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Gerne mal als Ripoff von Karate Kid (1984) bezeichnet, stellt sich der hierzulande ein dessen Fahrtwasser auch als Karate Warrior Benannte als überraschende Eigenständigkeit, mit sicherlich Inspiration aus dem 'Original', aber dennoch autarken Wegen und auch ebensolchen Qualitäten dar. Geschrieben und gedreht von Fabrizio De Angelis, der auch für die noch folgenden zahlreichen Fortsetzungen oder bspw. die eigenen Nachahmer Karate Rock (1990) und Iron Girl (1994) verantwortlich war, stellt sich der Ausgangspunkt hier und die Filmreihe selber als adäquate Ergänzung zu dem amerikanischen Konstrukt, durch teilweise Gleichheiten und genauso viele Veränderungen vor allem der Umstände, fern jeder etwa familienfreundlichen Gesinnung dar:

Um seinen vor drei Jahren sich von Julia Scott [ Janet Agren ] trennenden und in die Philippinen ausgereisten Vater Paul [ Jared Martin ] wiederzusehen, fliegt sein 18jähriger Sohn Anthony [ Kim Rossi Stuart ] nach Manila, wo er nach einem Zwischenfall mit lokalen Kleinkriminellen mit dem Bus noch 60 km weiter in das Landesinnere reist. Dort angekommen, trifft er neben seinem Erzeuger auch die örtliche Schönheit Maria [ Jannelle Barretto ], ein junges Mädchen, die ihm schnell die Gegend zeigt und ihn an die Hand nimmt. Anthony bekommt allerdings schnell mit, dass Marias Eltern Probleme mit Quino [ Enrico Torralba ], einem Karatechampion und Schutzgeldeintreiber haben, was den Gerechtigkeitsfanatiker trotz offensichtlicher Unterlegenheit gegenüber dem Halunken auf- und ihn bald in schwerwiegende Probleme bringt. Quino, der einmal von dem Neuankömmling vor aller Öffentlichkeit düpiert wurde, rächt sich grausam und zeigt dem Amerikaner die Grenzen auf. Schwer verletzt in der Landschaft zurückgelassen, kann ihm nun nur noch der im Wald lebende Einsiedler-Mönch Master Kimura [ Ken Watanabe ] helfen.

Positiv ist dabei vor allem auch die Herangehensweise, die das (leidige) Training erst in die zweite Hälfte des Filmes verschiebt und sich zuvor um die bisherige Existenz vom The Boy in the Golden Kimono (US-Titel und Übersetzung des italienischen Originaltitels) und seine neue Umgebung kümmert. Fremd nicht nur in der Stadt, sondern im Land, dass auch den kompletten Gegensatz zu dem bisher behüteten Amerika und eine ganz neue Welt für den Teenager darstellt. Die Landung in Manila ist nur der Ausgangspunkt für eine Reise, die von der sowieso schon überbevölkerten Wirrwarr der asiatischen Metropole noch weiter in den Südosten des Landes, in die Provinz Laguna und der dortigen Stadtgemeinde Los Baños führt. Erfahrungen, die der Heranwachsende in seinem Leben schon gemacht hat, zählen nun nichts mehr oder sind bloß die falschen Schlüsse wert – trotz Warnungen mit den Geldscheinen rumwedeln bspw., offenkundig fremd sein und entsprechend auffallen – , und bergen erst das Risiko in sich. Eine Umstellung und ein schnelles Erwachsenwerden, das beides gelingen muss, um hier zu überleben, da hier in diesem Lande ein Menschenleben scheinbar nicht viel zählt.

De Angelis, gestärkt durch zuvor ganz ähnliche Geschichten des Aufbegehrens gegen die Ungerechtigkeit und des Kampfes der Minderheit gegen die Bedrohung, gegen alle Um- und Widerstände, schreibt und zeichnet das Geschehen dabei durchaus mit materieller und formeller Sicherheit. Helfen tun dabei so scheinbar unterschiedliche Arbeiten wie Thunder - Eine Legende ist geboren! (1983), Sag nie wieder Indio (1984) und auch Overthrow (1987), bei dem jeweils der Aufstand gegen die Ungerechtigkeit und im letzteren auch noch das Gefangensein in den Wirren einer Revolution, gleichsam als Fremdling vor Ort und gleichsam unbekannt mit den Gegebenheiten hier, mit den Rahmenbedingungen quasi im Vordergrund steht.

Gewinnend neben der bedrohlich scheinenden Gefahr, die erst in kleineren Unstimmigkeiten mit den Einwohnern, dann in Zerstörungswut und bald in schmerzhafte und auch so auf den Zuschauer wirkende, ja abstoßende Brutalität umschlägt, ist dabei angehangen auch die Exotik, die der Drehort der Philippinen mit seiner Pflanzenvielfalt, dem schwülen Klima und dem scheinbar ungeordneten Chaos des Daseins dort auch ausübt. Zudem kommen anfangs einige gelungene Ansätze von ehrbarer Charakteristik, wird gerade in den Vater-Sohn-Gesprächen nach drei Jahren Trennung eine zarte Anbahnung wieder zueinander und mit Jared Martin in der Rolle des Vaters, des einzig ernstzunehmenden und erfahrenen Darstellers hier, auch eine grundsolide und vertrauenswürdige Herkunft, gestählt aus jahrelanger Soap - Erfahrung als Fundament gelegt. Ansonsten: Watanabe ist kein Morita, und Rossi Stuart ist kein Macchio, sind es hier aber auch die wahren Werte des Anstandes, der Moral, des Kampfes gegen Ungerechtigkeit und natürlich ein paar fernöstlichen philosophische Weisheiten, sowie natürlich die erste Liebe und die Kraft der Familie, dann letztlich zählen.





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