Review

"THE
CODE TO NOWHERE"

oder
die Suche nach Gründen, warum „The Da Vinci Code“ so miserabel ist!

Generell ist Tom Hanks durchaus ein guter bzw. sehr guter Schauspieler, der schon in zahlreichen Blockbustern zu glänzen wusste. Man erinnere sich nur an tolle und mitreißende Filme wie etwa „Philadelphia" (1993), „Forrest Gump" (1994), „Der Soldat James Ryan" (1998) oder etwa die Stephen King Adaption „The Green Mile" (1999) - um nur eine erlesene Auswahl zu nennen. In „Cast Away - Verschollen" (2000) verzichteten zum Beispiel nahezu vollkommen auf eine musikalischen Untermalung der Handlung, da sie - meines Erachtens zurecht - auf das mimische Talent von Tom Hanks vertrauten. Dem gelang es dann auch aus einer simplen Robinson - Story ein echtes Kino - Erlebnis zu machen. Doch spätestens mit „Catch me if you can" (2002) begann der qualitative Absturz von Hanks „filmischen Ergüssen". Was nun folgte waren Filme des fragwürdigen Kalibers eines „Ladykillers" (2004) oder des Animationsfilms „Der Polarexpress" (2004). Doch was Tom Hanks unter der Regie von Ron Howard 2006 mit der gleichnamigen Adaption von Dan Browns Reißer „The Da Vinci Code" dem Publikum vorsetzte, schlug dem schon sich am Überlaufen befindenden Fass wirklich den Boden aus. Ich kann mich nicht erinnern in jüngster Zeit einen dermaßen schlechten, langatmigen und uninspirierten Film mit einem derartig blassen, deplazierten Hauptdarsteller gesehen zu haben.

Es würde mich nicht wundern, wenn sich der qualitative Abwärtstrend von Tom Hanks Filmen, sich insofern ausgewirkt hätte, als das der Schauspieler in Zukunft nun auf einige Fans vermutlich verzichten wird müssen, die sich vor Schrecken bzw. Enttäuschung über den misslungenen Film von ihm abgewendet haben bzw. er sich die Gunst dieses Publikums erst wieder zurück erobern wird müssen. Dies wird ihm wahrscheinlich nur sehr schwer gelingen, wenn er weiterhin mit zweifelhaften Filmen a là „Evan Allmächtig" - wenn auch nur als Produzent - auf sich aufmerksam macht.

Die Handlung basiert wie bereits erwähnt auf Dan Browns Thriller „The Da Vinci Code", in Deutschland besser bekannt unter dem Titel „Sakrileg". Der englische Roman wurde erstmals im Jahr 2004 veröffentlicht, ehe zwei Jahre später eben diese visuelle Umsetzung eben folgte. Darin wurde die Handlung des Buches nahezu eins zu eins übernommen. Der Roman „The Da Vinci Code" löste einen solchen Hype um die Werke von Dan Brown aus, nicht zuletzt auf Grund der medienwirksamen Thematik um die historischen Ereignisse um Maria Magdalena und ihre Beziehung zu jenem Zimmermann aus Nazareth. Monatelang stand der Roman auf den Bestsellerlisten an oberster Position. Befürworter von Dan Browns Thesen versuchten verzweifelt diese gegen die kirchlichen Protestaktionen und Verlautbarungen der gegnerischen Fraktion in Zeitungs-, Radio- und TV-Interviews zu verteidigen bzw. als haltbar zu machen. Dies bot nicht für Dan Browns Geldbeutel einen wunderbaren Nährboden, sondern auch für zahlreiche Trittbrettfahrer, die meinten immer neue Offenbarungen und Ideen in Form von Büchern auf den Markt bringen zu müssen. Die Qualität dieser Werke ist vermutlich ebenso fragwürdig, wie deren Wahrheitsgehalt. Auch Dan Brown wurde folglich zielgruppengerecht perfekt vermarktet. Was folgte bzw. neu aufgelegt wurde, waren literarische Werke wie etwa „Angels and Demons" (dt. „Illuminati") oder „Digital Fortress" (dt. „Diabolus").

Alle Bücher Dan Browns sind im Großen und Ganzen nach demselben Strickmuster aufgebaut. Eine Thematik mit Potenzial zur öffentlichen Provokation - was ihm mit „Sakrileg" eben mustergültig gelungen ist - wird verpackt in eine spannende, reißerische Story mit „David (hier: Tom Hanks alias Robert Langdon mit Audrey Tautou alias Sophie Neveu) gegen Goliath´schen (hier: okkulte Geheimbünde)" Anspielungen durchaus geschickt zusammengemixt in einem Buch, welches jegliche literarische Qualität bzw. jeglichen qualitativen Anspruch an sich selbst vermissen lässt, sondern nur auf schnellsten Profit ausgelegt ist. Dieses Merkmal zeichnet nicht nur alle Bücher Dan Browns aus, sondern nun auch den Film „The Da Vinci Code".

Auf die Handlung des Film möchte gar nicht detailliert eingehen, denn durch die unglaubliche PR-Maschinerie hat vermutlich jeder schon einen ausreichen großen Einblick in die Ereignisse um den Harvard - Professor und Symbolologen Robert Langdon (Hanks) und seiner Gefährtin Sophia Neveu (Tautou) mitbekommen. Just als der Kurator des Louvre ermordet wird, befindet sich rein zufällig der renommierte Symbologe Robert Langdon in Paris, um die geheimen Zeichen am Tatort zu deuten. Es handelt sich um eine verschlüsselte Nachricht an seine Enkelin Sophie Neveu, die als Kryptologin einem ebenso interessanten Beruf nachgeht, wie Langdon. Schnell wird aus den beiden eine verschworene Einheit, die sich immer mehr in gefährlichen Verschwörungstheorien verstrickt und Gefahr läuft schreckliche Geheimnisse aufzudecken. Die beiden gelten schon bald als „Staatsfeind Nr. 1" und werden nach „Richard Kimble" - Art durch halb Frankreich und England, nicht vom Staat, sondern unter anderem von Vertretern okkulter, geheimer Bünde verfolgt und gejagt. Es beginnt, wie so oft in solchen Filmen ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Lage spitzt sich bis zum finalen Höhepunkt immer weiter zu. Wenn man sich als Leser auf diese Art von Literatur herab- und einlässt, seinen Verstand ausschaltet und seinen Anspruch an sich selbst außer vor lässt, ist die Handlung durchaus spannend und man fängt auch an, diesen Verschwörungstheorien einen gewissen Glauben zu schenken. Dan Brown schafft es wirklich, die historischen Ereignisse als selbstverständlich und plausibel klingen zu lassen, da es diese Schauplätze in der Realität wirklich gibt.

Nachdem die Bücher so erfolgreich waren, war es natürlich klar, dass Hollywood auf diesen profitträchtigen Zug mit aufspringen wollte. Der Plan sollte anscheinend aufgehen. Am ersten Kinowochenende legte der Film den bis dato zweiterfolgreichsten Start aller Zeiten hin und musste sich nur von „Star Wars - Episode III: Die Rache der Sith" geschlagen geben. Schnell hatten die Filmemacher anscheinend die schauspielerische Besetzung gefunden. Im Nachhinein konnte man allerdings meinen, dass jeder Mime sein Mitwirken zugesichert hatte, ohne einen Blick in das Drehbuch zu werfen oder zumindest Dan Browns Vorlage gelesen zu haben. Nicht nur Tom Hanks wirkt wie ein Fremdkörper in diesem Film, sondern auch allen anderen namhaften Protagonisten wie etwa Audrey Tautou (Neveu), Ian McKellen (als Sir Leigh Teabing) oder Jean Reno (als Polizist Bézu Fache). Keiner der Schauspieler kann überzeugen und spielt seine Rolle glaubwürdig. Besonders enttäuscht darf man allerdings von Tom Hanks sein, bei dem man von der ersten Sekunde an den Eindruck hat, als ob er sich nur halbherzig, leidenschaftslos und uninspiriert dieser Rolle widmet. Da täuscht auch nicht die Musik von Hans Zimmer darüber hinweg, dass der 143-minütige Streifen von Anfang an absolut langweilig ist. Der Film nimmt nie Fahrt auf, sondern plätschert träge vor sich hin. Die schauspielerische „Leistung" - wobei man nicht wirklich von einer Leistung sprechen kann - ist durch alle Reihen wirklich erbärmlich. Man hat nicht mal den Eindruck, als ob sie sich wirklich bemüht haben, einen ordentlichen Film zu machen. Die Schauspieler wirken eher, als ob sie einer nachmittäglichen Gerichtsshow entsprungen wären. Aber das der Regisseur und die Produzenten die Veröffentlichung so eines Werks überhaupt zulassen zeigt wirklich, dass an erster Stelle nur der schnelle Profit steht. Auch sie haben sich nicht bemüht mit der Kamera oder dem Schnitt oder sonstigen raffinierten Kniffen und Einfällen noch irgendetwas zu retten.

FAZIT:

So spannend wie das Buch sein kann (wenn man sich darauf einlässt), so entsetzlich öde ist der Film. Man hat wirklich von Anfang an das Gefühl, dass es sich bei der Entschlüsselung des Da Vinci Codes um eine endlose Suche ins „nowhere" handelt, welches niemals ein Ende finden wird. Qualitativ war die Buchvorlage schon zweifelhaft, aber die filmische Umsetzung ist wirklich mangelhaft. Es helfen auch einige bekannte (und auch durchaus generell gute) Schauspieler nichts, wenn man als Filmemacher vergisst, aus lauter Geldgier auch auf ein mindest Maß an Qualität bei der Umsetzung zu achten. Die zahlenden Zuschauer müssten sich wirklich veräppelt vorkommen, denn anscheinend haben sich der Regisseur und die Produzenten John Calley und Brian Grazer, geschweige denn die Schauspieler das fertige Werk nicht angesehen, denn sonst hätten sie erkennen müssen, welch faden und leidenschaftslosen Ich habe - zum Glück - nur die DVD - Fassung geschenkt bekommen, aber das reicht vollkommen. Man kann nur hoffen, dass Tom Hanks noch einmal die Kurve kriegt und sich besinnt, wieder auf Qualität zu achten. Es müssen ja keine höchst anspruchsvollen Filme sein, aber wenigstens welche, bei denen man merkt, dass er mit seinem Körper UND Geist, mit Freude und Leidenschaft bei der Sache ist und nicht nur als leere Hülle teilnahmslos mitwirkt und darauf wartet, dass ihm ein dicker Scheck als Gage überreicht wird. An sich hätte der Film keinen Punkt verdient, da man mit einem solchen Film das zahlende Publikum beleidigt.

(0,5 / 10 Punkten)

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