Der furchtbar missgebildete John Merrick (John Hurt), genannt "Der Elefantenmensch" ist eine Jahrmarktsensation im England des 19. Jahrhunderts. Unter unmenschlichen Bedingungen muss er bei seinem Besitzer leben. Eines Tages entdeckt ihn der Arzt Frederick Treves (Anthony Hopkins) und ist fasziniert von ihm. Er behält ihn in einem Krankenhaus und findet heraus, dass Merrick sogar lesen und sprechen kann und darüber hinaus ein sehr höflicher Mensch ist. Doch geldgierige und herzlose Einwohner Londons finden seinen Aufenthaltsort und treiben ein grausames Spiel mit ihm.
Kaum ein Film hat mich in letzter Zeit so berührt wie "Der Elefantenmensch". Zunächst hatte ich am Anfang selber ein wenig Angst vor dem missgebildeten Menschen (Ein Riesenlob an die Maskenbildner!)doch mit der Zeit lernt man ihn verstehen und entwickelt Gefühle für ihn. Stellenweise war ich wirklich den Tränen nahe, denn einige Szenen gehen so auf die Nieren, dass es unmöglich zu beschreiben ist (die ersten Sprechversuche, das Quälen Merricks, der Schluss). Mir ist etwas widerfahren, dass mir sonst nie passiert: Ich musste den Film an einigen Stellen unterbrechen und habe überlegt, ob ich nicht ganz aufhören sollte, so schwer zu ertragen waren für mich einige Passagen. Eins sollte jedem klar sein: Wer sich unterhalten lassen will, ist hier völlig falsch. Das hier ist ein Film, der bewegt, noch Stunden nach dem Anschauen.
David Lynch ist ganz in seinem Element: Der Anfang ist extrem verstörend und zu diesem Zeitpunkt nicht zu verstehen, er gibt dem Zuschauer wie in vielen seiner Filme Rätsel auf. Am interpretationswürdigsten jedoch ist der Schluss, über den man recht lange sinnieren kann und zu verschiedenen Ergebnissen kommt. Das Ende hat Lynch so beklemmend hinbekommen, dass der Zuschauer vor seelischen Schmerzen am liebsten ausschalten würde. So ging es zumindest mir. Dass der Streifen in schwarz-weiß gehalten wurde, trägt noch zur düsteren Atmosphäre bei. Der Film ist aber nicht nur tieftraurig, sondern hat auch eine offensichtliche Aussage: Menschen nicht nach dem Äußeren, sondern dem Inneren bewerten. Übertragen kann man das leicht auf die seit jeher vorhandene Problematik mit dem Rassismus.
Selten zuvor haben mich die Leistungen der Schauspieler so bewegt wie in diesem Werk. Anthony Hopkins ist wie immer eine Klasse für sich. Und John Hurt als Elefantenmensch erst recht. Er schafft es, diesen gezeichneten Menschen so glaubwürdig zu übermitteln, dass er völlig real erscheint. Er hätte einen Oscar völlig verdient gehabt, ging aber leer aus. Der Film war im übrigen siebenmal nominiert, konnte aber keine der Trophäen für sich gewinnen.
"Der Elefantenmensch" sollte jeder ernsthafte Filmfan gesehen haben. Unabhängig von der Bewertung: Das hier ist ein filmgewordener seelischer Schmerz, den man nicht leicht vergessen kann. Für sensible Gemüter wird das kaum zu ertragen sein. Ein anstrengendes Meisterwerk, vielleicht der allgemein bedeutendste Film des großen David Lynchs. Eine schwere Kost!