Review

Falscher Ort, falsche Zeit.....oder vielleicht doch nicht???

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Lucky # Slevin ist ein Film voller Überraschungen. Und zwar solche der positiven Art. Überraschung #1: Josh Hartnett dreht einen wirklich guten Film und kann dabei über weite Strecken sogar überzeugen. Überraschung #2: Ein stark dialoglastiger Actioner bezieht gerade aus diesem vermeintlichen Widerspruch seine aussergewöhnliche Klasse. Überraschung #3: Es gibt Drehbuchautoren und Regisseure die einer dutzendfach dagewesenen Rachestorie ein unglaubliches Flair verleihen können, ohne dabei auf dutzendfach dagewesene Stereotypen zurückgreifen zu müssen.

Zur Story. Schwerlich abzuhandeln ohne dabei im Vorfeld zuviel zu verraten. Also nur soviel.

Nice Guy Slevin (Hartnett) gerät zwischen alle Fronten, bestehend aus zwei rivalisierenden Großbossen (Freeman und Kingsley) der New Yorker Unterwelt, dem gnadenlosen Auftragskiller Goodkat ( Willis) und dem Cop Brikowski (Tucci). Alles was sich innerhalb dieser Konstellation abspielt ist nur bei eigener Betrachtung völlig nachvollziehbar, da es grandiose Wendungen innerhalb der Story gibt, die keinesfalls erzählt werden können/ dürfen.

Zu Beginn beinhaltet der Film unglaublich komische Elemente, geradezu skurrile Situationen, hammermässige, urkomische Dialoge ( an dieser Stelle sei der erste Auftritt von Sloe und Elvis erwähnt, der einfach rasend witzig ist, ohne jemals ins slapstickhafte abzugleiten. Ganz ehrlich, diese Szene ist gnadenlos gut und von allen drei Beteiligten perfekt getimed und vor allem in den kleinen Nuancen - Mimik, Blicke, Bewegungen - brilliant.)

Der darauf folgende Dialog zwischen Slevin und "dem Boss" (Freeman) ist ebenso gekonnt. Von geradezu fatalistischem Humor getragen und erneut auf den Punkt genau getimed.

Kostprobe: Slevin:" Sollte ich ihnen 96 000 Dollar schulden?" Boss: "Sollten sie?" Slevin: " Sollte ich?"

Im weiteren Verlauf entledigt sich "Lucky #Slevin" mehr und mehr jeglichen Humors und entwickelt sich zum hammerharten Revenge - Movie, dass nun so gar keinen Spass mehr versteht und auf einen völlig unerwarteten Showdown zusteuert, der einfach nur fesselnd ist.

Die Schauspieler: Das Line Up des Films reicht für drei Filme und wird bis in die Nebenrollen den Erwartungen an die grossen Namen gerecht. Ben Kingsley und Morgan Freeman agieren absolut bestechend, lassen dabei sogar Josh Hartnett in den vielen gemeinsamen Szenen gut aussehen. Bruce Willis kann sein etwas eintöniges Minenspiel absolut gewinnbringend in die Waagschale werfen und Stanley Tucci und Danny Aiello überzeugen in ihren eher kleinen Rollen durchaus.

Lucy Liu hat gegen soviel geballte "Manneskraft" einen schweren Stand und geht daher weitestgehend unter.

An dieser Stelle noch unbedingt zu erwähnen; der Schlussdialog zwischen Freeman und Kingsley, der zu den herausragenden Momenten des Films gehört.

Verschiedene äusserst reizvolle Kameraeinstellungen ( Baseball auf Brille ganz zu Anfang) sowie die immer wiederkehrenden psychedelischen Tapetenmuster in den Wohnungen der Protagonisten tragen ihren Teil zum Gelingen dieses Films bei.

Fazit: Abgesehen von der zu lang geratenen Bettszene zwischen Hartnett und Liu und die - für meine Erwartungen - zu "brave" Schluss - Sequenz ein über die gesamte Laufzeit gelungener Film, der sich keine nennenswerte Schwäche leistet und bestens unterhalten kann. Speziell für Leute denen geschliffenene, geistreiche Dialoge wichtiger sind als Krach - Bumm.

9 Punkte und damit eine glasklare Empehlung.

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