche die Funktion von irreparabel erkrankten Organen übernehmen können, und setzt diese auch einer Versuchsperson ein.
Doch es kommt wie's kommen muss: Die Parasiten vermehren sich völlig unkontrolliert und befallen dutzend andere Menschen.
Aber nicht nur das: diese schleimigen Viecher lassen ihre Wirte auch noch zu sexgierigen, nymphomanischen Irren mutieren...
Bald sind die meisten Bewohner des Komplexes befallen. Nur ein junger Arzt und seine hübsche Krankenschwester sind auf der Flucht...

Um mal eines gleich klar zu stellen: PARASITEN-MÖRDER ist keinesfalls ein Zombiefilm. Es geht hier um libido-gesteuerte Wahnsinnige vergleichbar mit den Gestalten in Romeros "Crazies"...

Klingt strange... und in der Tat: die Story ist hier wirklich sehr dünn und löchrig, stellenweise schon fast richtig dämlich.
Über die billige Machart und den Mangel an guten Darstellern kann hier auch nix hinwegtäuschen.
Phasenweise kommt sogar unfreiwilliger Humor auf und die Szenen, in denen die notgeilen Parasitenträger übereinander herfallen, sind einfach zum Wegkucken peinlich.
Was macht diesen Schmarn also so anspruchsvoll?

Ich verrat's euch: Wenn man nur ein klitzekleines Bisschen hinter die Fassade der offensichtlich und, meiner Meinung nach auch, absichtlich so platten Story zu blicken versucht, dann kann man, wenn man den richtigen Richer dafür hat, die Frequenz einer unterschwelligen Sozialkritik aufschnappen, wie sie nur von einem David Cronenberg stammen kann.
Und jetzt mal im Ernst: Wie weit ist die oberflächliche, schwanzgesteuerte und sexfixierte Gesellschaft der postmodernen Realität eigentlich von den fickwütigen Wahnsinnigen dieses fiktiven Billigstreifens noch entfernt!?

Aber eigentlich auch völlig unabhängig von dem, was man wie wo wann unter Umständen irgendwo reininterpretiert, ist PARASITEN-MÖRDER ein einfach sehr stimmiges und gelungenes B-Horror-Movie. Allein die klaustrophobische Atmosphäre in dem Gebäudekomplex und die überaus professionelle Kameraführung sind schon mehr als gekonnt.
Die immer präsente aufdringliche Geilheit der Infizierten lassen durchaus so etwas wie Beklommenheit entstehen und alptraumhafte Stimmung aufkommen.
Ein weiterer Hingucker ist Lynn Lowry (bekannt als die hübsche Tochter aus bereits erwähntem Romero-Klassiker "Crazies") in der Rolle der sexy Krankenschwester, bei der man anfangs nicht weiß, ob sie nun infiziert oder eben nur von Natur aus so horny ist.
Außerdem wird man hier als Trash-Fan, wie bereits oben angemerkt, noch ganz nebenbei mit einigen ulkigen Ekel-Effekten und zig unfreiwillig komischen Logik-Patzern beglückt.
Wer aber wegen dem Getue um eine deutsche Uncut-Fassung auf eventuelle Splattereinlagen hofft, wird enttäuscht werden. Hier und da mal ein Klecks Blut, mehr gibt's hier gore-technisch nicht zu bestaunen.
Mit einigen schlüpfrigen Einfällen kann der Streifen aber, wie gesagt, durchaus aufwarten.

Auckey, jetzt reicht's aber langsam...
Daher nun mein Fazit:
Sehr sehenswerter, apokalyptischer Billig-Horrorfilm mit sehr seichter und eigentlich recht dämlicher Handlung, aber eben auch mit pregnanter Aussage und unterschwelliger Sozialkritik.
Selten hab ich einen Film geseh'n, der einerseits so bescheuert (im witzigem Sinne), andererseits aber auch so tiefsinnig und intelligent war.

Ob meine Sicht der Dinge nun stimmt, ob ich beim Betrachten des Films einfach nur zu tief ins Glas geschaut hab, oder ob ich einfach zu viel Zeit vor der Glotze und zu wenig mit Mitmenschen verbringe, sei natürlich mal wieder dahingestellt.
Ich für meinen Teil kann diesen Streifen jedenfalls jedem Freund des unkonventionellen Kinos, jedem Trash-Fan, jedem Vollblut-Single und jedem Hardcore-Misanthropen wärmstens an's Herz legen.

Ein zeitloser Klassiker des schlechten Geschmacks.

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