Review

Bestsellerverfilmung, brisantes Thema.
Jesus war ein normaler Mensch, hatte Kinder mit Maria Magdalena und die Nachkommen leben heute noch im Geheimen, geschützt von einem Geheimbund im Widerstreit mit der katholischen Kirche.
Das ist der Stoff aus dem die Mysterythrillerträume sind…

…und die Kassen klingelten nie schöner, wie es scheint – was aber noch nie Argument für einen guten Film war.

Und so gerät auch Dan Browns „The Da Vinci Code“ lediglich zu einem groß aufgeblasenen, aber relativ plakativen und leeren Filmgemälde, ohne die Größe, ihn zu einem Klassiker machen zu können.
An nichts wurde hier gespart, schon gar nicht an großen Stars und dickem Produktionsbudget und manchmal, wenn die Protagonisten in die historischen Vorgänge mittels modernster PC-Technik eintauchen, dann merkt man auch etwas davon…

Aber alles in allem war dies eine Verfilmung, die nur scheitern konnte.
Da wäre zunächst die Vorlage, ein Buch, dass sich mehrmillionenfach verkauft hat, dass aber im höchsten Maße Trivialliteratur ist. Zwar kommen die historischen Details zum Thema Geschichtsfälschung und Zeichendeutung in den Kunstwerken der Weltgeschichte außerordentlich gut recherchiert rüber, aber schon Browns Plot ist platt.
Wenig interessante Wendungen, eine überschaubare Anzahl von Figuren, wenig Spannung, wer der Böse im Hintergrund sein könnte. Die Figuren hangeln sich von Schauplatz zu Schauplatz, wo immer neue Informationen auf sie warten, Aufgaben zu lösen und Widersacher zu täuschen. Man könnte meinen, Browns Welterfolg sei ein literarisches PC-Game und am Ende wartet der ganz große Hammer….nur dass es eben schon eines guten Aufbaus bedarf, um am Ende noch überraschen zu können.
Wenig Action, viele Details und tatsächlich ist zwischenzeitliche Aufklärung über das Wirken und Vorgehen der Kirche und ihrer Gegner wesentlich spannender als die Resthandlung. Eine ganze Reihe von zu knackenden Rätseln macht das Mitraten zusätzlich spannend.
Das funktioniert in Buchform – aber für einen Film gelten andere Regeln.

Leider ist Drehbuchautor Akiva Goldman nichts Besseres eingefallen, als genau die Worte Browns leicht gekürzt in Filmszenen umzusetzen. Das heißt Rätselspiele, Schauplatzhetzerei und ein paar Tricks und Gags rund um Jesus und seine Nachkommen.
Wenn man „leicht gekürzt“ sagt, dann hat man nur ein paar Wendungen beschleunigt, die Rätsel zusammenschnurren lassen und eine großangelegte Computersuche wird nun per Handy auf die Schnelle im Bus erledigt, was die Peinlichkeit nur vergrößert.
Das Skript – eine flache Enttäuschung, eine simple Abfolge wichtiger Szenen ohne die Möglichkeit einer kontinuierlichen Steigerung, was die Unausgewogenheit der Vorlage nur noch vertieft.

Das hätte ein guter Regisseur natürlich atmosphärisch noch retten können, aber Ron Howard gilt leider dank einer halbwegs brauchbaren Erfolgssträhne aus unerfindlichen Gründen als guter Regisseur – beweist aber auch hier nur einmal mehr seine Mittelmäßigkeit. Nicht gerade atemlos, aber auch ohne Inspiration klatscht er eine Jagd- und Suchszene an die nächste, ballert eine Entdeckung der nächsten hinterher.
Dabei hat der Film Angelpunkte, die eine Steigerung möglich machen. Da wäre erst die Rätselsuche in der Nacht im Louvre zu Beginn, die so nachlässig runtergerotzt und so schnell abgehandelt wirkt, dass man sich fragt, warum die Werbung so auf die Botschaften in den Meisterwerken ausgerichtet war.
In der Mitte enthüllt dann Ian McKellen das Meiste rund um das Rätsel Christi und die Vertuschungen und wenn ich sage, er erzählt das alles, dann ist das schon eine Bankrotterklärung, denn der Wust hätte filmisch nach und nach als Überraschung kommen müssen. Hier erschlägt die Datenfülle, die in der Präsentation nachhaltig als eine multimediale Galileo-Folge erscheint, den Zuschauer. Viel hat der Film danach nicht mehr zu enthüllen und viel folgt auch nicht mehr – zumindest nichts, was ein denkender Mensch sich nicht längst schon gedacht hätte. Der Hauch des Mysteriösen, der Atem der Zeit – er fehlt (das hatte sogar Spielberg in seinen Abenteurerfeatures um Indiana Jones besser hinbekommen)! Und die Erhabenheit der Schlußauflösung in England – ist nur eine öde Bestätigung.

Zwar verstrickt das Skript sich nicht in zeitgenössischen Albernheiten a la „Vermächtnis der Tempelritter“, aber die Todernstigkeit aller Beteiligten erschlägt hier jeglichen „sense of wonder“. Dazu tragen die hölzernen Darsteller natürlich ihr Scherflein bei, allen voran Tom Hanks, der stets einen beunruhigten Gesichtsausdruck mit sich rumschleppt, als wäre ihm die ganze Chose unangenehm. Audrey Tautou ist auch nicht gerade geheimnisvoll oder anziehend, nervt in der deutschen Fassung durch einen penetranten Akzent. Jean Reno liefert Standardware und Ian McKellens Qualitätsdarstellung ist schon gewohnt, fällt im Gegensatz zu den übrigen Protagonisten aber eher unpassend auf.

Durch den „Da Vinci Code“ muß man sich durcharbeiten, um am Ende erschöpft sagen zu können: ach so, das war es also, worum es ging! Puh!
Kaum jemand wird sich nach Ansicht hier den Kopf heißdiskutieren wollen, ob der Kontroverse, dass die hier vertretene Theorie vielleicht Dynamit sein könnte oder nur esoterisches Blabla. Mit zweieinhalb Stunden Lauflänge dauert schließlich auch alles seine Zeit und weil die Kurve nicht stetig nach oben zeigt und der Film sowohl Action als auch Humor vermissen lässt, stellt sich irgendwann Erschöpfung ein.
Und der Subplot rund um den Bischof, seinen Albinokiller und die Bezüge zum Vatikan wollen überhaupt nicht zum Restfilm passen.

Natürlich ist der Stoff eine Erfahrung wert, aber die Ermüdungserscheinungen bei Publikum lassen den Schluß zu, dass mit einem schlüssigeren Skript hier mehr zu machen gewesen wäre. In Sachen Spannungsbogen ist jede Terra-X-Folge dem vorzuziehen.

Und revolutionär wird Howard-gemäß hier auch nichts aufgekocht, im Gegenteil, das wird vorsichtshalber noch breitdiskutiert, was zu tun und was besser ist; schweigen oder enthüllen und nachdrücklich verdeutlicht, dass die Katholische Kirche mit dem ganzen Schwund ja gar nichts zu tun hat, sondern das alles auf das Konto von ein paar Renegaten einer erzkonservativen Sonderabteilung geht.
Dreifach angeschnallt, Airbag, Fangnetz und Fallschirm – da konnte nichts passieren.
Gelingen konnte so aber auch nichts. (5/10)

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