Wer hat sich eigentlich diesen doofen deutschen Titel "Der Große aus dem Dunkeln" ausgedacht ? Jedenfalls steckt dahinter weit mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mag, "Walking Tall" ist nicht nur ein trivialer Actionfilm. Er basiert auf den Erzählungen von Buford Pusser, der von 1964 bis 1970 als Sheriff in Tennessee kräftig aufräumte und hier beim Film Pate stand. Regie führte der erfahrene Phil Karson (Kid Galahad, Das Wespennest) und herausgekommen ist wohl einer der härtesten Actionfilme der 70er Jahre. Auch die Selbstjustiz spielt hier eine tragende Rolle, wenn auch nicht ganz so reaktionär wie beim vorher entstanden Bronson-Vehikel "Death Wish". Jedenfalls feierte "Walking Tall" horente Erfolge an den Kinokassen, da ließ die Fortsetzung nicht lange auf sich warten, allerdings ohne Hüne Joe Don Baker (Kap der Angst, Der Bulle von Hongkong).
Der ehemalige Wrestler Buford Pusser (Joe Don Baker) kehrt mit seiner Frau Pauline (Elizabeth Hartman) und den beiden Kindern in seine Heimatstadt zurück. Doch es hat sich einiges verändert und dies bekommt Buford besonders zu spüren, als er mit einem alten Kumpel in der heruntergekommenen Kneipe "Glückswinkel" landet. Buford bemerkt sofort, dass beim Glücksspiel betrogen wird und es kommt zur Schlägerei. Schließlich wird er von den Schergen überwältigt und mit dem Messer grausam zugerichtet. Doch kaum ist Buford wieder auf den Beinen, nimmt er seinen selbst geschnitzten Baseballschläger und rächt sich für diese Tat. Als er den daraus resultierenden Gerichtsprozess gewinnt, kandidiert er neben dem korrupten Al Thurman (Gene Evans) als Sheriff und gewinnt die Wahl. Von nun an weht ein anderer Wind durch die Stadt, denn Buford macht mit dem Verbrechen kurzen Prozess.
Den meisten dürfte nur das Remake mit Dwayne Johnson geläufig sein, doch der originale "Walking Tall" ist weitaus realistischer und den tatsächlichen Geschehnissen näher. Nicht nur weil er auch auf dramatischer Ebene funktioniert, sondern auch weil der Hauptcharakter kein Superheld ist. Als ehemaliger Wrestler ist Buford überdurchschnittlich kräftig und beherrscht auch einige Kampftechniken, doch die helfen ihm auch nicht, wenn im "Glückswinkel" mehr als fünf Schergen auf ihn losgehen. Karson nimmt sich zuvor ein wenig Zeit für die Charaktere, Buford und seine Familie, nebst den Eltern von Pauline hat man schnell liebgewonnen. Doch schon bei der ersten Keilerei merkt man deutlich, wie sehr sich "Walking Tall" von anderen Genrevertretern aus diesem Jahrzehnt unterscheidet. Selbst für heutige Verhältnisse geht es noch ziemlich brutal zur Sache, obwohl die Verstümmelung von Buford nur angedeutet wird. Danach befindet er sich quasi in einer aussichtslosen Lage, da Sheriff Thurman korrupt ist und sein Kumpel mit dem er beim Zocken war, plötzlich tot aus dem Fluss gefischt wird. Eigentlich bleibt Buford nur der Ausweg zurückzuschlagen, mit seinem selbst geschnitzten Knüppel schlägt er seine Gegner krankenhausreif. Und wer dies gesehen hat, kann eigentlich nur noch über das Remake schmunzeln. Hier geht es wesentlich härter und auch erfreulich realistisch zur Sache.
Buford kristallisiert sich dabei als Stehaufmännchen heraus, denn seine Gegner ruhen nicht und ihre Mordanschläge sind alles andere als wirkungslos. Zweimal springt er dem Tod knapp von der Schippe und dies wirkt sich auch auf seine Familie aus. Besonders Pauline ist mit seinem Amt nicht einverstanden und selbst am Heiligabend hat Buford zu tun. Doch er gibt nicht auf, lässt sich nicht bestechen und entlarvt den korrupten Hilfssheriff in seiner Truppe. Und besonders was Buford mit dem Richter macht, ist ein absoluter Knaller. Selbst Rassenprobleme schneidet Karson dabei an. Die Actionszenen sind stets gut gemacht und wirken nie übertrieben. Neben diversen Prügeleien gibt es kleinere Schusswechsel mit sehr graphischen Einschüssen und Verfolgungsjagden. Karson hat diese Sequenzen gut im Film verteilt, denn zwei Stunden Laufzeit sind schon ein Wort für solch einen Film. Gegen Ende gibt es noch eine böse Überraschung, leider hätte ich mir vom Finale mehr erhofft, obwohl es so deutlich realistischer abläuft. Joe Don Baker überzeugt hier nicht nur als knüppelschwingender Hüne, sondern auch als Schauspieler. Sein Charakter ist in keinster Weise emotionslos. Überhaupt darf man allen Darstellern ein großes Lob aussprechen, durch die Bank weg glaubwürdig wird hier agiert.
In wie weit "Walking Tall" nun den Tatsachen entspricht sei mal dahin gestellt, jedenfalls zählt er zu Recht zu den besten Filmen, welche die 70er Jahre hervorbrachten. Besonders weil die zu Beginn gängige Story noch einige Überraschungen parat hält und die brutale Action, inklusive Loblied auf die Selbstjustiz, es wirklich in sich hat. Und es gelingt Karson eine bodenständige Inszenierung, bei der auch die Figuren genügend Platz haben.