Irgendwie lahmt das Kinojahr 2006 doch ziemlich, zumindest was das Mainstreamkino anbelangt. Innovationslos gab sich kürzlich "Mission Impossible 3", trotz nettem Szenario eher mißglückt "Silent Hill". Nun versucht nach gigantischem Hype und einer populären Buchvorlage "Da Vinci Code" sein Glück - und scheitert ebenso kläglich. Scheinbar gilt allmählich die Regel: Je teurer ein Film, desto schlechter ist er letztlich.
Ich kenne die Romanvorlage zwar nicht, aber was Regisseur Ron Howard hier schließlich abgeliefert hat, fördert unübersehbare Schwächen zu Tage. Hat der gute Ron noch nicht gemerkt, dass überlange BigBudget-Filme fast automatisch langweilig oder zumindest zäh sind? Scheinbar nicht, denn auch diese Unsitte scheint ein aktueller Trend in Hollywood zu sein, siehe "Silent Hill". Naja immerhin kann man so ja an der Kinokasse konsequent Überlängenaufschlag kassieren, vielleicht ist das ja der wahre Grund für die ständige Überlänge im Kino des neuen Jahrtausends!
Besagte Überlänge setzt dem Filmgenuss konsequent auch am heftigsten zu. Howard langweilt nicht nur einmal mit völlig unsinnigen Füllszenen wie z.B. einem spassigen Mini-Quiz am Toreinlass und öden Dialogen. Der im Prinzip spannende Verschwörungs-Kern der Geschichte um die Nachfahren Christi kommt dabei fast schon zu kurz. Nur in verhältnismäßig wenigen Szenen wird wirklich am großen Geheimnis getüftelt und punktuell etwas zu Tage gefördert. Auch eine Anzahl durchaus überraschender Wendungen kann darüber kaum hinwegtäuschen.
Ich würde behaupten, selbst 120 Minuten wären noch zu lang für diesen Film. Doch ist dies nicht die einzige Baustelle: "Sakrileg" krankt desweiteren an einer eher ideenlosen Kameraarbeit mit viel zu vielen düsteren Szenen und einem bisweilen blassen Tom Hanks. Dieser spielt zwar mit aller Routine - schlecht kann dieser Mann ohnehin nicht agieren - allerdings kommt sein Charakter doch meist ziemlich emotionslos und träge daher. Gefiel mir nicht wirklich. Ich weiss jetzt nicht, wie es mit der Romanvorlage aussieht, hier steht aber ohnehin nur der Film am virtuellen Pranger. Ähnlich verheizt wird Jean Reno. Ein kleiner Lichtblick ist hingegen die engagierte Audrey Tautou und auch "Gandalf" Ian McKellen spielt sehr ordentlich. Im Ganzen konnte mich die Besetzung der Hauptrollen aber trotzdem nicht vom Hocker reißen. Wie ich von Buchkennern hörte, sollen tatsächlich die Figuren für die Filmumsetzung nicht wirklich adäquat getroffen sein. Wundert mich beim durchwachsenen Gesamterscheinungsbild von "Sakrileg - Der Film" aber auch nicht...
Fazit: Unnötige Buchverfilmung, die handwerklich nicht durchgehend überzeugen kann da viel zu lang geraten, und dem Stoff wohl nur eingeschränkt gerecht wird. Mich persönlich nervten auch die vielen Untertitel bei originalsprachigen Dialogen. Werde mir zumindest das Hörbuch einmal zum Vergleich gönnen...
Als TV-Film wäre "Sakrileg" besser aufgehoben gewesen. Über den provokanten Inhalt muss sowieso jeder selbst urteilen. Ich finds im Grunde sehr fasznierend.
Update: Seltsamerweise macht die nocheinmal längere Extended-Fassung "Sakrileg" doch etwas runder, womit diese Fassung knappe 7 Punkte erreicht.