Review

Was soll/darf man dazu sagen? Internationaler Bucherfolg wurde mit großen Stars (Tom Hanks, Ian McKellen, Jean Reno) und einem 125-Millionen-Dollar-Budget auf die Leinwände dieses Planeten gehievt. Tja, das ging schon oft gut, allerdings auch schon weitaus öfters komplett in die Hose. Finanziell, künstlerisch und natürlich auch auf Kosten derer die reine Unterhaltung ohne irgendwelchen Tiefgang erwarteten.

Die Story zu rekapitulieren schenke ich mir hier ausnahmsweise einfach, zuviele Leute haben das Buch und andere Reviews hierzu gelesen. Ich will vielmehr gleich zu meiner Einschätzung des gerade eben gesehenen kommen.

Regisseur Ron Howard kennen viele vielleicht noch, die als Kinder gerne Flipper geschaut haben. Nein, er war in der TV-Serie natürlich nicht der Delphin! Er war der kleine sommersprossige Junge der immer mit dem Vieh redete...
Nachdem Flipper heutzutage keinen Hund mehr hinter dem Ofen vorlockt, hat der kleine Ron inzwischen umgesattelt und ist Regisseur geworden. Von den meisten unbemerkt hat er diverse Filme (Backdraft, A Beautiful Mind, Eine Wahnsinnsfamilie, The Missing u. a.) inszeniert, sich mittlerweile durch die meisten Genres durchgearbeitet und ist nun also bei den Thrillern angekommen. Was ist aber das Ergebnis? Leider dasselbe wie bei den meisten seiner anderen Filmen - nicht mehr oder weníger als passable Unterhaltung. Nichts geniales, sondern nur routinierte Dutzendware. Deswegen kann man dem guten Ron vielleicht auch gar nicht so viele Vorwürfe machen. Mangels eigener Qualifikation ist er doch immer sehr von der Drehbuchvorlage (wie bei einem Malbuch) abhängig. Sein Filme werden halt so wie die Vorlage…
Über die Buchvorlage kann ich hier nichts sagen, weil ich sie nicht gelesen habe, aber in diesem Fall muß das Drehbuch wohl nicht allzu perfekt gewesen sein. Und hier ist Akiva Goldsman derjenige , der uns Dan Browns Verschwörungsthriller in der 125-Millionen-Dollar-Filmversion genauso versucht nahezubringen wie es die 9,90 Euro-Taschenbuchversion offensichtlich geschafft hat.

Goldsman spult die Handlung als eine permanente Rätsel-Hatz ab, bei der das meiste was einen interessanten Film ausmacht fast vollständig auf der Strecke bleibt. Zu wenig wird auf Charakterentwicklung wert gelegt, genauere Erklärungen fehlen oftmals, die Spannung geht auch relativ schnell verloren, weil ungefähr in der Mitte des Streifens schon fast alles verraten wird und man sich den sogenannten Höhepunkt sowieso schon denken kann. Und dann noch ein Ende mit dem versucht wird bloß nirgendwo anzuecken. Sorry, für das Mainstream-Publikum ist das sicherlich genau richtig, aber um einen wirklich guten Film daraus zu machen fehlt dann doch noch jede Menge.

Verständlicherweise sind Filmproduktionen eine vergleichsweise teure Angelegenheit und die Studios und Produzenten wollen natürlich ihre Kohle nicht in den Sand setzen, daher baut man natürlich gerne auf bewährtes bzw. risikoarmes. Da der Film 125-Millionen-Dollar gekostet haben soll, die man ihm übrigens zu keiner Zeit auch nur ansatzweise ansieht, muß dieses Geld zuerst mal wieder erwirtschaftet werden. Daher auch das sehr zahme Ende um die Kirche und die Gläubigen nicht zu verärgern, denn auch die schauen sich Filme an. Ein weiterer Punkt der Nummer-sicher-Startegie war schon immer einen oder mehrere Stars für den Film zu gewinnen. Diesen Part übernahmen hier Tom Hanks, die oben bereits erwähnten Darsteller und natürlich noch Audrey Tautou. Allesamt gute DarstellerInnen, die aber genauso auf ein gutes Drehbuch angewiesen sind, welches ihnen Entfaltungsmöglichkeiten gibt, wie der Regie.

Hier schließt sich dann der Kreis und wir sind wieder beim Drehbuch angelangt, welches auch den Schauspielern zu wenig bietet um dadurch den Film zu etwas besonderem zu machen. Am übelsten hat es hier meiner Ansicht nach Jean Reno erwischt. Er ist einfach glatt verschenkt und hat zudem vielleicht Screentime von maximal 15 Minuten. Hanks spielt seine Rolle eher unauffällig, liefert aber sicherlich seine schwächste Leistung seit fast einem Jahrzehnt ab. Audrey Tatou spielt solide, aber ohne Höhepunkte. Schauspielerisch ist Ian McKellen sicherlich in diesem Streifen der Beste, auch wenn er speziell gegen Ende etwas zum Overacting neigt.

Die von vielen beanstandete Spielzeit von fast 140 Minuten halte ich grundsätzlich nicht für einen Minuspunkt bei Filmen im allgemeinen. Diesem im speziellen hätte sicherlich eine deutlich kürzere Laufzeit gutgetan. Was auch Gelegenheit für eine Entrümpelung des Drehbuchs gegeben hätte.

Fazit: Mal wieder eine sehr teure Hollywood-Luftblase, die die großen Erwartungen leider nicht erfüllen konnte. Wenn man über die drehbuchtechnischen Mängel hinwegsehen kann wird man sicherlich ganz passabel unterhalten, aber mit einer solchen Story und diesem Cast hätte deutlich mehr dabei herauskommen müssen (6,5 Punkte von 10 möglichen Punkten).

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