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“Das große Los”

Bruce Willis, Morgan Freeman, Ben Kingley, Lucy Liu und Josh Hartnett. Wer einen solchen Cast in einem Film vereinen kann, macht zumindest neugierig. Dass sich so viele bekannte Namen im gleichen Drehbuch täuschen, ist zumindest recht unwahrscheinlich.
Aber der Reihe nach. Es geht um zwei rivalisierende Gangsterbosse (Freeman und Kingsley), die jeweils denselben “Nobody” (Hartnett) anheuern, um eine Rechnung zu begleichen. Willis gibt einen undurchsichtigen Auftragskiller, dessen Motive lange Zeit im Dunkeln bleiben. Das muss als Storygerüst schon reichen, denn mehr zu verraten wäre ein Verbrechen, da der Film mit einigen Storywendungen und überraschenden Einfällen aufwartet.
Lucky Number Slevin” ist eine überaus clever konstruierte Thrillerfarce, die so recht in kein Genre passen will. Im Grunde ein Thriller, ist der Film aber zugleich auch Komödie, Drama und Actionsatire. Er besticht zudem durch eine ungewöhnliche Kameraführung, eigenwillige Settings und Interieurs sowie ausgefeilte Dialoge, die vor Wortwitz nur so strotzen. Dazu kommen noch sporadisch eingestreute Gewaltszenen, die zum Teil äußerst blutig und häufig sehr brutal ausfallen.
“Lucky Number Slevin” erinnert in vielem an “Pulp Fiction“(1994): verschachtelte, überraschende Story, prominente Besetzung in ungewöhnlicher Zusammenstellung, überdreht-witzige Wortgefechte, unvermittelte, durchaus explizite Gewaltdarstellungen und eine eigenwillige Filmsprache. Die Darsteller sind extrem spielfreudig und glänzen teilweise in für sie ungewöhnlichen Rollen (Freeman und Hartnett). Andere wiederum geben eine augenzwinkernde Hommage an frühere Parts. So legt Willis seinen Auftragskiller “Goodkat” als Mischung aus “Der Schakal” (1997) und Jimmy “Die Tulpe” Tudeski (“Keine halben Sachen“, 1999) an, während Kingsley zumindest äußerlich seine Schurken-Rolle aus “Sexy Beast” (2000) persifliert.
Eine weitere Parallele zu Tarantinos Überraschungshit ist die sich in zahlreichen Zitaten offenbarende Liebe zum Kino. Während “Pulp Fiction” ganze Genres und Lieblingsfilme des Regisseurs in Story, Kameraführung und Charakterzeichnung zitiert, dürfen die Charaktere in “Lucky Number Slevin” direkt über Filmklassiker fachsimpeln. Eine der spritzigsten Szenen des Films ist dann auch eine lebhafte Diskussion zwischen “Slevin” (Hartnett) und “Lindsey” (Liu) über Bondfilme im Allgemeinen und den besten Bonddarsteller im Speziellen. Auch das Gespräch zwischen dem ”Rabbi” und “Slevin” über Hitchcocks “Der unsichtbare Dritte” (1959) ist ein Dialoghighlight.

Fazit:
Lucky Number Slevin” ist eine virtuos konstruierte Gangsterfarce, die allen Fans von “Pulp Fiction” Spass machen müsste. (Wer allerdings Überraschungen, Genremischungen sowie eine eigenwillige Film- und Erzählsprache nicht schätzt, sollte die Finger davon lassen.) Der Plot ist raffiniert und die Dialoge ausgefeilt und teilweise zum Brüllen komisch. Der prominente Cast spielt perfekt zusammen und trägt viel zum hohen Unterhaltungswert des Films bei. Dass in Amerika nur etwas über 20 Millionen $ an der Kinokasse umgesetzt werden konnten ist zwar enttäuschend, überrascht aber nicht, da der Film m.E. für das US-Publikum zu “sophisticated” daherkommt. Der Siegeszug auf DVD ist diesem kleinem Meisterwerk aber mehr als zu wünschen.

(9/ 10 Punkten)

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