Nach dem bahnbrechenden Erfolg von A Nightmare on Elm Street bei Fans, bei Kritikern und auch an der Abendkasse war es eigentlich so klar wie Wodka, dass eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten lassen würde. Robert Shaye, Produzent des ersten Teils, bot Wes Craven 1985 erneut den Regieposten an, welcher aber auf Grund des aus seiner Sicht indiskutablen Drehbuchs von David Chaskin dankend ablehnte. Craven sah unter anderem Freddys Bedrohlichkeit durch unfreiwillig alberne Inhalte in Gefahr, zudem hatte er schon beim ersten Teil ein endgültiges Ableben von Krüger favorisiert, bevor ihm das uns allen bekannte Finale "aufs Auge gedruckt" wurde. So erhielt letzten Endes Jack Sholder, welcher bereits 1982 in der allerersten New Line Cinema Produktion Alone in the Dark das Zepter schwang, die nicht ganz leichte Aufgabe, Freddys zweites Leinwandabenteuer zu lenken. Im Oktober 1985 hatte der 3 Millionen Dollar teure Nightmare 2 - Freddy Revenge, wie schon sein berühmter Vorgänger ein Jahr zuvor, seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Hof.
Ungeahndet der wirtschaftlich zufriedenstellenden Zahlen (alleine 30 Millionen Dollar US-Einspiel), mit welchen sich das damals vor dem Aus stehende Kleinstudio New Line Cinema sanieren konnte, wurde Nightmare 2 in der Öffentlichkeit förmlich zerrissen und gilt auch heute noch für nicht wenige als der schwächste Teil der Reihe. Der Hauptgrund dürfte wohl darin gelegen haben, dass ein großer Teil der breiten Masse sich mit der storytechnischen Modifikation der Nightmare Alptraum-Mord Formel nicht anfreunden wollte. Zudem jubelte Autor David Chaskin abseits des Wissens von Regisseur Jack Sholder seinem Skript bewusst einen homoerotischen Subtext unter, was im prüden Amerika der 80 Jahre auch wegen der aufkommenden Aids Thematik, welche ketzerisch als "Schwulenseuche" galt, für kontroverse Diskussionen sorgte. Freddy Krüger (Robert Englund) terrorisiert den Teenager Jesse Walsh (Mark Patton) in seinen Träumen, um ihn als sein Werkzeug für grausame Morde in der Realität zu instrumentalisieren. Nach den ersten Blutopfern mit dem Sportlehrer Schneider (Marshall Bell) und seinem Freund Ron Grady (Robert Rusler) findet Jesse mit seiner Freundin Lisa Webber (Kim Meyers) Nancys Tagebuch, welches Krügers mögliche Schwachstelle offenbart. Ein tödlicher Kampf gegen das Böse beginnt...
Die beiden Herren Chaskins und Sholder würde ich dann doch ganz gerne mal fragen, in welche Richtung die Reise in Nightmare 2 eigentlich hätte gehen sollen. Entweder man entscheidet sich für einen paranormalen, hochspannenden, atmosphärischen Albtraumshocker wie beispielsweise der Vorgänger einer war, oder man tendiert eher zu einem bodycountlastigen, blutigen Brutalo-Slasher. Freddys Revenge bietet von beidem ein bisschen, der Streifen wirkt jedoch wie nichts Halbes und nichts Ganzes, ist weder Fisch, noch Fleisch. Nightmare 2 ist für mich bestimmt kein komplett misslungenes Werk, sondern eher ein Bilderbuchbeispiel für nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten, denn die vorhandenen Ansätze sind mehr als brauchbar und wissen in vielen Momenten sogar äußerst zu gefallen. David Chaskins viel gescholtene Idee, Freddy nur im Traum eines auserwählten Opfers wüten zu lassen, welches durch seine Besessenheit dann in der Wirklichkeit tötet, gefiel mir persönlich erstaunlicher Weise recht gut. Diesem Kniff attestiere ich ein enormes Potenzial, die teilweise oberflächliche Abhandlung und die begrenzte Anzahl an Opfern hinterlassen aber dann auch bei mir einen etwas faden, enttäuschenden Beigeschmack.
Das ominöse Pool-Party-Szenario wäre eigentlich der perfekte Aufhänger für ein blutiges Massaker gewesen, doch Freddy scheucht die kreischenden Kids unfreiwillig komisch nur wild durch die Gegend, während er gerade mal zwei Leute aufschlitzt und einer durch einen zufälligen Unfall ums Leben kommt, da wäre deutlich mehr drin gewesen. Und die Albträume? Ein exemplarisches Sonderlob kann ich für die gefällige Schulbus/Traum Sequenz aussprechen, in welcher Englund seine Opfer als Fahrer zuerst unverkleidet, dann als Freddy himself zu einem grauenhaften Abgrund entführt. Schneiders Ableben hinterließ mit den wild gewordenen Sportgegenständen einen ganz passablen Eindruck, ehe dieser durch die überflüssige, dezent homophile Handtuch-Auspeitschszene grundlegend zerstört wird. Ron Gradys letzte Filmminuten werden durch die grandios umgesetzte Morphorse Jesses eingeleitet, als Freddy aus ihm effektvoll empor steigt, allerdings ist die nachfolgende Filetierung Rons durch Krügers Klingen viel zu kurz und ernüchternd ausgefallen. Im Großen und Ganzen fehlen Jesses Visionen einfach der Pep, die Fantasie, das Schaudern und auch die Blutwerte, um als richtig erinnerungswürdig eingestuft werden zu können.
Von der gewohnt diabolischen Darbietung Robert Englunds einmal abgesehen, ist Nightmare 2, dass muss man leider so schonungslos festhalten, schauspielerisch der berühmt berüchtigte Griff ins Klo. Interessant zu wissen ist, dass eigentlich kein geringerer als Micheal J. Fox für die Rolle des Jesse Walsh vorgesehen war. Fox musste jedoch wegen terminlicher Konflikte zu den Dreharbeiten von Zurück in die Zukunft bzw. Teen Wolf passen, somit erhielt Mark Patton den Zuschlag, welcher nicht einmal als Notlösung funktioniert. Patton fällt durch jämmerliches Gejaule, grenzdebile Gestik und eine mimosenhafte Aura derart negativ auf, dass der genervte Zuschauer eine Bitte an Krüger stellt: Freddy, mach kurzen Prozess mit diesem Waschlappen und erlöse uns von dem Übel, aber dieses Schicksal hat das Drehbuch leider nicht für seinen Charakter vorgesehen. Nur unwesentlich besser schlägt sich Kim Meyers als Lisa, bei ihrer talentfreien Performance wundere ich mich, dass sie überhaupt unbeschadet durch das Casting gekommen ist und zu allem Überfluss darf sie im an die Lösung des Vorgängers erinnernden Finale auch noch eine tragende Symbolik einnehmen. Der Rest vom Schützenfest schließt sich dem Trauerspiel der beiden Knallchargen an, einzig und allein die Leistung von Marshall Bell als homosexueller, leicht sadistisch veranlagter Sportlehrer kann auf menschlicher Seite dank charismatischer Mimik als gelungen bezeichnet werden.
Es ist sicherlich nicht leicht, in die Fußstapfen eines so erfolgreichen und außergewöhnlichen Erstlings zu treten. Vielleicht wäre das Ergebnis besser ausgefallen, wenn das Projekt ohne künstlich auferlegten Zeitdruck realisiert worden wäre, denn der US Kinostarttermin 01.11.1985 stand bereits vor Produktionsbeginn fest und musste wegen nachfolgender Werbemaßnahmen unbedingt eingehalten werden. Was man Nightmare 2 auf jeden Fall zu Gute halten muss, ist die auffallend kurzweilige Inszenierung ohne nennenswerte Handlungslängen. Trotz der angesprochenen, eklatanten Defizite überzeugt ein ernsthafter Freddy Krüger, der dem Film mit einem egozentrisch, bösartig, dezent schwarzhumorigen Auftritt seine rettende Klingenhand reicht und auf klamaukige Einlagen späterer Fortsetzungen zum Glück verzichtet. Für mich ist Nightmare 2 als direkter Nachkomme vom Original gesehen eine spürbare Enttäuschung, als eigens betrachteter Bestandteil des gesamten Franchises kann ich dem über weite Strecken auch kurzweiligen Film einen gewissen Unterhaltungswert nicht komplett absprechen. MovieStar Wertung 5/10 Punkte.