Mit dem Namen David Lynch assoziiert man in erster Linie normalerweise nicht gerade das Wort Menschlichkeit. So habe auch ich gedacht, bis ich Der Elefantenmensch gesehen habe. Jeder der denkt das Lynch nur abstrus verwirrende Filme drehen kann, der wird spätestens nach diesem Werk eines Besseren belehrt. Mit diesem Film hat er eines der gefühlvollsten und traurigsten Werke aller Zeiten geschaffen und ist nun endgültig in die Top 5 meiner persönlichen Lieblingsregisseure aufgestiegen. Dieser Film ist so unglaublich intensiv und emotional, das man aufpassen muss nicht anfangen zu heulen.
Und in der Tat selten, oder noch nie war ich den Tränen so nahe wie bei der Elefantenmensch
" Es ging darum, das Publikum mit dem Monster vertraut zu machen, damit das Monster verschwinden und der Mensch zum Vorschein kommen konnte." / David Lynch
Diesen Satz hat Lynch auch wahrhaftig in die Tat umgesetzt. Anfangs ist man selber noch angewidert und man braucht wirklich eine ganze Weile um sich an das enstellte Gesicht zu gewöhnen. Doch spätestens als John Merrick sprechen kann und darüberhinaus noch intelligent, höflich und künsterlisch begabt ist, beginnt man ihn in sein Herz zu schließen. Man freut sich wenn er sich freut und man leidet wenn er leidet. Doch der Film ist auch noch sehr gesellschaftskritisch. Man sieht hier mal wieder wie grausam einige Menschen sein können. " Sie sind das Monster, Sie sind die Missgeburt". So beschimpft der gutherzige Dr. Treves einen der Bösen bezeichnenderweise.
Spannungstechnisch ist der Film den meisten anderen Dramen, dank seiner unglaublichen Atmösphäre ( typisch Lynch eben), haushoch überlegen. Dass der Film in schwarz-weiß gedreht wurde erweist sich als absolut richtig. Die Kameraführung ist brillant, genauso wie Austattung und Kostüme.
Die Darsteller sind ebenfalls große Klasse. Anthony Hopkins, in einer seiner besten Rollen, liefert eine großartige Leistung. Auch John Hurt spielt grandios, obwohl man sein Gesicht nicht sieht.
Die Maske ist unglaublich gut. ( Nachdem der Film erschienen ist gab es Proteste, und es wurde ein Jahr später eine neue Oscarkategorie für die beste Maske eingeführt.)
Fazit: Ein wirklich aufwühlender Film, der einererseits unglaublich deprimierend ist, andererseits aber auch einige tolle Aussagen, darüber Menschen nicht nur nach dem Äußeren zu beurteilen und über Toleranz im Allgemeinen beeinaltet. Das Ganze ist ( fast) ausnahmslos ohne Kitsch inszeniert.
Dank an David Lynch für diesen überaus wichtigen Film.
9,5/10