Pulse oder du bist zu Tode gelangweilt bevor du stirbst!
Eine objektive Kritik zu diesem Film zu schreiben ist sehr schwer, denn
eigentlich war die Ausgangslage für "Pulse" schon vor dem Start recht
aussichtslos. Zu schlechte Karten haben die Macher, als sie sich für
ein Remake von Kurosawas Schocker "Kairo" aus dem Jahr 2001
entschieden. Und so muss sich die von Wes Craven produzierte
Light-Version mit einem Meisterwerk messen und zwangsweise untergehen.
"Kairo" hat in Sachen Spannung und Grauen die Messlatte ziemlich
hochgelegt und erwartungsgemäss bleibt diese für die leichte, weniger
verstörende Variante der Geister aus dem Internet unerreichbar. Dabei
ist die Neuverfilmung per se gar nicht so schlecht. Leute, die keine
direkte Vergleichsmöglichkeit aufgrund der Nichtkenntnis der Existenz
des Originals haben, könnten die US-Fassung sogar als mässig spannenden
Vertreter im Gruselgenre halten. Zwar gibt es keine Innovation, da sich
der Film zu nah an "Ring" und deren dutzende Epigone orientiert, aber
lieber gut als schlecht geklaut. Während "Kairo" jedoch mit einer
elegischen Ruhe die Spannung mit zunehmender Spielzeit ins
Unermessliche steigert, stutzt das Remake die Atmosphäre auf ein
westweltliches teeniegerechtes Format, wobei lediglich die Tristess in
der Farbgebung die amerikanische Frischzellenkur überstanden hat und
ähnlich gut eingesetzt wird. In allen anderen Bereichen mussten die
Elemente, die den japanischen Film so aussergewöhnlich macht einer
vermarktungsgerechteren Inszenierung weichen. So fehlen unter anderem
die beklemmende Stimmung und das Grauen und "Pulse" beschränkt sich auf
schwache Schreckmomente, die aber im Drehbuch-Salat und im
Schnitt-Stakkato untergehen. Einige Szenen wie zum Beispiel die Flucht
aus der vereinsamten Stadt vermögen das Potenzial ansatzweise zu
erfassen, was mit mehr Mut und Konsequenz möglich gewesen wäre. Es
fehlt auch jeglicher Bezug zu den Charakteren, auch wenn sich Actrice
Kristen Bell redlich bemüht. Bleibt also wieder mal ein Asia-Remake,
welches aufgrund der Unterdurchschnittlichkeit nicht lange im
Gedächtnis bleibt. Nur Leute, die mit der stoisch ruhigen Art der
japanischen Filme nichts anfangen können, können ruhig mal einen Blick
riskieren, auch wenn sie dann auf die Intensität und den Schrecken von
Kurosawas Werk verzichten müssen. Denn langweilig ist "Pulse"
eigentlich nicht, nur auf diese oder jene Art völlig überflüssig.