Auf ein Neues, der zweite „Schulmädchen-Report“ in nur einem Jahr – wie Teil 3 erschien auch Teil 4 im Jahre 1972. Als Regisseur wird nun wieder ausschließlich Ernst Hofbauer geführt und auch sonst ist fast alles beim Alten – aber eben nur fast, denn diesmal verzichtete man auf eine Rahmenhandlung sowie eine Moderation und strich auch die auf offener Straße durchgeführten Interviews. Tatsächlich taucht Friedrich von Thun in diesem vierten Teil der Sexploitation-Reihe nicht mehr auf.
Dafür begrüßt ein Schmierlappen das Publikum, betont wieder einmal die vermeintliche Authentizität und leitet damit die von einem Sprecher aus dem Off begleitete Episodenaneinanderreihung ein. Diese wie üblich mit zeigefreudigen Jungdarstellern/-darstellerinnen ausstaffierte probiert sich in gewohnt sensationalistischer Weise in Tabubrüchen und dem Wiederkäuen des Klischees stets williger Schülerinnen, um konservative Ängste, vielmehr aber schmutzige bis perverse Altherrenphantasien zu bedienen und die begrüßenswerten Folgen der sexuellen Revolution sowohl für die schnelle Mark an den Kinokassen als auch zum Kolportieren eines peinlich sexistischen bis frauenfeindlichen Frauenbilds auszunutzen.
„Herr Doktor, ist das Ihr Thermometer?“
So stellt man die 18-jährige Elfi (Karin Götz, „Beichte einer Liebestollen“) vor, die Probleme mit der Mathematik hat. Erst bumst sie mit ihrem Freund und schließlich mit ihrem Lehrer, damit er sie durch die Prüfung bringt. Dabei klingt es unfreiwillig zweideutig, wenn sie von ihrer Zensur als einem Dreier redet, doch bevor ich mir weitere Gedanken über meine offenbar ebenfalls nicht ganz jugendfreie Phantasie machen kann, lässt sie den bedauernswerten Lehrer auch schon fallen wie eine heiße Kartoffel, nachdem dieser seine Schuldigkeit getan hat. Lektion 1: Schülerinnen missbrauchen Lehrer, nicht etwa Autoritäten Schutzbefohlene.
„Die Untersuchung hat mich sehr befriedigt!“
Ein falscher Schularzt (Hellmuth Haupt, „Pudelnackt in Oberbayern“) macht unangekündigte Hausbesuche, betatscht Schülerinnen und führt im Rahmen der Untersuchungen sein, ähm, „Thermometer“ ein. Das gefällt den Mädchen natürlich. Lektion 2: Die Mädels sind zu dumm, um einen echten Arzt von einem notgeilen Sexverbrecher zu unterscheiden – und es gefällt ihnen sogar, missbraucht zu werden. Davon inspiriert gibt sich der Freund eines Mädchens ebenfalls als Schularzt aus, um an den spießigen Eltern vorbei zu ihr zu gelangen und sie in Ruhe „untersuchen“ zu können. Lektion 3: Versucht sich ein „Schulmädchen-Report“ an offen Komödiantischem, kommt billiger Sex-Klamauk dabei heraus.
Die 17-jährige Carolin ist ein dunkelhäutiges Adoptivkind, das keine Unterwäsche trägt und mit Hans (Sascha Hehn, „Schwarzwaldklinik“) liiert ist, mit dem sie es gern im Freien treibt. Doch sie hat die Rechnung ohne ihre rassistischen Mitschülerinnen gemacht, die sie auf eine fingierte Party einladen, um sie dort mit fremdenfeindlichen Beleidigungen zu überziehen und von mehreren Jungs vergewaltigen zu lassen. Dank seiner Kampfsporterfahrungen kann Hans eingreifen und die Übeltäter zur Rechenschaft ziehen – um wenig später aufgrund des „gesellschaftlichen Drucks“ dann doch mit Carolin schlusszumachen. Lektion 4: Rassismus ist zwar unschön, aber irgendwie auch ganz normal und eine organisierte Massenvergewaltigung ein Dummer-Jungen- bzw. -Mädchen-Streich.
„Ich will auch gebumst werden!“
Sieglinde (Birgit Tetzlaff, „Liebe unter 17“), 16, und ihre Mitschüler/-innen fummeln gerne mal während der Deutschstunden, statt sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Und weil sie alle so viel Spaß am Sex haben, gründen sie kurzerhand einen Prostitutionsring (!), in dem die Jungs als Zuhälter agieren. Nur die Dicke darf nicht mitmachen, denn wer will die schon buchen? Das Geschäft läuft prima und alle werden reich, können sich ihre materiellen Wünsche erfüllen – was der reißerische Sprecher mittels geheuchelter Konsumkritik zu den Sexszenen kommentiert. Lektion 5: Prostitution Minderjähriger macht alle glücklich, außer vielleicht die dicken Mädchen.
Zurück ins freiwillig Komödiantische begibt man sich, als vier Schülerinnen einen jungen Italiener (Rinaldo Talamonti, „Graf Porno bläst zum Zapfenstreich“) im Schwimmbad aufreizen und auf seinem Heimweg unter freiem Himmel verführen, bis sie seiner Manneskraft erliegen. Lektion 6: Auch auf bestimmte Bevölkerungsgruppen abzielende Klischees machen dümmlichen Sex-Klamauk nicht lustiger.
Den Vogel aber schießt die Episode um das Geschwisterpaar Barbara (Christina Lindberg, „Thriller – Ein unbarmherziger Film“), 16, und Wolfgang (Gunther Möhner, „Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen“), 18, ab, das gezwungen ist, sich ein Zimmer im Haus der Eltern zu teilen. Wolfgang hat am Rande einer Party Sex im Freien und wird dabei von seiner Schwester beobachtet, die dazu masturbiert. Sie ist nämlich spitz wie Nachbars Lumpinchen auf ihren leiblichen Bruder, kann Inzest und Geschwisterliebe kaum erwarten. Wolfgang weist sie zunächst zurück, woraufhin sie einen künstlerisch mittels Zeitlupen aufbereiteten feuchten Traum hat, der neben Sex mit ihrem Vater ein Exekutionskommando (!) beinhaltet, das erst Wolfgangs Freundin und schließlich sie hinrichtet. Letztlich gelingt es ihr doch noch, Wolfgang zu verführen, was der Dummschwätzer aus dem Off natürlich aufs Schärfste verurteilt. Lektion 7: Diese Entwicklung war abzusehen und ganz logisch, liegt in den beengten Wohnverhältnissen begründet. So zumindest der Sprecher…
Zum Ende darf Ingrid Steeger („Ich – Ein Groupie“) noch von ihrer Entjungferung erzählen, womit auch dieser Schulmädchen-Report schließt (pseudojournalistische Ulrich-Meyer-Fratze dazudenken). Danke, deutsches Kino, wieder viel gelernt.