Ein schwer bewachtes, komplett umzäuntes Waldgrundstück hat die Aufmerksamkeit in Folge 4, der Gutsherr griesgrämig, der Ton abweisend, die Waffe leger im Arm, zu viele Fragen oder gar unerbetene Gäste mit knappen Worten abspeisend. Sinclair und Wilde lassen sich davon nicht beirren, sie machen den Umweg über die Mauer und nehmen so den 'Lieferanteneingang', Sinclair dabei als Führer und Wegweiser, ist es doch eigentlich sein Grundstück und sein Gestüt, was es da zu besichtigen gibt.
Mit einem Clou startet die Folge, das Wetter ist herbstlich, “Das Geheimnis von Greensleeves“ liegt noch im Dunkeln und im Verborgenen, das Anwesen wurde sechs Jahre nicht besucht, die englische Lordschaft ist entsprechend neugierig, der Amerikaner flucht. Cozy Mystery wird hier entsponnen, kein internationales Spionagegeschehen, keine Pin-ups am Start, keine Riviera zu sehen, vielmehr geht es in typisch englische Pubs, in braune Gemäuer, durch Falltüren hinein, durch unterirdische Geheimgänge, beleuchtet mit Kerzenschein. “Huch, was macht denn der Hund hier unten?“ - “Das war eine Ratte.“ Hübsch verzierende Spinnweben sorgen für wohliges Gruseln, ein 'Märchen von Hitchcock', ein Fremder im eigenen Zuhause, ein Eindringling im trauten Heim.
“Wir Schauspieler sind wie Politiker. Wir wissen auch nicht immer, was wir sprechen.“
Worum es genau geht und was dann gespielt wird, klärt nach ersten Fragestellungen das weitere Vorgehen, der nächste Clou folgt auf dem Fuße, der Aristokrat soll sich bald selber als Doppelgänger geben und als engagiertes 'Double' einer Ausbildung zum vermeintlichen Landedelmann unterziehen (während Wilde einen englischen Butler probiert), ein humoristisch verschrobenes, psychologisch gewogenes Verwirrstück, Ein Mann jagt sich selbst. “Ein Lord zu spielen, ist eine Frage der Details. Können Sie das denn durchhalten?“ - “Ich würde sagen, wenn Sie es können, kann ich es auch.“; ein großangelegtes, großartiges Gedankenspiel ist das, eine doppelte Scharade, süffisant, dramaturgisch fest, erquicklich.
Raus auf das Land geht es auch in “Das Albtraumschlößchen“, der Folge 16, erst wird die Gegend ausgekundschaftet, dann eingedrungen, ausspioniert, auf ein verlassenes Haus gestoßen, mit einer schwarzen Krähe, einem Sektenschrein, einer Voodoopuppe von sich selbst und mehreren in dunklen Kutten gekleideten Angreifern drin. Ein Kampf ums Leben, ein Kampf im Tode, ein letzter Schrei, die Puppe fällt, ein Mord geschehen, das Verbrechen gärt. In Sussex ist man hier, ein kleines Stückchen England, so zumindest drückt es später Danny Wilde aus, mit seinem besten Freund Sinclair im Schlepptau, angereist für einen Wochenendbesuch in klapprigen Gefährt. “Hier werd ich jede Menge Vieh züchten. Hühner. Mädchen. Mais. Brot. Whisky. Pferdchen.“, Meadow Cottage nennt sich die Bruchbude, die Rumpelkammer, von Holzbock und Hausschwamm das traute Heim.
“Fleißig, fleißig. Wie ich sehe, streichen Sie wohl.“ - “Ja, oder dachten Sie, ich massiere meinen Pinsel?“
Nach dem furchteinflößenden Start hat auch die Episode ihren Gemütlichen, die Synchronisation arbeitet flott, auch die körperlichen Witze und natürlich die Partnerschaft der Hauptdarsteller, das Buddy Picture ist zu Loben in höchsten Tönen. Rustikale Drohungen seitens der lokalen Bevölkerung und ein nächtlicher Angriff in Überzahl stehen auch hier die altertümlichen Pubs, das braungelbe Interieur, die zeitlose Abgeschiedenheit der Szenerie und die nicht gänzlich einsehbare Dramaturgie, das Warum vor allem (was sehr hinausgezögert wirkt) und die zunehmende Intensität des Ganzen gegenüber. “Ich werde ein bisschen auf Vorrat einkaufen, um einer Belagerung widerstehen zu können.(...) Und eine kurze Schrotflinte kauf’ ich auch. Und wenn sich dann hier einer einschleicht, dann brenn ich ihm eine darauf, wo er es gerne haben will.“ - “Richtig, ich bin stolz auf dich, Daniel. Mach nur so weiter, dann wirst du auch deine wohlverdiente englische Erde kriegen, und zwar von oben aufs erkaltete Haupt, Schaufel für Schaufel.“