Schnitzeljagd mit Tom Hanks…02.01.2010
Angesichts der Ebbe auf dem aktuellen Drehbuchmarkt besinnt sich Hollywood gerne auf den Ursprung aller Phantasie: das Buch. Und da es davon ganz unglaublich viele gibt, verfilmt man nur die Bücher, die schon von Millionen Menschen gelesen wurden, eben die Bestseller. Dan Brown hat davon einen geschrieben, eine doch recht packende Mischung aus Rätselraten, Geschichtsbuch und Verschwörungstheorien. Als Leser hatte man genügend Zeit, sich seine eigenen Gedanken über die kryptischen Hinweise zu machen, mit denen das Buch prall gefüllt war, auch bestand die Möglichkeit, selbst etwas zu recherchieren – all das geht naturgemäß im Kino nicht. Und genau daran scheitert dieser Film, sogar in der dieser Besprechung zugrunde liegenden Extended Version.
Paris. Der Historiker und Symbolfachmann Robert Langdon wird zu später Stunde in den Louvre gerufen, denn dort liegt ein Toter, mit seltsamen Zeichen und Botschaften umringt, die er mit seinem eigenen Blut verfaßt hat. Während die Polizei insgeheim Langdon für den Mörder hält, gelingt ihm mit Hilfe der Enkelin des Toten – auch bei der Polizei angestellt – die Flucht. Gejagt von der Polizei und einem irren Killer, der im Auftrag von Opus Die arbeitet, rätseln sich Langdon und die Enkelin von Hinweis zu Hinweis auf der Suche nach dem heiligen Gral. Hilfe erhalten sie dabei vom Gralsforscher Teabing, der jedoch, wie eigentlich alle Figuren des Films, ein Doppelspiel treibt. Es gelingt, das letzte Rätsel zu lösen – angeblich ist die Enkelin die letzte lebende Nachkommenschaft von Jesus und Maria Magdalena – doch der Beweis kann nicht erbracht werden.
Wie eingangs gesagt: als Buch war das eine sehr packende Geschichte, die den Leser mit allerlei mittelalterlichen und zumeist im Auftrag der katholischen Kirche begangenen Ränkeschmiede vertraut gemacht hat. Als Film jedoch bleibt eine langatmige, geschwätzige und keinesfalls packende Geschichte in Erinnerung, denn Robert Langdon, gespielt von einem irgendwie abwesend wirkenden Tom Hanks, entschlüsselt alle Hinweise im Handumdrehen – ohne den Zuseher an des Rätsels Lösung teilhaben zu lassen. Das aber ist ein Kardinalsfehler, denn schnell erlahmt das Interesse an der vertrackten Geschichte rund um Opus Dei, die Tempelritter, Maria Magdalena und Jesus, eine weitere Brüderschaft mit vier Wächtern und noch viele andere Figuren. Es erlahmt, weil man in Unkenntnis des Buches oder großem Hintergrundwissen aus Geschichte, Religion und Literatur zu keiner Zeit eine Chance hat, auch nur das kleinste Rätsel selbst zu lösen – und es auf der anderen Seite, abgesehen von den soliden Darstellerleistungen, nichts gibt, was den Zuseher fesseln könnte. Kaum Action, kaum Spannung, wenig bleibende Szenen – alles handwerklich ordentlich in Szene gesetzt, aber das reicht halt einfach nicht – 6/10.