Keine Ahnung, warum der deutsche Verleih den Film in "State of Violence" umgetauft hat, hat er doch schon einen internationalen Titel: Holiday. Es gibt zwar genügend Gründe dafür, den Film eher State of Violence zu nennen als Holiday, aber letzteres paßt alleine wegen dem wirklich schönen Lied doch schon ganz gut.
Sei's drum...
"State of Violence" beginnt wie eine koreanische Antwort auf den alten Stallone Blockbuster "Lock Up": Sadistischer Gefängnisdirektor liefert sich Privatkrieg mit aufmüpfigem Insassen.
Dann entwickelt er sich in einen Flucht-Thriller und endet schließlich als Geiselnahmethriller, bzw. -drama einschließlich Stockholm-Syndrom bei den Geiseln.
Hinzu kommt eine gehörige Portion System-Kritik am südkoreanischen ach so demokratischen Regime (wohl nicht nur der Ära um die olympischen Spiele in Seoul, aber da bin ich zu wenig bewandert in koreanischer Geschichte).
Prinzipiell ist das tatsächlich doch etwas zu viel Stoff für einen zwei-Stunden-Film, der den Stoff straff runter beten will.
Tatsächlich erscheint vieles dadurch nur oberflächlich behandelt, zu unsubtil, manchmal (sehr oft sogar) ins comichafte überzeichnet - so zum Beispiel dieser grotesk bösartige Gefängnisdirektor, der keinerlei persönliche Entwicklung durchmacht, sondern einfach nur plump bis bizarr bösartig rüberkommt. In anderen Filmen mit fanatischen Gesetzeshütern durchlaufen diese beispielsweise schon eine gewisse Erleuchtung, hier ist da eine einzige Fehlanzeige.
So muß man den Gefängnisdirektor auch als größten Schwachpunkt in einer eigentlich ernst gemeinten Produktion nennen: Sicher, er überträgt dadurch die Sympathien auf die Gefangenen, wodurch aber dem Film auch vieles von seiner Subtilität verloren geht.
An anderer Stelle wird eine versuchte Vergewaltigung irgendwie verteidigt und zu einem gewissen Grade verharmlost.
Solche Sachen und Unzulänglichkeiten dieser Art unterlaufen dem Film dauernd.
Dennoch bleibt der Film auch auf unterhaltsamer Ebene (vielleicht sogar gerade wegen solchen erzählerischen Mitteln?) extrem kurzweilig, spannend und manipulativ, da man tatsächlich die Sympathien zugunsten der Gefangenen verschiebt.
Der Score ist ebenfalls richtig schön und insgesamt bleibt ein richtig guter Eindruck zurück, der einen sogar äußerst positiv überrascht.
Letztendlich muß ich auch noch sagen, woran mich der Film am ehesten erinnert hat, als ein möglicherweise hilfreicher Vergleich, denn ich finde die Klappentexte oder Inhaltsangaben auf den DVD Hüllen vor allem bei koreanischen Filmen immer sehr irreführend (siehe bsplweise Save the green Planet): In seiner Machart und von seiner Grundstimmung her, auch von der musikalischen Untermalung und von der Grundstruktur der Story her, erinnert der Film sehr stark an den deutschen Film: Bunte Hunde (sollte man übrigens mal gesehen haben, richtig guter Film für deutsche Verhältnisse!!!!)
Nur dass State of Violence (oder Holiday) ambitionierter daher kommt, was er jedoch durch seine Überzeichnung zu kaschieren sucht, um dennoch unterhaltsam und erfolgreich zu sein.
Zumindest ersteres kann ich ihm attestieren: Guter Film, 8 Punkte
P.S.: Ein weiterer Grund warum ich den Film so sehr mag, ist der, dass ich mit einer ähnlichen Art von Film aufgewachsen bin, dadurch bedingt, dass in den 70ern und frühen 80ern Filme mit politischen und systemkritischen Motiven schon ein bißchen in Mode waren, also wohl auch eine Art von Nostalgie