Es mag durchaus sein, dass sich Joe D'Amato mit seinem „Man-Eater (Der Menschenfresser)“ ein wenig vom beeindruckenden Regiedebüt von Gary Sherman hat inspirieren lassen, denn es war seiner Zeit deutlich voraus.
Auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, bringt ohnehin nicht viel, wie „Poltergeist III“ von Sherman Jahre später offenbarte, deshalb: „Vorsicht an den Türen!“
Die jungen Studenten Pat (Sharon Gurney) und Alex (David Ladd) stoßen im Londoner U-Bahn-Tunnel auf die vermeintliche Schnapsleiche eines Diplomaten, welche kurz darauf verschwunden ist. Der missmutige Inspektor Calhoun (Donald Pleasence) und sein Kollege Rogers (Norman Rossington) nehmen sich des Falles an…
Eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik durchzieht den Erstling von Sherman, der sich zugleich fleißig des typischen britischen Humors bedient. Bereits die Exposition beim Rundgang des feinen Herren in Zwirn endet bei einem unmoralischen Angebot an einer U-Bahn-Station, - der unerwartet konsequente Tritt ins Gemächt läutet schließlich sein Schicksal ein.
Zwar verlässt sich das Drehbuch etwas zu sehr auf Donald Pleasence, der in bester Spiellaune Teebeutel per Dartpfeil aus der Tasse entfernt und beim „Hausbesuch“ des Diplomaten munter Erdnüsse vertilgt und Schubladen aufbricht, doch zwischendurch sind es etwas viel Revier und andere leicht billig wirkende Studiokulissen, was zulasten der eigentlich dichten Atmosphäre innerhalb des Tunnelsystems geht.
Denn hier entfaltet sich schon aufgrund der überaus versierten Kamera rasch Spannung. Von der eigentlichen Bedrohung durch einen unfreiwilligen Kannibalen ist zunächst nur etwas zu hören, während das ohnehin schon trist anmutende London viel weiter unten wie eine Pforte ins Jenseits anmutet. Zwar erhalten Splatterfreunde nicht die volle Dröhnung, doch eine Axt in der Stirn, Leichenteile und die nicht gerade sanfte Behandlung mit nahezu jedem Lebewesen sorgen für angemessene Beklommenheit.
Obgleich Christopher Lee während seiner Vampirjagd auf Mini-Mädchen nur Zeit für einen Gastauftritt mitbringt, bereichern weitgehend fähige Mimen das Szenario ebenso wie ein angenehm zurückhaltender Score.
Humor, Atmosphäre und ein paar trashige Anleihen, - kann man drauf einsteigen, aber:
Vorsicht an den Türen…
7,5 von 10