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Neueinsteiger Imageworks versprach mit “Monster House”, einem Motion Capture-Spektakel, Abwechslung in die ewig gleiche Animationslandschaft zu bringen, die ansonsten von drolligen Tieren, Geräten und Fabelwesen beherrscht wird. Stagnation ist seit Jahren das größte Problem des computergenerierten Animationsfilms, der sich nach wie vor viel zu sehr um Varianz in den Details bemüht, dabei aber übersieht, dass sich auf der höchsten Ebene praktisch gar nichts ändert im den Produktionsabläufen zwischen “Nemo” und den “großen Haien / kleinen Fischen”, zwischen “Jagdfieber” und “Tierisch wild”, zwischen “Robots” und “Cars”. So sehr es auch den Anschein macht, dass sich Stories und Production Design der Konkurrenzprodukte maßgeblich voneinander unterscheiden, so sehr wird bei distanzierter Betrachtung deutlich, dass sich eigentlich alle (!) bisherigen Veröffentlichungen in der Sparte CGI-Film seit “Toy Story” in einen gemeinsamen Topf werfen lassen.

Die nicht mehr ganz so neue Animationstechnik “Motion Capturing”, ein Verfahren, bei dem echten Schauspielern auf dem ganzen Körper Punkte angeklebt werden, die der Computer lokalisiert und in neue Bilder umwandelt, hätte “Monster House” insofern zum Vorteil gereichen können, als dass man sich gleich mit dem Debüt stilistisch komplett von der etablierten Konkurrenz unabhängig gemacht und eine eigene Nische gefunden hätte. Doch so wie er mit seinen realistischen Bewegungsabläufen aus der Umarmung der Marktführer flieht, läuft er den Klischees eines Gruselfilms für Kinder unter Aufsicht von Robert Zemeckis und Steven Spielberg direkt in die Arme. Das ambitionierte Werk unter Regie des Debütanten Gil Kenan steht für einen vorhersehbaren Handlungsablauf, den man mit etwas gutem Willen auch “klassisch” nennen könnte, der aber in Wirklichkeit stagniert und insbesondere in der ersten Hälfte richtiggehend langweilt.

Die Animationsform selbst stellt sich sogar als gar nicht mal so großer Vorteil heraus, da die Kantigkeit der Figuren doch sehr eigenwillig anmutet und auch wenig zugänglich ist. Natürlich ist es nett, im Gesicht des jungen Helden das Profil von Frankensteins Monster wiederzuentdecken, auch sonst erfreuen die zahlreichen subtil verpackten Anspielungen auf allerlei bedeutende Gruselfilme der Filmgeschichte. Nicht zuletzt das lebendig gewordene Haus an sich ist eine Parodie auf die “Haunted House”-Prämisse, von der seit Anbeginn der cineastischen Erzählung bis zum heutigen Tage unzählige Geschichten zehren. Dass das Haus nun nicht nur eine psychologische Verbindung zu seinen Bewohnern aufbaut, um diese als Werkzeug zu verwenden, sondern gleich selbst zum Leben erwacht mit allem, was zu einem (menschlichen?) Organismus gehört - bis hin zum Zäpfchen, das den Schluckreflex kontrolliert - ist natürlich eine schöne Sache und sie wird die zweite Hälfte mit ihrem hohen Actionanteil aus der Belanglosigkeit retten. Doch ist das nur ein kleiner Trost, wenn das Skript so verkrampft an den Schemata, um nicht zu sagen Klischees, festhält, ohne sie einmal richtiggehend aufzubrechen.

Von der gemeinen Babysitterin über deren dummbratzigen Rockerfreund bis zum dicken Sidekick des forschen Helden ist alles dabei, was der Freund gepflegter Gruselunterhaltung bereits aus dem Effeff kennt. Und dennoch stellt das Skript die Treue der Charaktere an ihre Persönlichkeit manchmal hart auf die Probe, wenn sich plötzlich ausgerechnet der besagte Rocker empfänglich zeigt für die Mythen um das Nachbarshaus und seine Freundin damit einlullt, um mit ihr im Streit zu enden und kurz darauf das erste Opfer des Hauses zu werden.

Dass die Figuren dabei durch die eigenwillige Stilistik sehr synthetisch wirken und ihnen kaum Leben innezuwohnen scheint, ist fatal, denn gemessen an der hohen Messlatte, die vor allem Pixar mit Gesichtern gesetzt hat, die wahrhaft wie ein emotionaler Spiegel wirken, ist der impressionistische Gehalt der Figuren aus dem “Monster House”-Universum sehr dürftig. Das Leben rührt vielmehr von den prominenten Stimmen und den charakteristischen Bewegungen der Stars her, die hinter den digitalen Endresultaten stehen; einen Steve Buscemi (Nebbercracker), eine Maggie Gyllenhall (Babysitterin) und einen Kevin James (weißer Polizist) erkennt man sofort wieder. Die Wirkung ist aber nicht viel mehr als die einer abstrakten Parodie auf die Darsteller durch sie selbst; die authentische Darstellung von Emotionen rührt neben der Stimme vor allem von der Animation her und die vorliegende Animation vermag diesen Faktor nicht zufriedenstellend zu erfüllen.

Allerdings hat sie andere Qualitäten, und die liegen in der flotten, mitreißenden Regie. Kamerafahrten durch einen Herbstbaum hindurch, ein einzelnes Blatt auf seinem vom Schicksal geleiteten Flug verfolgend wie einst in “Forrest Gump”, das macht schon was her. Insbesondere, wenn sich der Plot um 180 Grad wendet und plötzlich Rasanz und Spektakel erfordert. Abseits der tatsächlichen Gruselaspekte macht der Film dann erst alles richtig, spielt seine Trümpfe aus und weiß zu gefallen.

Überhaupt liegt der Zauber mal wieder im Detail: Vereinzelte Gags - insbesondere aus dem Munde des dicken Kindes - treffen ins Schwarze, ebenso wie vereinzelte Randfiguren, etwa der Videospiel-Nerd und die göttliche Darstellung eines antiken Spielautomaten mit erlesener 2D-Pixeldarstellung. Das sind die kleinen Freuden, für die es sich zu leben lohnt und wegen denen man in “Monster House” keine Zeitverschwendung sehen kann. Im Großen und Ganzen wird aber einmal mehr leider kein Neuland betreten. Dabei war es diesmal wirklich zum Greifen nahe.

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