Review

Interessanter Ansatz, leider verschenkt und am Ende sogar fahrlässig *
Auf "Requiem" habe ich mich ziemlich gefreut: wirklich gute Filme zum Thema "Besessenheit"/Exorzismus sind mir leider nicht bekannt: die einen sind mir zu katholisch (wie "Der Exorzist" selber), die anderen unpassender weise zu sehr nach Effekten aus. Ähnlich sieht es übrigens mit U-Boot-Filmen aus, da kenne ich trotz verstärktem Interesse am Thema meinerseits auch keinen tatsächlich überzeugenden Film. Dieser Film des Regisseurs von "23" versucht sich der Sache von Dämonen über die Religion und das Innenleben eines Mädchens aus der süddeutschen Provinz Anfang der Siebziger Jahre zu nähern, scheitert dabei aber an den eigenen Vorsätzen: schade um die hervorragende Ausstattung und die sehr guten Schauspieler!"Requiem" orientiert sich ähnlich wie schon "23" sehr am sozialen Umgang der Hauptfigur und versucht dabei möglichst niemandem zu nahe zu treten. Angenommene "Klischees" sollen in der Darstellung um jeden Preis verhindert werden - was wie so oft direkt in verlogener Heuchelei mündet. Die distanzierte Beobachtung sämtlicher Vorgänge macht Schuldzuweisungen dabei ebenfalls unmöglich, "richtig besessen" erscheint die Frau auch erst in der letzten Viertelstunde des Films zu sein, sodass man die vermeintlich "Besessene" zwar als Heilige oder Kranke, nie jedoch als Opfer Ihrer Umgebung und Erziehung sehen kann.Was sich toll anhebt wie "Breaking the Waves" ist zum Schluss dann auch ein reines Ärgernis: gut möglich, dass dem Regisseur so das eigentliche Schicksal der jungen Frau gerade mal zwei Zeilen vor dem Abspann wert war. Widerlich.
Rating 4.5

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