Ukraine 1944: Nach harten Gefechten im eisigen Hinterland verschlägt es einen Trupp Soldaten auf der Flucht vor den Russen in eine entlegene Waldhütte, wo sie sich fürs Erste niederlassen. Zu spät stellen sich die Soldaten die Frage, wo denn eigentlich die Bewohner der gemütlich eingerichteten Hütte abgeblieben sind und werden überraschend von einem blutrünstigen Vampir angegriffen, der die Truppe rasch dezimiert...
Viele Jahre später, im heutigen Schweden, zieht Annika (Petra Nielsen) mit ihrer jugendlichen Tochter Saga (Grete Havnesköld) in eine kleine, verschneite Stadt, um dort ihren neuen Job in einem Krankenhaus anzutreten. Dort arbeitet sie als Assistentin des Professors Beckert (Carl-Åke Eriksson), der jedoch ein Geheimnis zu hüten scheint. So gibt es im Krankenhaus eine Patientin, die im Koma liegt und die nur von Beckert persönlich behandelt werden darf. Saga findet derweil schnell Anschluss und wird von ihren neuen Mitschülern sogar auf eine Party eingeladen. Als diese dann steigt, kommt einer der im Krankenhaus arbeiteten Jugendlichen auf die Idee, Professor Beckert einige kleine, rote Pillen zu entwenden und sie in die Getränke zu mischen. Keine Gute Idee, denn anstatt die Party in Schwung zu bringen, verwandeln die Pillen die Jugendlichen in Vampire, welche ein blutiges Massaker anrichten...
Es ist nun schon einige Jahre her, seitdem der Schwede Anders Jacobsson die Horror-Fangemeinde mit seinem satirischen und blutigen Überraschungshit "Evil Ed" aufhorchen ließ. Seitdem wurde es zwar wieder etwas ruhig um nennenswerte Horrorproduktionen aus Schweden, doch dem hat ein gewisser Anders Banke nun Abhilfe geschaffen. In einer Zeit, in der Horrorparodien wie "Shaun of the Dead" und "Severance" Erfolge feiern, erwartet das weltweite Horrorpublikum nun ein ähnlicher Beitrag aus Schweden, der dem Genre des Vampirfilms neue Facetten verleiht und es zudem auch auf den Arm nimmt. Betrachtet man so die Filmographie Banke's, dann macht sich im ersten Moment gähnende Leere breit, denn bis auf die Dokumentation "John Howe: There and Back Again" hat der Regisseur vor "Frostbite" noch keinen Film abgeliefert.
Die Voraussetzungen für "Frostbite" sind eigentlich die Besten, die ein Vampirfilm haben kann, spielt er sich doch während den düsteren Polarnächten ab, die wie geschaffen für das blutrünstige Treiben derartiger Kreaturen sind. Hinzu kommen hübsch verschneite Locations, die in so manchen Szenen durchaus Erinnerungen an Tim Burton wachrufen, und fertig ist das perfekte Blutsauger-Ambiente. Natürlich reicht dies alleine nicht aus, sondern sollte im besten Fall noch mit einer einfallsreichen Story garniert werden. Diese ist im Fall von "Frostbite" durchaus gegeben, erfindet das Genre aber auch keineswegs neu. Nach einer kurzen Einleitung, die uns zeitlich zurück in den zweiten Weltkrieg versetzt, wirft uns das Geschehen in den Wagen des Mutter-Tochter Gespanns Annika-Saga, die sich gemeinsam auf den Weg in eine neue Stadt machen, um dort ein neues Leben anzufangen.
So weit so gut. Auffallend ist, dass sich "Frostbite" durchaus Zeit nimmt, viele Charaktere in die Handlung einzubauen. Anders Banke lässt es langsam angehen, wodurch dem Zuschauer erst einmal gezeigt wird, wie sich Annika in ihrem neuen Job zurechtfindet und wie Saga neue Freunde kennenlernt. Schon hier lässt der Streifen allerdings schon ab und an humoristische Elemente durchschimmern, die ihren Ursprung klar im Teeniefilm gefunden haben. Obwohl "Frostbite" also nicht von Anfang an Gas gibt, tut sich dank der überzeugenden und alles andere als billig erscheinenden Inszenierung niemals Langeweile auf, doch der Horrorfan muss noch eine Weile warten, bis er auf seine Kosten kommt.
Richtig spaßig wird es erstmals dann, wenn Sebastian, der nebenbei im Krankenhaus arbeitet, sich den Pillen des Professors bemächtigt und eine davon einwirft. Bei seiner anschließenden Verwandlung zum Vampir zeigt sich dann auch, das so etwas nicht immer total ernst, sondern durchaus auch mal humorvoll in Szene gesetzt werden kann, ohne sich dabei der Lächerlichkeit preiszugeben. Als Sebastian zum ersten Mal bei seinen Schwiegereltern zu Abend isst, stellt er fest, dass er keine richtige Mahlzeit und kein Getränk mehr verträgt, sondern sich nur noch durch Blut am Leben erhalten kann und kotzt das ganze Essen wieder aus. Diese Momente sind es dann auch, die "Frostbite" etwa auf eine Stufe mit "Shaun of the Dead" stellen. Der Humorgehalt des Films ist nicht immens, aber zu Lachen gibt es vieles, etwa wenn eine alte Frau bei der Polizei anruft und sich darüber beschwert, dass ihre jugendlichen Nachbarn eine laute Party feiern "und jetzt auch noch die Wände hochklettern". Eine reine Komödie ist "Frostbite" nicht geworden, doch es ist durchaus Mal eine nette Abwechslung, wenn Horrorfilme sich nicht immer total ernst nehmen.
Über weite Strecken ist "Frostbite" kein reinrassiger Vampirfilm, doch Fans des Blutsauger-Mythos kommen hier durchaus auf ihre Kosten. Besonders bleibt einem dabei der Aspekt in Erinnerung, dass Vampire hier in der Lage sind, mit Tieren zu kommunizieren. Dabei gibt es natürlich wieder reichlich zu Lachen, etwa wenn Sebastian plötzlich von einem Hund blöd angeschnauzt wird und sich mit diesem einen Streit liefert. Leider verfolgt der Streifen diese humorvolle Linie aber nicht konsequent, ebenso wie er nicht pausenlosen Horror liefert. Unterhaltsam ist der Film die meiste Zeit über, doch all zu oft kommen Passagen vor, bei denen man sich denkt, dass ein erneuter Lacher oder ein plötzlicher Schock ganz gut täten.
Zum Ende hin legt "Frostbite" dann einen kräftigen Gang zu und parallel zueinander bekommen wir zu sehen, wie Annika zum Einen hinter das Geheimnis des Professors kommt, und wie die Party desweiteren blutig eskaliert. Dabei fährt "Frostbite" auch all seine blutigen Geschütze auf und erinnert in den besten Momenten sogar an "Braindead", etwa wenn ein Gartenzwerg als Ersatz für einen Holzpflock herhalten muss. Wirklich exzessiv gesplattert wird hier nie, doch der Freund von blutiger Unterhaltung wird hier schon bei Laune gehalten. Die Freigabe ab 16 ist nicht zu niedrig angesetzt, doch zu sehen bekommt man schon einiges und alles in allem sehen die handgemachten Effekte überaus toll und nicht billig aus.
In Staunen versetzt hat mich zudem die Inszenierung des Films, die dank aufwändigen und rasanten Kamerafahrten und ähnlichen Spielerein an alles, nur nicht an ein billiges B-Movie marke Wochenenddreh mit ein paar Kumpels erinnert. Anders Banke muss ein durchaus annehmbares Budget zur Verfügung gehabt haben, denn optisch, wie auch effektemäßig überzeugt "Frostbite" auf der ganzen Linie. Die schön eingefangene Winterlandschaft bei Nacht sind onehin ein Augenschmaus und auch tolle Vampir-Verwandlungen können sich absolut sehen lassen. An der tollen Inszenierung, an der es von vorne bis hinten nichts auszusetzen gibt, können sich so manch andere Horror-Regisseure gerne mal eine Scheibe abschneiden.
Die Schauspieler machen durchweg bewusst, wieso sie für ihre Rollen gecastet wurden, denn schlecht spielt von den, mir allesamt unbekannten, Darstellern erfreulicherweise keiner. Selbst die üblichen Teenieklischees werden von den großteils jungen Akteuren meist übrsprungen.
Mit "Frostbite" bekommt das geneigte Publikum endlich mal wieder frische, innovativ wirkende Ware geliefert, die den Vampirfilm nicht neu erfindet, aber die gesamte Laufzeit über mit Witz und Horror gut unterhält. Blutig wird es hin und wieder auch mal, so dass der Streifen durchaus Erinnerungen an andere FSK 16 Funsplatterfilme wachruft. Die Schweden haben hiermit bewiesen, dass sie noch immer eine ernstzunehmende Größe im internationalen Horrormarkt darstellen, denn mehr als irgend ein beliebiger US-Teenieslasher kann "Frostbite" sowieso.