Eines vorweg: wer auf der Suche nach einem Horrorfilm der alten Schule ist wird hier fündig. Selten vereinnamte mich ein Film derart nur mit Hilfe seiner Atmosphäre. Sicherlich gibt es Leute die die Bezeichnung Horror für diesen Film nicht gelten lassen würden, sieht man doch kein einziges Mal Blut. Doch dieser Streifen wendet andere Mittel an um sein Publikum ins Schwitzen zu bringen, Mittel die in der heutigen Filmlandschaft alles andere als an der Tagesordnung sind.
Doch der Reihe nach. Zunächst wird der Killer vorgestellt, indem schöne Bilder eines Jahrmarktes mit grauenvollem Schreien von Kindern im Todeskampf "unterlegt" werden. Anschliessend wird zur Untersuchung der Polizei gesprungen. Die Greueltaten bekommt man nicht zu Gesicht man kann sie nur anhand der(gut gespielten) Reaktionen eines Beamten erahnen, überhaupt entsteht bei diesem Film der Grusel im Kopf und genau das macht seinen Reiz aus.
Im Anschluss daran wird die Hauptperson vorgestellt, Jil, die für ihre zu hohe Handyrechnung selber aufkommen muss und zu diesem Zweck babysittet. Natürlich in einem riesigen Haus in einer gottverlassenen Gegend. Die Identifikation mit der Protagonistin gelingt, wäre mit einer besseren Synchronisation jedoch noch besser ausgefallen. Sobald Jil allein im Haus ist beginnt der Spannungsbogen sich auf ein sehr hohes Niveau heraufzuschrauben und verbleibt dort ohne Mühe bis zum Ende. Dies wird mit den unterschiedlichsten Mitteln erreicht, allen voran den örtlichen Gegebenheiten und deren technischer Ausnutzung. Was hier mit richtigem Einsetzen von LIcht und Schatten erreicht wurde ist schlicht beispielhaft. Das Haus mit seinen unzähligen Zimmern Treppen, Winkeln und Ähnlichem tut da sein Übriges und konfrontiert einen mit den ureigensten Ängsten. Spätestens wenn der Anrufer nach dem der Film benannt wurde sich zu Wort meldet und seinen Wunsch äussert euer Blut auf seiner Haut spüren zu wollen ist man mit Leib und Seele dabei. Übrigens gibt es einen Spannungsmoment den ich jetzt nicht nennen möchte um euch den Spaß nicht zu nehemen der einen trifft wie dass Messer von hinten. In Momenten wie diesen vermisst man die physische Gewalt kein bisschen. Doch der Film besitzt auch Schattenseiten(nicht nur im Wortsinn) So wird das Thema mit dem plötzlichen Anruf zu stark beansprucht. Ab dem zehnten Anruf ist es einem egal wer denn nun anruft. Dieser Sachverhalt hält einen davon ab vollends in den Film einzutauchen da die ansonsten gute Atmosphäre durch die Anrufe auf Dauer unterbrochen wird. Ausserdem werden daran die Schwächen des Drehbuches deutlich, das milde gesagt, zweckmäßig ist. Zwar reicht die knifflige Situation mit dem Mädchen dass in der Falle sitzt aus um einen unterhaltsamen Film daraus zu machen, diesen vergisst man jedoch nach dem vorhersehbaren Happy End jedoch schnell wieder. Vor Allem der langweilige Schluss trägt zur fehlenden Tiefe des Filmes bei. Man darf jedoch nicht vergessen dass der Sinn und Zweck des Horrorfilms im Allgemeinen ist den geneigten Zuschauer mit seinen Ängsten zu konfrontieren und ihm spannende Unterhaltung zu liefern. Komplexe und verschachtelte Storys muss man bei anderen Genres suchen.
Zurück bleibt ein audiovisuell sehr gut gemachter Streifen der alten Schule den sich alle die auf Studioblut auch mal verzichten können getrost anschauen dürfen.