Peter Cushing versucht sich als Wahrsager mit Gänsehautgarantie
In einem Zug treffen fünf Gäste auf den geheimnisvollen Wahrsager Dr. Schreck (Peter Cushing). Er legt ihnen die Karten und sagt ihnen die Zukunft voraus und die sieht sehr düster aus. Man wird mit Werwölfen konfrontiert, von Killerpflanzen angegriffen, die eigene Frau wird zum Vampir, man wird von abgeschlagenen Händen verfolgt oder mit Voodoomagie beeinflusst. Doch das wirkliche Grauen steht den Reisenden erst noch bevor...
5 kleine Episoden in „Geschichten aus der Gruft“ Stil umfasst dieses nette Kleinod. Alle werden zusammenhängend erzählt und werden nur von der Rahmenhandlung im Zug unterbrochen. Jede Geschichte ist unheimlich, mysteriös und erzeugt ein unwohliges Gefühl, da sie jedes Mal pessimistisch enden. Der Knüller ist aber das Ende, als die fünf Reisenden aus dem haltenden Zug aussteigen...
Auf musikalische Unterstützung verzichtet dieser alte Horrorschinken größtenteils. Nur Schockeffekte werden ab und zu mal durch musikalische Einschübe unterstützt. Horror der alten Schule, bei dem die Atmosphäre noch durch die Locations und die Schauspieler entstand.
Klar, „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ sind aus heutiger Sicht völlig veraltet, haben ihrem Charme aber noch lange nicht verloren.
Zu aller erst sollte man einmal das Zugabteil und den Wahrsager persönlich hervorheben. Der Zug, schön altmodisch und schummerig ist das ideale Umwelt für die folgenden Gruselgeschichten. Dr. Schreck ganz in schwarz hantiert mit seinen rätselhaften Karten und wird dabei ständig von einem schummerigen grünen Licht beleuchtet. Das der Mann nicht ganz koscher ist und das Unheil in Person darstellt fällt natürlich keinem der ungläubigen Reisenden auf.
So legt er nun seine Karten und sorgt für reichlich Unbehagen bei Zuschauer und Reisenden.
Der Horror taucht dabei immer plötzlich auf und dringt in die scheinbar heile Alltagswelt ein.
Nie wird er brutal, sondern bleibt zurückhaltend. Der Horror spielt sich im Kopf des Zuschauers ab, der sich schon fleißig sein eigenes Bild bastelt.
Urängste der Menschen um Vampire, mutierte Pflanzen, Werwölfe und Voodoo oder sogar abgehackte Menschen machen den Reisenden im Alltag plötzlich und unerwartet schwer zu schaffen.
Ein berühmter Kunstkritiker, der vor Arroganz nur so trieft wird vorgeführt, worauf er sich rächen will. Die abgehackte Hand seines Peinigers entwickelt nach dem vermeintlichen „Unfall“ aber ein Eigenleben und lässt den Kunstkritiker nicht in Ruhe, bis auch der bis an sein Lebensende gezeichnet wird.
Meist enden die Episoden mit der Existenzzerstörung der Hauptfiguren und nicht mit dem Tod. Aber was haben nun diese Karten zu bedeuten und was hat dieser Doktor im Sinn?
Munter, um nichts Sorgen machend hören die Reisenden lachend den weiteren Geschichten zu. Angenehme Zugunterhaltung denken sie, doch dem Zuschauer schwant hier schon mehr.
So kommt das Ende der Reise nach der letzten Geschichte auch recht plötzlich, als alle Reisenden aussteigen? Dr. Schreck hat ihnen mit den letzten Karten immer den Tod voraus gesagt.....
Keiner von ihnen weiß wo sie sind: Einem nebligen, dunklen Bahnhof. Doch da taucht Dr. Schreck wieder auf. Jetzt wissen sie, was ihnen blüht...
Die antiquittierten Tricks gehören zu dem Film genauso wie tollen Darsteller wie Peter Cushing, Donald Sutherland oder Christopher Lee.
In diesen Episoden wird nicht Horror sondern erstklassiger, altmodischer Grusel zelebriert, wie man ihn heute leider nicht mehr zu sehen bekommt. Über die gesamte Distanz kann das Werk seine unheilgeschwängerte, bösartige, aber nie greifbare Atmosphäre halten und überzeugt dabei mit den einfachsten Dingen, ohne auch nur einmal auf blutige Tricks zurückgreifen zu müssen. Selten wurde geschickter mit primitiven Ängsten und Schwächen der Menschen gespielt. Ein wirkliches Kleinod.
Herausragend ist Peter Cushing als Dr. Schreck, denn er strahlt auch dank der Lichtverhältnisse das pure, böse Mysterium aus, dass man als Zuschauer im Gegensatz zu den Reisenden sofort identifiziert. Als Dreh- und Angelpunkt des Films überstrahlt er alle Figuren des Films und hat auch den entscheidenden, gruseligen Schlussauftritt inne. Der Mann überzeugt durch Präsenz.
Hinzu kommt Horrorveteran Christopher Lee oder auch Starbösewicht Donald Sutherland. Hier beide noch recht jung sind sie die vollkommen zufriedenen Zuggäste, welche aber in Folge der Geschichten dank Arroganz und Beeinflussbarkeit größere Fehler begehen. Ihre beiden Geschichten gefielen mir auch am besten, denn die Enden sind auf ihre Weise das fieseste was ihnen in den Situationen passieren kann. Wie zu erwarten, machen sie eine erfreulich gute Figur und werten das Geschehen weiter auf.
Fazit:
Sehr atmosphärischer Gruselschinken, dem ich einem dicken Nostalgiebonus schenke. Das Werk ist wie ein guter, alter Wein. Je älter, desto besser. Gebt mir mehr davon, denn besser geht es kaum noch. Unter im dran denken: Überlege dein Handeln gut, sonst endest du wie einer der fünf Reisenden. So, ich verkrieche mich jetzt wieder unter der Bettdecke und mache das Fenster zu. Bei offenem Fenster schlafe ich nie wieder ;-)