Nachdem Walter Boos in den Teilen 3 und 5 der zweifelhaften Filmreihe durch ewiges Herumreiten auf der Schulmädchen-Thematik als Co-Regisseur an Ernst Hofbauers Seite seine Sporen verdiente, durfte er 1975 erstmals im Alleingang einen „Schulmädchen-Report“ inszenieren – die mittlerweile neunte Ausgabe.
Ein im jugendlichen Übermut auf einer Party anberaumtes Autorennen führt zu schweren Unfällen. Zwei Polizeibeamte (Walter Feuchtenberg, „Auf der Alm da gibt's koa Sünd“ und Uli Steigberg, „Mache alles mit“) durchstöbern daraufhin die Akten der Beteiligten, was die Rahmenhandlung für diesen einmal mehr episodenhaft aufgebauten „Report“ bildet:
Da heiratet zunächst einmal die junge Petra Klassmann (Gina Janssen, „Das Wirtshaus der sündigen Töchter“) ihren Freund Horst (Dagobert Walter, „Lass uns Knuspern, Mäuschen“). Direkt im Anschluss wird’s komödiantisch, wenn eine bayrische Zimmerwirtin (Rosl Mayr, „Erotik im Beruf - Was jeder Personalchef gern verschweigt“) von der Hochzeitsnacht mit ihrem Alois erzählt und das frischvermählte Paar anschließend durchs Schlüsselloch beobachtet sowie ständig stört, bis es keine Lust mehr hat, den Akt zu vollziehen. Die verheiratete Petra plaudert dann noch ein bisschen aus dem Off: Sie treiben’s zu Hause miteinander, doch Horst wird immer spießiger, während sie jedoch auch nicht von ihm von hinten genommen werden möchte, dies sei ihr zu ordinär. Es folgen Alltagsprobleme, Ehekrach und Scheidung. Tja.
„Du Schwachstrom-Mathematiker, du!“
In die nächste Episode führt Tessi ein, es geht um Gruppensex mit einer Mädelsclique, doch Paul (Heiner Lauterbach, „Männer“) ist dagegen. Kurzerhand setzt er alle mittels K.O.-Tropfen außer Gefecht und „rettet“ die ihm schließlich dankbare Tessi. Als Lilos (Puppa Armbruster, „Junge Mädchen mögen's heiß, Hausfrauen noch heißer“) Eltern (Ursula Reit, „Graf Porno und die liebesdurstigen Töchter“ und Ulrich Beiger, „Wir hau'n den Hauswirt in die Pfanne“) nach Hause zurückkehren, finden sie die schlafenden Nackten.
„Wolfgang, was machst du mit mir?“ – „Frag lieber, was du mit mir machst!“
Elke (Uschi Karnat, „Bohr weiter, Kumpel“) wiederum sitzt bei ihrer Freundin Susi (Sandra Atia, „Waidmannsheil im Spitzenhöschen“) und führt sie in die Welt der lesbischen Sexualität ein. Als Rückblende in der Rückblende werden Bilder ihrer Entjungferung durch Albert gezeigt. Susis Stiefvater Wolfgang (Claus Tinney, „...und mehrmals täglich quietschen die Matratzen“) erwischt die beiden Mädchen, erpresst Susi und missbraucht sie. Als er dabei wiederum von Susis Mutter (Astrid Boner, „Paragraph 218 - Wir haben abgetrieben, Herr Staatsanwalt“) erwischt wird, schiebt er die Schuld auf Susi. Beim Arzt setzt sich Elke dafür ein, dass Wolfgangs Vergewaltigung nicht geahndet wird, um die Ehe nicht zu gefährden, außerdem sei Susi schwanger von ihm – ein böses Beispiel heuchlerischer Moral.
„Hast du denn immer noch nicht das Teenager-Sprachlexikon durchgeackert?!“
In der folgenden Episode schläft Katja (Christine Szenetra, „Komme gleich!“) mit ihrem Freund Mick (Werner Singh, „Täglich Blasmusik im Hinterhaus“), während ihre Eltern (Jürgen Feindt, „Sexbombe mit Tick“ und Elisabeth Welz, „Krankenschwestern-Report“) in komödiantischer Manier die „Jugendsprache“ erlernen und Katja damit überraschen möchten. Dies geht mit einer Slapstick-Einlage einher und Katjas Vater geht seiner Frau Selma, die eher widerwillig mitmacht, damit schwer auf die Nerven. Als Katja schließlich mit ihrem Mick nach Hause kommt, ergehen sich Feindt und Welz in krassem Overacting, doch bei aller Komödie erhält diese Episode einen entlarvend reaktionären Anstrich: Katja beschwert sich über das Treiben und fordert autoritäre Eltern ein, die ihr auch mal eine Backpfeife geben. Die Kamera zoomt so nah wie möglich auf Katjas Oberweite...
Am schlimmsten hat’s Achim erwischt, der mit einem Lungenriss im Krankenhaus liegt. Seine Freundin Claudia (Marianne Dupont, „Ob Dirndl oder Lederhos' - gejodelt wird ganz wild drauflos“) macht sich Vorwürfe, denn er hat nur deshalb frustriert die Party aufgesucht, weil sie ihn nicht rangelassen hat. Eine weitere Rückblende in der Rückblende offenbart, dass sie frigide wurde, als sie einem Exhibitionisten mit umgeschnalltem Riesenplastikpimmel begegnete, was unfassbar albern aussieht. Diese Episode zieht derartige Traumata ins Lächerliche und suggeriert, die Frau sei schuld, wenn ihr Partner infolge sexueller Frustration Mist baue.
Der arbeitslose Karl ist mit Monika liiert, die durchs Abitur rasselt. Ihr spießiger Beamtenvater ist wegen beiden auf Zinne. Doch Karls Kumpel Albert, der die verhängnisvolle Party ausrichtet, kann Karl helfen. Ohne Absprache sucht Monika die Feier auf und prostituiert sich für ihren Freund beinahe ggü. Albert, doch dieser versichert ihr, den plötzlich hereinschneienden Karl auch ohne sexuelle Gegenleistung zu unterstützen. Daraufhin schließt sich der Kreis, wenn alle zu besagtem Autorennen aufbrechen. Als Schlusspointe taucht Christine, die Tochter (Eva Leuze, „Vanessa“) des spießigen der beiden durch den Film führenden Polizisten, volltrunken auf dem Polizeirevier auf.
„Müssen Schulmädchen so sein? Sie sind so und auch ganz anders...“
Auch der neunte Teil ist nicht viel mehr als ein Beispiel fragwürdiger kleinbürgerlicher männlicher Spießer-Erotik. Zwar werden in seinen „Bad Cop“/„Good Cop“-Dialogen vorgeblich Zweifel gesät und versucht man, sich einen nachdenklichen, verständnisvollen Anstrich zu geben, doch schlagen in manch Episode noch immer unverhohlen frauenfeindlicher Duktus und sexistische Moral durch. Andererseits ist der Film schon infolge seines Inszenierungsstils kaum ernstzunehmen und verfügt über einen trashigen Unterhaltungsfaktor ebenso wie über ein Zeitkolorit, das einiges über den damaligen Stand in Sachen Sexualmoral, Gleichberechtigung etc. aussagt. Dass er zudem nicht mehr in erster Linie davon handelt, dass sich Minderjährige bevorzugt Herren mittleren Alters an den Hals werfen, handelt ihm 3,5 von 10 Riesenplastikpimmeln ein.