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Nach langer Zeit schaffte es mal wieder ein deutscher Film, international ins Rampenlicht zu rücken. Nach „Die Blechtrommel" und dem Drama „Nirgendwo in Afrika" ging nun für „Das Leben der Anderen" ein weiterer Oscar nach Deutschland. Das mag manchen verwundern, dass die hier zur Schau gestellte DDR-Thematik punkten konnte, während zum Beispiel „Der Untergang", der mit Sicherheit eine größere internationale Relevanz besitzt, leer ausging. Eines ist sicher, beide Filme bieten einen interessanten Einblick in düstere Epochen deutscher Geschichte.

Gerd Wiesler ist ein linientreuer Stasi-Offizier. Er bekommt den Auftrag, ein Künstlerpaar zu überwachen. Dabei dringt er in dessen Leben und damit Intimsphäre ein. Während seiner Arbeit kommen ihm Zweifel, ob seine Arbeit richtig ist...

Handwerklich kann man Regisseur von Donnersmarck keinen Vorwurf machen. Die Rollen sind durchweg gut besetzt und offenbaren ein mehrdimensionales Eigenleben, wodurch Klischees weitestgehend vermieden werden. Da ist der durchaus staatstreue Künstler Dreyman, der erst durch den Selbstmord eines mit Berufsverbot belegten Kollegen eine Änderung in seinem Denken erfährt, seine Freundin Christa-Maria, die stets undurchsichtig bleibt und die im Dunstkreis agierenden Freunde, welche mit Dreymans Hilfe einen DDR-kritischen Artikel im „Spiegel" vorbereiten. Auch die Person des Vorgesetzten von Wiesler, Oberstleutnant Grubitz, ist nicht gerade als stasitypisch zu bezeichnen, denn dieser denkt nur an seine Karriere und lässt auch mal einen Honeckerwitz in der Betriebskantine los. Eine Vermenschlichung solcher aalglatten Typen kann man dennoch nicht ausmachen, denn gerade durch solche Widersprüchlichkeiten wirken Leute wie Grubitz trotz ihrer sonst eher verbindlichen Art befremdlich und fast unheimlich.

Der Film ist durch die authentisch in Szene gesetzte DDR-Tristesse, spartanisch eingerichtete Wohnungen und triste Neubaublöcke inklusive, sehr düster geraten. Eigentlich hätte ich diese Ausstrahlung von Düsterheit eher von den gezeigten Methoden der Stasi erwartet. Doch bis auf die Einleitung, wo Wiesler an der Stasi-Schule einen Lehrfilm über Verhörmethoden zeigt und kommentiert, ist hier nur ansatzweise etwas zu spüren, wohl ein Konsens an die Massentauglichkeit dieses Filmes.

Was weniger gefallen konnte in einem ansonsten beeindruckend gefilmten Zeitdokument war die unglaubwürdige Wandlung des Stasi-Offiziers Wiesler, wobei von Donnersmarck gerade dieser Plot wichtig war, wie der symbolische Einbau der „Sonate vom guten Menschen" und die Nach-Wende-Hommage des Autors Dreyman auf Wiesler in einem Buch zeigt. Man kann, bei allem Wohlwollen für die Änderung Wieslers, nicht schlüssig erkennen, warum er so plötzlich nach all den Jahren, wo er im Prinzip nichts anderes gemacht hat, als andere Personen zu bespitzeln, nun ausgerechnet in diesem Fall ins Grübeln kommt und nicht nur seine Berichte belanglos gestaltet, sondern auf recht mutige Weise Beweismittel beiseite schafft. Durch das entkräftende Ende nach dem Motto „Alles wird gut" löst sich zuviel aus dieser Epoche einfach in Wohlgefallen auf, so als wenn die Welt mit dem Mauerfall wieder gerade gerückt und nichts geschehen wäre. Doch diese beschränkte Sichtweise wird denjenigen Menschen nicht gerecht, die in diesem Land noch heute unter den Spätwirkungen eines totalitären Überwachungsstaates leiden.

Fazit: Ein Film, der zwar durch gute Schauspielleistungen glänzt und spannend inszeniert ist und dennoch sein Potenzial nicht voll ausschöpfen kann und insbesondere mit einem Ende aufwartet, welches zu stark an die Machart von Hollywoodfilmen erinnert. Das riecht ein bisschen nach Berechnung und ich hoffe mal, dass dies nicht den Ausschlag für die Oscarverleihung gab, es wäre ein fader Beigeschmack. Für mich trotzdem Daumen hoch dafür, dass man sich mit einem solch ernstem Thema beschäftigt hat und das Gleiche auch vom Zuschauer verlangt.

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