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Dustin Hoffman spielt einen Werbekaufmann, der kurz nach seiner Beförderung von seiner Frau, gespielt von Meryl Streep, verlassen wird und sich nun allein um den gemeinsamen Sohn kümmern muss. Er meistert das alltägliche Leben als allein erziehender Vater, auch wenn sein Job darunter leiden muss, bis seine Frau nach einer Zeit zurückkehrt und das alleinige Sorgerecht beantragt. Hoffman und Streep beschließen mit dem Fall vor Gericht zu gehen.

"Kramer gegen Kramer" gehört zu den bekanntesten und besten Filmen der Filmgeschichte. Nicht umsonst wurde das Werk für neun Oscars nominiert, von denen es fünf gewinnen konnte, darunter: Bester Film, beste Regie und bester Hauptdarsteller. Dabei lebt der Film die meiste Zeit von seinen überragenden Darstellern, zumal die Story seit 1979 von dutzenden Filmen kopiert wurde. Vor allem Dustin Hoffman, der für "Kramer gegen Kramer" seinen ersten Oscar bekam und nach seinen starken Leistungen in "Die Unbestechlichen", "Asphalt-Cowboy", "Little Big Man" und "Papillon" endgültig zu den besten Darstellern Hollywoods gehörte, trägt den Film mit seiner emotionalen Leistung und seiner überaus sympathischen Art mehr oder weniger im Alleingang. Meiner Meinung nach ist diese herzzerreißende Darstellung die beste in Hoffmans Karriere und allein dies macht den Film schon sehenswert. Aber auch der übrige Cast hat hohen Anteil am Gelingen dieses Meisterwerks, das mit schwächeren Darstellern wohl niemals möglich gewesen wäre. Meryl Streep, die nach starken Leistungen in "Manhattan" und "Die durch die Hölle gehen" für "Kramer gegen Kramer" den Oscar als beste Nebendarstellerin bekam, spielt ebenfalls gut und spielt ihre Rolle der entschlossenen Mutter überzeugend und sehr eindringlich. Justin Henry, zum Zeitpunkt des Drehs gerade einmal acht Jahre alt, ist als Sohn der beiden ebenfalls sehr überzeugend und sorgt mit seiner sympathischen, liebenswerten und emotionalen Darstellung dafür, dass der Film wirklich bewegend wird. Obwohl er mit acht Jahren bereits für den Oscar nominiert wurde, schaffte er nie den großen Durchbruch. Jane Alexander, die ebenfalls für einen Oscar nominiert wurde, rundet mit ihrer ebenfalls überzeugenden Leistung den hervorragenden Cast ab. Dass in für einen Film gleich vier Darsteller für den Oscar nominiert werden und davon zwei gewinnen ist überaus selten, der vielleicht beste Cast der Filmgeschichte trägt "Kramer gegen Kramer" somit mehr oder weniger im Alleingang.

Die Story wurde seit 1979 schon so oft neu aufbereitet, dass der Verlauf der Handlung mittlerweile wirklich einfach zu kalkulieren ist. Dennoch hat das Scheidungs-Drama seine Aktualität nicht verloren und liefert auch heute noch einigen Diskussionsstoff, zumal sich der Film ziemlich eindringlich und vielschichtig mit der Thematik beschäftigt. Die Charakterkonstruktion ist dabei ebenfalls sehr gut und vor allem ziemlich vielschichtig gelungen. Der Wandel von Hoffman vom karrierefixierten Werbefachmann, hin zum engagierten allein erziehenden Vater und der Wandel von Meryl Streep vom seelischen Wrack hin zur selbstbewussten Frau ist ebenfalls sehr gut dargestellt. Außerdem beschäftigt sich "Kramer gegen Kramer" sehr ausführlich mit den Auswirkungen einer Scheidung auf ein Kind. Der Gerichtsprozess, der die gesamte zweite Hälfte des Films füllt ist realistisch gemacht und somit ebenfalls ganz gut gelungen. Auch wenn man durchaus noch ein bisschen weiter in die juristischen Einzelheiten einer Scheidung und eines Sorgerechtsprozesses hätte einsteigen können, ist die Story auf jeden Fall gelungen, auch wenn sie seit 1979 mehrfach wieder verwendet wurde.

Regisseur Robert Benton, der vor "Kramer gegen Kramer" durch kein größeres Projekt auffallen konnte, leistet sehr gute Arbeit. In der ersten Hälfte stellt er die Beziehung zwischen Hoffman und seinem Sohn hervorragend und sehr eindringlich dar und baut zunächst einmal eine überaus behagliche Atmosphäre auf. Die Filmmusik ist dabei natürlich entsprechend ruhig und entspannt und das Erzähltempo ist angenehm langsam, wobei der Film durch die hervorragenden Darsteller aber dennoch zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. In der zweiten Hälfte übertreibt Benten es dann an der einen oder anderen Stelle ein wenig mit der Dramatik und drückt dann doch zu sehr auf die Tränendrüse. Die starken Darsteller können die Gefühle jedoch so echt vermitteln, dass der Film nicht in billigen Seelenkitsch verfällt. Über die Dauer des Prozesses baut Benton mehr und mehr Spannung und Dramatik auf und kombiniert mit der vielschichtigen Story und den überragenden Darstellern kann man sich dem Film als Zuschauer kaum noch emotional entziehen. Nach diesem rundum gelungenen Drama und seinem Regie-Oscar konnte Benton in der Zukunft mit einigen weiteren gelungenen Werken wie "Im Zwielicht" positiv auffallen.

Fazit:
Mit dem vielleicht besten Cast der Filmgeschichte und einer überaus eindringlichen und emotionalen Inszenierung ist "Kramer gegen Kramer" eines der besten Dramen aller Zeiten. Auch wenn die Story über die Jahrzehnte dutzendfach aufbereitet wurde, ist das Thema immer noch aktuell und liefert nach wie vor einige Denkansätze und Diskussionsstoff. Unbedingt ansehen!

92%

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