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In Los Angeles explodieren mehrere chemische Bomben. In der Stadt herrscht Chaos, giftige Asche regnet nieder und verseucht große Gebiete auch der Vorstädte. Der Musiker Brad ist in seinem Häuschen am Stadtrand allein, seine Frau Lexi war zur Arbeit in die Innenstadt gefahren. Nachdem er vergeblich versucht hat, sie zu erreichen und zu suchen, verbarrikadiert er sich auf Anweisung der Behörden im Haus und verriegelt sämtliche Fenster und Türen luftdicht. Dann der Schock: Lexi steht vor der Tür, verletzt, mit giftiger Asche bedeckt und bereits hustend. Sie hereinzulassen, würde für ihn Lebensgefahr bedeuten...

Kaum ein Film hat die amerikanischen Terrorängste nach 9/11 so beklemmend, fesselnd und hochspannend thematisiert wie diese kleine, sträflich unbekannte Thriller-Perle, die in Deutschland leider direkt auf DVD erschien. „Right at your door“ ist ein Musterbeispiel an effizienter Spannungsentwicklung: Die Einleitung fällt denkbar kurz aus, schafft es aber, durch die Darstellung eines typischen Morgens des Ehepaars eine flüchtige, allerdings aussagekräftige Charakterisierung und Profilierung der beiden Hauptfiguren zu erzeugen. Schon nach wenigen Minuten dann die Explosionen, gefolgt von stetiger, stringent gefilmter Eskalation: Die Schreckensnachrichten werden in kürzester Zeit immer schlimmer, Brad fährt panisch mit dem Auto durch die Gegend, deckt sich im Baumarkt mit notwendigen Materialien ein – der bereits am Rande einer Plünderung schwankt – verschließt sich endlich daheim und unternimmt immer verzweifeltere Kontaktversuche zu Lexi. Das alles wird mit einem dynamischen Score, einem sehr schnellen Schnittrhythmus und einer Kamera, die nah an den Figuren bleibt, umgesetzt und erzeugt so eine schweißtreibende Hochspannung, die dadurch, dass das Wissen des Zuschauenden so begrenzt und lückenhaft bleibt wie Brads, innerhalb kürzester Zeit enorm intensiviert wird. Schon nach knapp 20 Filmminuten fühlt man sich nervlich reichlich angeschlagen und beklommen.

Seine emotionale und ethische Tiefe entwickelt „Right at your door“ dann mit Lexis Ankunft. Der Widerstreit zwischen Gefühlen und Vernunft bei beiden Eheleuten führt zu packenden Dialogen, verletzenden Streitereien und tief tragischen Momenten. Die Hilflosigkeit einem geliebten Menschen gegenüber bei Aufrechterhaltung des eigenen Schutzinstinkts wird hier so gnadenlos und grausam vorgeführt, dass es stellenweise kaum auszuhalten ist. Lexis zunehmend schlechter Gesundheitszustand, ihre verzweifelten Hoffnungen auf herbeieilende medizinische Hilfe, schließlich ihre Anrufe bei ihrer Familie sind so emotional und beklemmend inszeniert, ohne jemals in Kitsch abzugleiten, dass es sich tief einbrennt. Nach der enorm hektischen Anfangsphase schafft es der Film später immer wieder, ruhige, aber umso bestürzendere Momente zu kreieren. Dramaturgisch erweist sich „Right at your door“ als meisterhaft umgesetzt.

Dass es dabei einige kleine inhaltliche Schwächen gibt – etwa dass die Polizei auf offener Straße eine kontaminierte Person erschießt; oder auch die tragische, bitterböse, aber im Detail arg unglaubwürdige Schlusspointe – kann man angesichts der stringenten Inszenierung schnell verzeihen. Auf der anderen Seite beeindruckt der Film nämlich damit, wie er es trotz seiner geradlinigen und straffen Erzählweise schafft, viele Aspekte einer so komplexen Gemengelage wenigstens anzureißen: widersprüchliche Nachrichten, aufgrund derer man verunsichert ist, was man denken und tun soll; moralische Konflikte, die einen zu teilweise grausamen und rücksichtslosen Handlungen verleiten; das Hervorbrechen zwischenmenschlicher Probleme in Extremsituationen; die Unfähigkeit, angesichts von Todesangst klar zu denken und zu entscheiden. Psychologisch ist „Right at your door“ ein kleines, vielschichtiges Meisterstück.

Darüber hinaus ist er fantastisches Hochspannungsentertainment, das mit seiner beklemmenden Grundidee und starken, intensiv aufspielenden Darstellenden durchgehend fesselt, mit gut gesetzten Settings und gelungener Kameraarbeit sein begrenztes Budget hervorragend überspielt und so als kleiner, feiner Thriller-Geheimtipp mit politisch-menschlicher Tiefgründigkeit unbedingt zu empfehlen ist.

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