Review

Vater / Mutter / Kind - realistisch wie nie 

Jede zweite Ehe wird heutzutage geschieden. In den 70ern war das noch etwas anders. Und obwohl der Oscargewinner "Kramer vs. Kramer" die 70er atmet, kommt dieses Drama rund um die Scheidung eines Paares mit einem kleinen Sohn zeitlos & aktueller denn je rüber. Mal traurig, mal lustig, mal beides gleichzeitig. Das wahre Leben ist halt nie langweilig. Und trotz Hollywood-A-Klasse-Prominenz, erscheint der Film normaler & realistischer als 99,9% aller Filme. Ein ganz großes, emotionales Plus, wenn das Thema eines ist, was uns alle betreffen kann. Als Kind, als Mann, als Frau, als Anwalt.

"Kramer gegen Kramer" ist einer der unbekannteren Oscargewinner, zu Unrecht wurde der goldene Mann dem Drama aber sicher nicht verliehen. Schon allein auf Grund zwei der besten Schauspieler, die je die Leinwand zierten. Was Dustin Hoffmann & Meryl Streep hier zaubern, wird einen auch in 80 Jahren noch beeindrucken & unterstreicht beider Legendenstatus. Aber noch wichtiger: auch das Thema wird in 80 Jahren sicher noch aktuell sein! Der Sohn war teilweise süß, teilweise nervig, in der deutschen Synchro erst recht. Aber das kennt man ja von Kinderdarstellern. Das auch er für einen Oscar nominiert wurde, kann ich nicht ganz nachvollziehen. 

Besonders toll an dem emotionalen Werk finde ich, dass es nicht schwarz/weiß malt. Denn keiner der beiden Eltern wird wirklich als böse oder einseitig dargestellt, jeder hat Schwächen & Stärken. Auch wenn sich der Film im Endeffekt dann doch etwas auf die Seite des Mannes stellt. Aber warum nicht mal die Frage stellen: warum sollte ein Mann kein genauso guter, liebender Erzieher sein, wie eine Frau? Realismus wird hier groß geschrieben, oft ist der Film wirklich herzzerreißend. Man spürt die Liebe & Hoffnung beider Parteien für das Kind, und spätestens als dieser in den Prozess gezogen werden soll, erkennt man, dass er unter allem am meisten leidet. 

Auch der Humor kommt echt & wundervoll rüber, etwa wenn Hoffmann das erste mal total überfordert & verzweifelt mit seinem Sohn Frühstück kochen will oder dieser einer nackten Affäre im Flur über den Weg läuft. Das Herz des Films ist aber die Beziehung von Vater zu Sohn, die sich entwickelt, festigt & wunderschön ist. So sollte & kann eine Beziehung dieser beiden Parteien sein. Ich hätte gern noch mehr davon, z.B. im Teeniealter, gesehen. Ein einstiger Businessmann wird zum liebevollen Vater, dessen Sohn über allem steht - keine Fantasie, sondern gar nicht so selten!

Fazit: eine der realistischsten & gefühlvollsten Trennungen / Scheidungen, die je auf Zelluloid gebannt wurden & definitiv zeitlos!

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