Review

Das Telefon ist wie sein jüngerer Bruder, das Handy,  schon eine wichtige und nützliche Sache. Wie alles andere auch hat das Telefon natürlich auch seine negativen Aspekte.
Da wären mal die klassischen Anrufe, die zu den unpassendsten Situationen stattfinden. Die inzwischen schon fast unerträglichen Call-Center-Anrufe, die einem versuchen irgendwelchen Mist per Telefon zu verkaufen. Die einem fast überall begegnenden, Handy-am-Ohr-vor sich hin-stolpernden Teenies, die gerade mit irgendwelchen Freunden, die sie vor wenigen Minuten noch persönlich sahen, die tiefgreifenden Veränderungen in der Welt der letzten 240 Sekunden besprechen.
Und natürlich Filme. Auch hier gibt es gute wie schlechte zum Thema "Telefonie". Ein guter wäre z.B. "Nicht auflegen!". Was bietet uns also "Unbekannter Anrufer", der dem Titel nach dieses Thema wohl auch als zentralen Aufhänger für seine Handlung benutzt?

Jill, ein typisches US-Klischee-Teenie, ist im Haus von Dr. Madrakis als Babysitterin tätig. Immer wieder erhält sie Anrufe eines unheimlichen Fremden, der sie mehr und mehr in Angst versetzt. Zumal es sich hier nicht um einen Witzbold handelt, sondern vielmehr um jemanden, der ziemlich genau weiß, was sie gerade tut, wird ihre Lage in dem einsam gelegenen Haus mehr und mehr bedrohlich.

Bei "Unbekanner Anrufer" handelt es sich um ein Remake des Streifens "Das Grauen kommt um 10", den ich leider noch nicht gesehen habe, der aber in gewissen Kreisen einen durchaus guten Ruf geniesst. Da hier also ein Vergleich mit dem Original nicht stattfinden kann konzentriere ich mich nur auf das Remake.

Regisseur Simon West war sich hier durchaus eventueller Stärken seines Films bewusst. Hier wären vor allem die Location, die  Spannung und eine Darstellerin, die fast die gesamte Handlung tragen muß, zu nennen. Dieses Wissen um die Stärken ist schon mal einiges Wert, aber was nutzt das Wissen, wenn man es irgendwie nicht umsetzen kann bzw. einem andere dabei einen Strich durch die Rechnung machen? Eigentlich nichts! Aber ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht.

Die Location, das Haus am Rande des Sees, ist für mich eigentlich der Star des Films. Durch die vielen Fenster und das Grünzeug davor, entsteht im rechten Licht eine wirklich unheimliche Atmosphäre mit Schatten sich draussen im Wind bewegender Pflanzen usw.
Spannung ist ebenfalls vorhanden, aber leider nur teilweise. Zu oft werden Spannungsmomente allzu vorhersehbar aufgelöst bzw. wird die Spannung nicht konsequent auf die Spitze getrieben. Man hat leider oft den Eindruck, daß hier versucht wurde die Spannung über die sowieso nicht gerade lange Spielzeit von ca. 83 Minuten zu strecken, was mit einem besseren und einfallsreicheren Drehbuch vielleicht sogar geklappt hätte .
Die Darstellerin der Jill wirkt irgendwie nicht sehr sympathisch, kann aber ihre vom Drehbuch auferlegte Rolle ganz passabel rüberbringen.

Man könnte vielleicht glauben, daß die Freunde der härteren Gangart hier auf ihre Kosten kommen, aber der Streifen wurde als Thriller konzipiert. Also nix an Blut und Gekröse, aber leider auch, wie schon erwähnt, wenig an Spannung!

Fazit: "Unbekannter Anrufer" wird leider den eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Für einen Thriller zu wenig spannend und viel zu vorhersehbar, bietet uns der ganze Film neben dem unheimlichen Haus eigentlich bloß Durchschnittskost.

Ach so, das Telefon! Wenigstens das spielt hier seine gewohnte Rolle. Es nervt hier im Lauf der Spielzeit genauso wie im echten Leben!

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