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Mit seinen Bestsellern "Illuminati" und "Sakrileg" löste Dan Brown einen zeitweiligen Hype um Abenteuergeschichten rund um Geheimnisse der Kirche, Kunstgeschichte und Geheimbünde aus. Nachdem sich dieser Stoff schon literarisch so gut verkauft hatte, musste natürlich auch eine entsprechende Kinoauswertung kommen. Und so inszenierte Ron Howard den zweiten Roman als Thriller um einen bizarren Mord im Louvre, der den Historiker und Symbolforscher Robert Langdon (charismatisch und durchaus passend von Tom Hanks verkörpert) auf eine atemberaubende Jagd durch Paris, London und Schottland führt.

Die großformatige Verfilmung orientiert sich dabei inhaltlich sehr eng an der Vorlage - Kenner des Romans dürften also keine nennenswerten Überraschungen erleben. Das ist an sich kein Problem, doch auch in anderer Hinsicht übernimmt "Sakrileg" Eigenschaften des Buchs: nämlich die deutlich spürbare Orientierung an einer möglichst breit einsetzbaren Verkaufsstrategie. Soll heißen, der Film bemüht sich dramaturgisch und inszenatorisch hauptsächlich um das Erreichen von Massenkompatibilität. So bietet er etwa eine ganze Riege namhafter Stars - neben Hanks spielen Audrey Tautou, Jean Reno und Sir Ian McKellen zentrale Rollen. Auch Setting und Ausstattung spielen erwartungsgemäß in der höchsten Hollywood-Liga. Der Louvre und andere berühmte Handlungsorte werden ebenso souverän eingefangen wie rasante Verfolgungsjagden im Pariser oder Londoner Stadtverkehr. Der Soundtrack ist dabei eine Spur zu bombastisch geraten, was einzelne Szenen geradezu vor Pathos platzen lässt.

Dieser Mainstream-Anspruch schlägt sich auch in teilweise recht unglaubwürdigen Dialogen nieder, wenn Langdon etwa kirchengeschichtliche Hintergründe detailliert erklären muss, damit der Zuschauer auch weiß, worum es eigentlich geht. Besonders in diesen Szenen spürt man, dass Charakterdarsteller Hanks mit seiner Rolle deutlich unterfordert ist, auch wenn er durch seine starke Ausstrahlung noch verhindern kann, dass Langdon zum Langweiler wird. Dennoch benötigen er und seine Filmpartnerin Tautou kaum mehr als einen Gesichtsausdruck für die knapp zweieinhalb Stunden Laufzeit.

Das alles sind Dinge, die den eingefleischten Cineasten stören und abschrecken dürften. Aber natürlich heißt das nicht, dass "Sakrileg" ein schlechter Film wäre. Formal ist er absolut souverän in Szene gesetzt, die Handlung ist spannend und bietet gute Wendungen, die das Interesse des Zuschauers wach halten, und auch wenn die Story nicht ganz so rasant ist wie später in "Illuminati", kann sie doch durchgehend unterhalten. Abgesehen von dem viel zu lang geratenen Nachklapp am Ende - nach dem Sieg gegen die Bösewichter vergeht noch eine geschlagene Viertelstunde bis zum Abspann. Die hier gezeigten Entdeckungen dürften höchstens Hobby-Historiker wirklich faszinieren.

Überhaupt ist es ja gerade die kaum zu ziehende Trennlinie zwischen historischen Theorien und purer Fiktion, die diesen Stoff so interessant macht. Und das Spiel mit Verschwörungs- und Geheimnistheorien beherrscht "Sakrileg" wirklich gut. Dank dieser mit spannenden Ideen gespickten Story und des charismatischen Hauptdarstellers bleibt der Film ein durchaus gelungenes Stück Hollywood-Unterhaltung, auch wenn er inszenatorisch wirklich origineller hätte sein dürfen.

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