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Leider tauchen heutzutage nicht mehr viele handgemalte Animationsfilme in den Kinos auf. Die Produktionen beschränken sich weitgehend auf Computeranimation, die immer genialer, feiner und realitätsnäher wird. Das ist schön und gut, meistens einwandfrei produziert. Trotzdem: Die traditionelle Form der Animation ist mir deutlich sympathischer. Sie wirkt auf mich liebenswerter (ein seltsames Wort in diesem Zusammenhang) und irgendwie "tiefer", es ist nicht alles so glattrasiert wie bei dem durchschnittlichen modernen animierten Film. Aus diesem Grunde war ich äußerst positiv überrascht, als ich feststellte, dass "Curious George" ein solches traditionelles Werk ist, obwohl es erst 2006 in die Kinos kam. Das könnte natürlich daran liegen, dass der Film schon seit etwa 1992 in den Startlöchern stand. Die endgültige Produktion wurde lange Zeit hinausgezögert, bis es schließlich doch zur Umsetzung kam. Fairerweise muss man erwähnen, dass 20% des Streifens dann doch computeranimiert waren. Die Geschichte basiert auf den gleichnamigen Büchern, die zahlreich zu finden sind und die Abenteuer des neugierigen Affen George erzählen. Ich wehre mich auch gewaltfrei gegen die deutsche Übersetzung, da ich nicht verstehen kann, dass man den Namen des Protagonisten ändert, obwohl im Film sogar gelgentlich der ursprüngliche Name auf Plakaten zu sehen ist und der Charakter eine so weitreichende Vergangenheit hat. So wurde aus "Curious George" im Deutschen "Coco, der neugierige Affe". Das ist schade, soll aber nicht für Abzüge sorgen, weil es auf deutschem Mist gewachsen ist.

Coco lebt in Afrika und hat leider offenbar keine Eltern mehr. Daher sind die anderen Tierkinder (Elefanten und co) seine Familie. Deren Eltern sind allerdings keine großen Coco-Fans, weswegen Cocos Tage meist ein einsames Ende erleben. Ted, im Original von Will Ferrell gesprochen, ist ein Angestellter in einem Urzeit-Museum. Das Geschäft brummt tragischerweise nicht gerade, weswegen die Schließung des Museums in's Haus steht. In der Folge soll ein Parkhaus errichtet werden, wo das Museum stand. Ted ist von dieser Nachricht alles andere als erfreut und kommt auf die hanebüchene Idee, man könnte den „Schrein von Zagawa“ aus dem Urwald besorgen und so regelrechte Besucheranstürme hervorrufen, um auf diese Weise das "Bloomsberry Museum" zu retten. Eine hervorragende Idee findet Mr.Bloomsberry, der gebrechliche Museumsbesitzer. Dessen Sohn Junior würde lieber das Parkhaus an der Stelle des Museums sehen, weil er sich auf diese Weise signifikant höhere Anerkennung von seinem Vater erhoffen könnte. Ted macht sich also mit nagelneuer Ausrüstung auf den Weg in den Dschungel. Die Verkäufer der Ausrüstung drehen ihm einen gelben Anzug mit einem gelben Hut an, was sich als modischer Fauxpas herausstellt. Das ist für die Story zwar ziemlich nebensächlich, soll trotzdem erwähnt werden, da Ted in den Büchern gar keinen Vornamen besitzt, sondern lediglich als "Mann mit dem gelben Hut" bezeichnet wird. Die Reise stellt sich als Reinfall heraus: Der Schrein ist scheinbar nur eine 8cm-große Figur, mit der man keinerlei Besucher anlocken können wird. Zunächst ahnt Ted nicht, dass es auch noch einen riesigen Schrein gibt, den er aber beim ersten Dschungelbesuch wie gesagt nicht findet. Junior konnte durch eine List die Karte zum Schrein verfälschen und so das Unglück anrichten. Einzig positiver Effekt der Reise war für Ted, dass er Coco findet, der ihn schnell liebgewinnt und ihm bis zurück in die Heimat folgt. Dort erleben sie nun gemeinsam viele Missgeschicke, immer auf der Suche nach einer Lösung für das Museumsproblem. Das Vorgehen ist hierbei ziemlich Kinderfilm-üblich: Erst die Enttäuschung, dann arbeitet man sich hoch und alles scheint gut zu werden, dann eine letzte Ernüchterung und das schlussendliche Happy-end.

Der Soundtrack zum Film „Sing-a-longs und lullabies for the film Curious George“ stammt vollständig von Jack Johnson. Dieser dürfte nicht bereut haben, ihn gemacht zu haben, weil die Scheibe sein erstes Nummer 1 Album in den Staaten geworden ist. Johnson trifft immer recht gut die Stimmung des Films bzw. prägt sie. Bilder und Musik ergeben eine angenehme und funktionierende Mischung.

Besonders hervorheben möchte ich den Humor. Der durchschnittliche Animationsfilm spricht ganz bewusst ein jüngeres Publikum an und beinhaltet die dementsprechenden Kalauer. Nun kann ich nur schwerlich beurteilen, inwiefern das junge Publikum den Witzen im Film folgen kann, habe jedoch trotzdem den Eindruck, dass ein breiteres Publikum als sonst angesprochen wird. Ich jedenfalls habe mich teilweise weggeschmissen vor Lachen, was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise muss ich mich in ein kindliches Dasein zurücksetzen, wenn ich derartige Filme schaue und finde dann immer alles total süß und lache auch mal über schlechte Witze. Bei „Curious George“ war das nicht notwendig. Die genannten Punkte lassen einen herrlichen Film entstehen, der bei den Amerikanern ein unerwartet großer Erfolg wurde. Über 58 Millionen Dollar konnten allein in den dortigen Kinos eingenommen werden, bei etwa 50 Millionen Dollar Produktionskosten. Angeblich hatte man nur mit etwa 10 Millionen gerechnet und wäre damit zufrieden gewesen.

Fazit: „Curious George“ oder „Coco, der neugierige Affe“ stand bereits 1992 in den Startlöchern und sollte zur Verfilmung der gleichnamigen amerikanischen Bücher werden. Dabei wurde der größte Teil des Films handgezeichnet, was ich als sehr schön und positiv empfand. Die Story ist nicht weltbewegend, aber sehr ideenreich und lustig umgesetzt, sodass der Streifen den Zuschauer knapp 90 Minuten fantastisch unterhalten kann. Ein Film für die ganze Familie, der nach meinem Empfinden 9 Punkte verdient hat. Euer
Don

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