Review

„Die Todeskarten des Dr.Schreck“ gilt als der erste von insgesamt acht Episodenfilmen der britischen Firma Amicus, sozusagen dem kleinen Stiefbruder der hochangesehenen Hammer Films.
Bis Mitte der 70er Jahre produzierte die Firma immer wieder diese Art von Gruselepisodenfilmen und „…Dr.Schreck“ gilt heute nicht selten als der Beste von ihnen, nicht zuletzt aufgrund der luxuriösen und spielfreudigen Besetzung.

Den titelgebenden Dr.Schreck gibt hier nämlich als mysteriöser Bahnpassagier Peter Cushing, der fünf Mitreisenden ihre künftigen übernatürlichen Schicksale per Tarotkarten prophezeit, an deren Ende scheinbar immer der Tod auf die fünf Männer wartet. Sonst noch mit im Ensemble sind so urbritische Gesichter wie die von Christopher Lee, Jeremy Kemp, Michael Gough, Roy Castle, Bernard Lee („M“ aus den Bondfilmen) und ein noch sehr junger Donald Sutherland.

Leider muß man jedoch aus heutiger Sicht konstatieren, dass der Film schon einiges an Staub angesetzt hat und keineswegs mit zeitgenössischen Hammerproduktionen mithalten kann. Die fünf hier erzählten Episoden sind zwar außerordentlich abwechslungsreich, aber man merkt das knappe Budget, das die Produktion hatte, doch bisweilen an allen Ecken und Enden.

Die erste Episode, in der ein wenig Edgar Allan Poe bzw. Nathaniel Hawthorne mit dem Werwolf-Mythos gemixt werden, ist dann auch gleich die atmosphärischste von allen. Hier wallen die Nebel rund um ein abgelegenes Haus und alles wirkt erfrischend morbide.
In der zweiten geht es um eine intelligente Pflanze, die das Haus eines Passagiers einschließt samt der darin befindlichen Familie.
Obwohl die tödlichen Ranken ganz passabel animiert sind (per Drähten), fällt hier schon das größte Problem außer dem allgemeinen Studiofeeling auf: eine äußerst schwache Skriptleistung. Wirkte die Werwolfepisode schon etwas gehetzt, fehlt es bei den Pflanzen an allen Ecken und Enden. Ein dort zur Aufklärung gezeigter Lehrfilm wirkt wie für einen Achtjährigen konstruiert, Bernard Lee tut wenig mehr, als an seiner Pfeife zu saugen und schlussendlich fehlt es der Episode auch noch an einem richtigen Ende, welche enttäuschend offen bleibt.
Der Trend setzt sich auch der dritten, der Voodoo-Story fort, wo ein Musiker einen Götterfrevel begeht. Die Hauptfigur könnte aus einem E.C.-Comic kommen, doch weder die Folgen seines (Musik-)Diebstahls, noch sein Schicksal sind irgendwie interessant.
Die vierte Geschichte, darstellerisch eindeutig die stärkste, lebt vom augenzwinkernden Gegeneinander von Maler und Kritiker in Form von Michael Gough und Christopher Lee.
Die Chose mit der abgetrennten Künstlerhand war damals noch neu und sieht sehr ordentlich aus, später wurde das Thema in anderen Filmen variiert.
Ein bisschen blass auch die unvermeidliche Vampirepisode, die mal wieder mit schwachen Fledermaus-an-Drähten gespickt ist und ebenfalls wenig Plot aufweist, der einen erfreuen kann. Sutherland ist aber ein Augenschmaus.

Alles in allem können die Stories aber nur bedingt überzeugen, wobei die „Opfer“ diesmal allesamt nicht ihr Leben verlieren, sondern ihre bisherige Existenz zerstört wird, was nicht ganz so „grausam“ rüberkommt. Dennoch wirkt das Skript unausgegoren und die Inszenierung eher hastig und ohne Finesse.
Darüber hinaus findet sich auch hier schon ein vielverwendeter Schlußgag am Ende des Films, der jedoch im krassen logischen Gegensatz zum Rest des Films steht und die ganze Handlung mehr als fragwürdig hinter sich lässt.

Ein launiger Episodenfilm an sich, allerdings mit wenig Grusel, der heute noch einen Zehnjährigen verschrecken würde und meiner Meinung nach wurden von Amicus später bessere Episodenfilme dargeboten. (5/10)

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