Es war nur eine Frage der Zeit bis man den (Skandal-)roman und Bestseller „The Da Vinci Code“ (im Deutschen „Sakrileg“) für die große Leinwand adaptieren würde.
Zu groß ist der weltweite Erfolg des Buches und zu einfach und nachvollziehbar (und damit perfekt für eine Filmadaption) gestrickt ist die Geschichte.
Die Hoffnung, dass der Film kein großer Erfolg wird und der Menschheit ein zweiter Teil erspart bleibt, hat die katholische Kirche zerstört.
Mit ihrer Antisakrileg Kampagne haben sie dem Film einen unbezahlbaren Dienst erwiesen. Sie haben ihn in aller Munde gebracht, ihn in TV und Zeitungsberichten als blasphemisch und antichristlich bezeichnet und ihm damit den Weg zum Blockbuster geebnet.
Die katholische Kirche wird wohl nie verstehen, dass sie Filme, die sie als gotteslästerlich und antikirchenpolitsch ansieht, nicht in der Öffentlichkeit verteufeln sollte.
Das hat schon Mel Gibsons „Passion of Christ“ sensationelle Einspielergebnisse beschert und ist somit genau das Gegenteil dessen, was man eigentlich erreichen wollte.
Ich habe schon die ganze Aufregung rund ums Buch nicht verstanden, da die „Fakten“, rund um Maria Magdalena und Jesus als Familienvater, schon vor 20 Jahren im Buch „The holy blood and the holy grail“ veröffentlicht, und kurz darauf von vielen Seiten widerlegt wurden.
Also war das Buch nur ein mittelmäßiger Roman, mit geklautem Wissen und schlechter Story.
Im gleichen Maße bringt man dem Film zu viel Ehre entgegen, wenn man behauptet er wäre mehr als eine Aneinanderreihung von schnell zu lösenden Rätseln und hanebüchenen Ideen.
Ron Howard, der mit seinem letzten größeren Film „The Missing“ (mit Cate Blanchett) einen Flop fabriziert hat und mir seit dem langweiligen Heldenepos „Apollo 13“ zuwider ist, übernahm die Aufgabe, dieses nicht ganz unumstrittene Buch auf die Leinwand zu bringen.
Leider hat Howard die Buchvorlage, die von sich aus schon viele Schwächen und unlogische Handlungsstränge aufweist, nicht etwa verändert oder verbessert, sondern sie sogar noch simplifiziert.
Ein großes Problem des Buchs ist es nämlich, dass einfach Alles (die Rätsel, die Flucht, die Auflösung…) viel zu schnell von Statten geht und Dan Brown sich keine Zeit nimmt den Figuren etwas Tiefe zu verleihen.
Im Film wird dieses Manko auf die Spitze getrieben. Denn anstatt gewisse Handlungsstränge (zum Wohle des Films) ganz wegzulassen, wird nahezu jedes im Buch vorkommende Detail auch im Film erwähnt, nur viel kürzer und oft unvollständig (Ein Beispiel dafür ist die total unverständliche Rückblende rund um Silas).
Die Anagramme, die einen großen Reiz von Dan Browns Buch ausmachten werden innerhalb von Sekunden gelöst oder komplett weggelassen, die Verfolgungsjagden sind nach 2-3 Minuten zu Ende und die beiden Haupthelden gehen aus jedem Kampf und jeder Verfolgungsjagd als Sieger hervor (Es gibt wie im Buch keinen einzigen Rückschlag für die Beiden).
Kurz ein paar Worte zum Inhalt, obwohl der so oder so hinlänglich bekannt ist:
Der Film „The Da Vinci Code“ aka „Sakrileg“ beginnt, ebenso wie das Buch, mit dem Mord am Direktor des Pariser Louvre, durch das Opus Dei Mitglied Silas.
Im Sterben liegend verwandelt der Direktor sich selbst in einen lebenden Hinweis, auf eines der größten (und auch langweiligsten) Geheimnisse der Menschheit. Da er am Tatort den Namen des bekannten Harvard Symbologen Robert Langdon (Tom Hanks) auf den Boden geschrieben hat, wird dieser des Mordes verdächtigt und entschlüsselt (in atemberaubender Geschwindigkeit) zusammen mit der Enkelin des Opfers, der Polizei-Kryptografin, Sophie Neveu (Audrey Tautou) einen Hinweis nach dem anderen. Schritt für Schritt kommt man dem Geheimnis näher…
Wie zu erwarten agiert Tom Hanks (wie in seinen letzten Filmen) extrem hölzern und uninspiriert und man bekommt den Eindruck, er hätte sich den ganzen Film über ausschließlich gelangweilt und sich nur mit Alkohol und harten Drogen aufrecht halten können. Das würde auch erklären warum er so fett und aufgeschwemmt aussieht.
Audrey Tautou stellt für mich die einzig positive Überraschung des Films dar.
Ich habe damit gerechnet, dass sie, wie in ihren letzten großen Filmen („Mathilde eine große Liebe“ etc.) wieder ihr typisches „Amelie“ Lächeln aufsetzt und das naive Mädchen spielt.
Naiv ist sie, der Rolle entsprechend auch in „Sakrileg“, aber sie strahlt eine Sympathie und Frische aus, die die anderen Darsteller schmerzlich vermissen lassen.
Apropos andere Darsteller.
Jean Reno spielt wohl zum 120. Mal einen Bullen, der zuerst halb/böse halb/gut ist und sich am Ende in einen ganz Guten verwandelt und spult die Rolle mit Routine und ohne Leidenschaft herunter. Endgültig vorbei sind die Zeiten von Meilensteinen wie „Leon der Profi“, „Nikita“ oder „Im Rausch der Tiefe“.
Der wohl bekannteste Auslandsexport Frankreichs wird langsam aber sicher zum kommerziellen Massenwaren Darsteller.
Schade dass auch eine Größe wie Sir Ian McKellen, ab jetzt solch einen Schund wie „Sakrileg“ in seiner Filmographie stehen hat. Ich freue mich trotzdem schon auf seinen Auftritt als Magneto in „X-men 3“.
Die Leistungen von Paul Bettany, als Albinokiller Silas und Alfred Molina als Opus Dei Bischof Aringarosa bleiben auch nicht länger als fünf Minuten im Gedächtnis haften, da ihre Figuren keine Chance bekommen sich weiterzuentwickeln.
Zusätzlich zu ihrem glanzlosen Auftreten haben nahezu alle Darsteller in einem Anfall von Blödheit, völlig unpassende, klischeeisierte Synchronstimmen erhalten, mit denen man offensichtlich erreichen wollte, dass die Herkunft der Darsteller schon an der Stimme zu erkennen ist.
Damit aber nicht genug; die meisten Dialoge wurden gar nicht erst synchronisiert sondern nur mit Untertiteln versehen.
Ein Beispiel dafür wären die Unterhaltungen des französischen Cops Bezu Fache (Jean Reno), die zu 70 Prozent nicht synchronisiert, sondern mit oft zwei Zeilen langen Untertitel dogmatisiert wurden. Die restlichen 30 Prozent spricht er nicht etwa mit seiner Originalsynchronstimme, sondern mit einem lächerlichen Akzent, der jedem englisch sprechenden Franzosen die Tränen in die Augen treiben wird.
Dasselbe gilt auch für alle anderen französischen Filmfiguren.
(Der Killer Silas bekam die Synchronstimme eines türkischen Spaniers mit Sprachproblemen).
Man ist versucht zu glauben dass der Multimillionen Dollar Produktion das Geld für die Synchronisation ausgegangen ist.
Des Weiteren werden etliche Dialoge auf lateinisch (mit Untertiteln) abgehalten;
was bei „ Die Passion Christi“ von Mel Gibson gemacht wurde um Authentizität zu schaffen (alle Dialoge in den Originalsprachen Aramäisch und Latein) ist bei Sakrileg so Fehl am Platz wie ein Pickel im Gesicht.
Als Zuschauer muss man sich auch noch dutzende Rückblenden im Stil der Bibelfilme des frühen 20. Jahrhunderts gefallen lassen. Schlechte Effekte, schwulstige Musik und Hintergründe, die entweder ganz eindeutig aus dem Computer stammen oder noch schlimmer als gemalte Bilder identifiziert werden können.
Viele dieser Rückblenden sind auch noch unvollständig und wirken oft wie abgeschnitten; man könnte sagen sie sind filmische Coiti interrupti.
Altmeister Hans Zimmer bietet den ganzen Streifen über (nicht nur in den Rückblenden) eine musikalische Untermalung die schwulstiger, unpassender, um Aufmerksamkeit ringender und zäher nicht sein hätte können und steigert die lächerlich langweilige, auf Happy End getrimmte, Schlussszene ins unermessliche. Man merkt deutlich, dass er sich seit seinem legendären Score zu Ridley Scotts „Gladiator“ nicht mehr wirklich weiterentwickelt hat.
Die spärlich gesäten Actionszenen sind zwar für einen Kommerzfilm recht blutig, aber nichts desto Trotz extrem unspektakulär.
Effektmäßig hat man auch noch digitale Tauben, digitale Flugzeuge (die kommen scheinbar immer mehr in Mode) und Schlösser, mit digitalen Kuppeln zu bieten. Da lob ich mir doch „M:I:3“; bei diesem Film hat man sich doch tatsächlich die Mühe gemacht reale Kulissen zu verwenden.
Das Ende war ein Ende, wie es im wahrsten Sinne des Wortes, im Buche steht. Genau so schmalzig und plötzlich wie im Buch, wird einem ein aus der Luft gegriffenes Happy End serviert, dass kitschiger nicht mehr sein hätte können.
Im Epilog darf sich Tom Hanks dann noch über die Lösung der zweiten möglichen Deutungsvariante des Hinweises, der die beiden Hauptcharaktere zu einer Kirche, in der Neveu mit ihrer verstorben geglaubten Familie zusammenkommt, geführt hat, freuen. Mit rührseliger Musik untermalt kniet er, den Gralsrittern ähnlich, über der umgedrehten Pyramide des Louvre nieder.
Eine weitere Blödheit, die mich im Kino fast an die Decke gehen hätte lassen, war die Spurensuche mittels Handy;
wo es im Buch wenigstens noch ein paar Stunden Recherchen in einer ganz speziellen Bibliothek bedurfte, reicht es im Film völlig aus via Handy und einem Google-Klon, innerhalb von exakt 50 Sekunden, die Lösung eines komplexen Rätsels zu präsentieren.
Natürlich findet man so eine spezifische Information mit einer stinknormalen Suchmaschine (die am Handy auch noch eingeschränkte Suchergebnisse liefert) und entdeckt auch noch, ohne gröbere Probleme, einen Gedankenfehler.
Da bevorzuge ich doch eine lange Recherche in der Bibliothek.
Zweites Logikloch:
Am Ende des Films sind Langdon und Neveu an ihrem Ziel, einer speziellen Kirche angelangt. Unbehelligt dürfen sie bis ins Innere der Kirche vordringen und in einem geheimen Raum, den sie ohne ihn (wirklich) zu suchen einfach finden, Dokumente, die bis zu 2000 Jahren alt sind und dort einfach so, in Felsnischen, vor sich hin modern, berühren. Alle Heiligtümer der Priore sind dort unten, ohne Sicherheitsvorkehrungen oder Schutz vor Verfall, für jeden Deppen zugänglich. Wahnsinn!
Und kann mir jemand erklären, warum es eines komplizierten Rätsels bedarf, den Schlüssel im Louvre zu finden, wenn vor jedem wichtigen Bild eine 50 cm große Blutlache ist?
Was dem Ganzen noch die Krone aufsetzt ist die mehr als nur sinnlose Pause.
Menschen die es nicht schaffen für 2 Stunden und 30 Minuten (wenn man die 15 Minuten Abspann dazuzählt) sitzen zu bleiben, ohne sich erleichtern, rauchen oder etwas trinken zu müssen sollten besser zu Hause bleiben und sich Galileo ansehen.
Von unserem Kino wurde die Pause auch noch ziemlich passend gesetzt (Während einer Verfolgungsjagd, ohne irgendeinen Hinweis darauf.)
Und da wundert man sich, dass das Kino immer mehr Abwanderungszahlen zur DVD hat.
Fazit:
Ein Film wie eine Rosamunde Pilcher Verfilmung; schlechte Dialoge, schlechte Darsteller, wenig Action, wenig Spannung, schlechte Musik und Kitsch und Schmalz ohne Ende.
Die beiden Hauptdarsteller entwickeln eine erotische Spannung mit der man nicht einmal einen Taschenrechner zum Laufen bringen würde.
Die Synchronisation beendet das Filmvergnügen schon bevor der Film wirklich begonnen hat.
Als Pluspunkte muss ich jedoch Audrey Tautou, die herrlich erfrischend alle anderen Darsteller an die Wand spielt und den Mittelteil des Films, bei dem sogar kurzzeitig Spannnung aufkommt hervorheben.
Wer zweieinhalb Stunden (oder zumindest 90 Minuten davon) gemütlich schlafen will sollte sich nicht scheuen, sich Ron Howards und Tom Hanks neuestes Werk, das über große Strecken so zäh wie Kaugummi ist, zu Gemüte zu führen.