Ein ganz famoser Gangsterfilm, trendig und reichlich verzwickt
Man hört nichts, man weiß nichts, es gibt keine Anzeigen, nur kleine Anzeichen...ein neuer Film ist draußen, aber nicht in den deutschen Kinos...es gibt ihn aber schon als DVD, in England...die Kritiken sind durch die Bank gut. Das bedeutet, daß man die Verleihpolitik der deutschen Kinos nicht verstehen muß. Seltsam auch folgender Sachverhalt – wie schafft man es eine unglaublich hohe Anzahl weithin bekannter Schauspieler zu verpflichten...Willis, Freeman, Aiello, Kingsley, Liu, Hartnett...machen die Leute das, weil ihnen die Story gefällt? Und wie geht man da als Produzent vor...einfach anrufen, und zack, tun alle mit? Hierzu bekommt der geduldige Zuseher Antworten auf den Extras der DVD. Und warum hört man dann auf der anderen Seite nichts von dem Film? Insgesamt eine sehr merkwürdige und undurchsichtige Angelegenheit...vielleicht liegt es aber auch an der brisanten Mischung aus Sex, Gewalt und derber Sprache, die den Film hierzulande erst einmal weit hinten auf die Liste setzt. Oder man hält den deutschen Kinobesucher für nicht intelligent genug, um der recht kniffligen Geschichte zu folgen.
Slevin kommt in die Stadt, um seinen Kumpel Nick zu besuchen, der aber ist nicht da. Dumm nur, daß man seinen Kumpel sucht und Slevin für ebendiesen hält. Auch weniger schön, daß die Suchenden Gangster sind, denen Nick Geld schuldet. Ganz unschön aber ist, daß sich die beiden Gangs der Stadt unter der Führung von „The Boss“ und „The Rabbi“ bekriegen, und auf einmal ist Slevin mittendrin statt nur dabei. Auch ein anderer Killer ist in der Stadt, der mysteriöse Goodkat, und schnell sterben die ersten Mobster. Als aber dann der Sohn des einen erschossen wird, kommt Slevin alias Nick ins Spiel, der als Schachfigur dienen soll. Slevin verliebt sich ganz nebenbei noch in das Mädchen von nebenan, Nicks Nachbarin; die Polizei ist ihm auf der Spur...und so hat Slevin nun alle Hände voll zu tun, die Geschichte heil zu überstehen – die in Wirklichkeit ganz andere Hintergründe hat.
Man weiß schon nach den ersten Einstellungen des Films, daß man sich auf die restliche Zeit freuen darf. Seltsame Apartments, Tapeten aus der Hölle, interessante Schnittechnik, so ein bißchen wie bei Guy Ritchie, gute Musik – und natürlich das begnadete Ensemble. Zudem haben wir hier kein Drama oder Kammerspiel, auch keine Komödie, sondern einen richtig harten Gangsterstreifen mit allerhand Blut und Morden, jedoch niemals zum Selbstzweck, und das ganze viel besser als die sicher alsbald zum Vergleich herangezogenen Filme von Tarantino. „Slevin“ ist viel besser, denn der Film ist beredt, aber nicht geschwätzig, er ist brilliant gefilmt, aber ohne Mätzchen, und er hat all die Darsteller, die auch Tarantino hat – hier also klarer Punktsieg. Eine ganz prima Kombination bekommt man hier zu sehen, gute britische Tradition mit ausgefeilten Dialogen, zum Auswendiglernen schön. Man darf hoffen, daß diesen Film noch viele Menschen zu sehen bekommen. Einer der besten Filme der letzten Zeit – 10/10.