Review

Die Impressionen sind frisch – gut so, denn hier haben wir mal wieder einen Film der Marke „schneller vergessen, als man den Notruf anrufen kann“…

Das nächste Remake in der nicht abebben wollenden Welle von unnötigen Neuverfilmungen reiht sich leider in der Kategorie „schwach“ ein. Wenn das Original, ich kenne es wie immer nicht, da es vor den 90ern produziert wurde, genauso langweilig war, dann erscheint ein überdimensionales Fragezeichen, warum man das nun wieder remaken musste.
Einziger, möglicher Grund: die Prämisse hört sich sehr interessant an…

Und damit haben wir auch gleich schon das Problem am Telefo…Haken. Aber von vorne, wo die Hoffnung noch aufblühte.

Jill (Camilla Belle) hat gerade mit ihrem Freund Schluss gemacht, da sie ihn mit Tiffany (Katie Cassidy) rummachend erwischte. Da die Trennung noch nicht richtig offiziell war, haben sie in den letzten paar Tagen etliche Stunden telefoniert – von Jill und ihrem Handy ausgehend. Die Kosten dafür schossen durch die Decke und zur Strafe muss sie nun diese abarbeiten, bekommt Hausarrest und darf nicht mit zur großen Lagerfeuerparty, wo alle ihre Freunde sind. Stattdessen muss sie Babysitten. Weit abgelegen an einem See liegend befindet sich das Haus, in dem es einen Abend lang gilt, die Kinder der Besitzer, den Mandrakis, zu hüten; ihr Vater fährt sie dort hin - ein Luxushaus allererster Güte (ich sollte nebenbei bemerkt auch Arzt werden…). Das Haus ist schnell gezeigt und das Ehepaar macht sich bald auf den Weg zum Dinner. Jill ist alleine im Haus, die Kinder schlafen, die Haushälterin Rosa lebt unauffällig im dritten Stock, die Alarmanlage ist eingeschaltet. Gelangweilt schnappt Jill sich ein Buch, als das Telefon das erste Mal klingelt. Ist es anfangs noch der Ex und einer seiner Freunde, die sie verarschen wollen, ist es später nur noch ein Rauschen. Dieses lässt sie langsam nervös werden, bis sich endlich mal jemand meldet…

Auch wenn es nicht viel bringt, hier aufzuhören, eine Inhaltsangabe zu schreiben, da man die nicht mehr sonderlich überraschende „Bombe de Surprise“ aus allen anderen Inhaltsangaben, Rezensionen und Trailern kennt, höre ich trotzdem auf, da gerade diese Bombe die einzige Überraschung im Film darstellt. Mit der Kenntnis dieser verkommt der Film leider ganz schnell zum Langweiler – so also auch für mich.

Denn wenn ein Film so sehr auf eine einzige Tatsache – nämlich dass sich der Unbekannte im Haus selbst befindet und nur ein perfides Spiel mit dem Babysitter treibt (jetzt ist sie doch raus, man vergebe mir die nicht vorhandene Spoilerwarnung) – aufbaut und auf diesen storytechnischen Höhepunkt zusteuert, dann muss danach noch einiges kommen, damit die Spannungskurve endlich ausschlägt. Denn bis dahin ist alles nur Vorbereitung – jedenfalls sollte es das sein. Bis zu diesem Zeitpunkt der Bekanntgabe, dass der Mörder sich im Haus befindet, fiebert man diesem entgegen, damit man endlich den Rest genießen kann, da man den Inhalt bis dort schon kennt. Es passiert also nichts Überraschendes und die Spannung tendiert gegen ein Minimum.
Und genau da macht der Film fast alles falsch. Er läuft und läuft, müht sich ab, ein ordentliches Tempo hinzulegen, strampelt sich tatsächlich zu einem annehmbaren Tempo ab, kommt jedoch nicht von der Stelle.
Tritt auf ihr - höchstens.
Die erste Stunde läuft immer wiederkehrend gleich ab und die Klimax will einfach nicht erreicht werden.

Erschwerend zum Problem des bereits bekannten Überraschungsmoments kommt noch folgendes hinzu: Selbst so ein Luxuxhaus mit mehreren Etagen und anliegendem See gibt nicht so viel Spielraum her wie es in anderen Filmen der Fall ist. Glücklicherweise ist das Haus zwar immerhin groß genug, um die Protagonistin immer wieder in andere Ecken und Winkel oder das Ferienhaus nebenan laufen zu lassen, damit man auch immer eine ähnlich aussehende, aber trotzdem andere Location zu Gesicht bekommt, aber immer noch zu klein, um Variation in die Kulisse zu bringen – es gleicht einem Kammerspiel, das aber nicht funktioniert.
Immer wieder knarrt eine Tür, geht ein Licht an (das dank der Bewegungsmelder im ganzen Haus immer sich bewegende Lebewesen aufzeigt) oder sind andere Geräusche zu hören.
Immer wieder ist es Anlass dafür, einen weiteren Rundgang durchs Haus zu tätigen, um dann in einem selten verblüffenden und nie ins Mark gehenden Schock zu enden. Zumal man diese, ausnahmslos, alle schon mal irgendwo gesehen hat (die Katze sowie die Jacke am Haken sind da die beiden Beispiele, die man schon lange nicht mehr sehen kann – das war schon vor fünf Jahren nicht mehr kreativ). Grundsätzlich hat man dieses Gefühl, alles schon zu kennen, des Öfteren, da auch noch viele Klischees bedient werden (Motor springt nicht an, Schlüssel fällt beim Einsteigen runter etc…) und somit ist das hier nur für ganz neue Neuankömmlinge im Genre zu empfehlen.

Wenn es dann endlich mal zum Finale kommt, ist es leider auch genau so schnell vorbei wie der Anfang sich hinzog. Der Actionanteil wird erhöht, eine kurze, wilde Verfolgungsjagd durch das Haus mit Kindern im Schlepptau beginnt und so wie dieser Teil qualitativ ausfällt, hätte der Rest auch sein sollen. Deutlich spannender als der Beginn rettet sich der Film hierdurch gerade noch so ins untere Mittelmaß.
Es zeigt sich schon: Die Zeiteinteilung der beiden unterschiedlichen Teile ist damit komplett falsch kalkuliert.

Daneben gesellen sich noch einige Logiklücken. Wie kann das Haustelefon die Handynummer Tiffanys anzeigen, versagt aber zeitgleich bei der des Unbekannten – egal ob er von einem eigenen Handy aus anruft oder von einem Anschluss im Haus? Die Möglichkeit des Killers, im ganzen Haus, sowie im Ferienhaus nebenan, rumspazieren zu können, wie es ihm beliebt, trotz eingeschalteter Alarmanlage, ist dann noch eine ganz andere Frage.
Das Zeitgefühl scheint auch durcheinander zu geraten. Wenn die Fangschaltung installiert ist und Jill den Killer 60 Sekunden lang am Hörer halten soll/will/muss und diese plötzlich nach 20 realen Sekunden abgelaufen sind, bleibt die Frage, wie lange der Abend an sich dauert? Anfangs scheinen etliche Stunden zu vergehen, doch eigentlich sollte ihr Job schon um Mitternacht vorbei sein. Das ist zwar nicht das größte Problem, das Horrorfans, besser gesagt Thrillerfans, bemängeln dürften, aber gerade auf Grund der Tatsache mit der schnell vergangenen Minute fällt das erst richtig ärgerlich auf.

Ferner gibt es, wie jüngst schon fast typisch für größere (meist Action-)Produktionen (z.B. „Mission: Impossible III“) und entgegen dem aufkommenden Horrorkino mit blutigen Vertretern wie „Hostel“ und „The Hills have Eyes“, völlig blutleere Morde, die man nicht mal sieht. Spannung wird dadurch auch nicht aufgebaut, da man als Zuschauer mehr weiß als die Hauptdarstellerin selbst. Somit wollte man wohl, wie immer, nur wieder die „PG-13“-Freigabe ergattern und Horrorfans werden enttäuscht. Das zeugt nicht gerade von Überzeugung der Macher vom eigenen Film, wenn man bei einem als Horrorthriller(!) titulierten Film nicht mal etwas Blut zu sehen bekommt, nur um die Freigabe niedrig zu halten und so an viel Geld zu kommen. Wenn die Macher mal wieder kreativ tätig würden, dann käme vielleicht auch Geld rein, obwohl die Freigabe höher liegt. Daran denkt aber anscheinend keiner.
Das hier ist sowieso kein richtiger Teeniehorrorthriller mehr, das ist eher „Kiddiehorror“ für die ganz junge Fraktion oder halt sehr schreckhafte Leute – hat Simon West („Lara Croft: Tomb Raider“) in Zeiten von Kreativitätspausen und –löchern der Produzenten tatsächlich ein neues Genre geschaffen? Es muss ja nicht immer literweise Blut und Gedärme regnen, aber Spannung, die sich mal nicht durch Schleichpassagen durch das dunkle Haus ergibt, sondern während der Überlebenskämpfe der Charaktere aufgebaut wird, wäre mal eine willkommene Abwechslung gewesen… wäre überhaupt mal etwas Abwechslung gewesen.

Camilla Belle ist dabei nicht mal schlecht, wenn man bedenkt, in welchem Genre man sich gerade befindet. Ihre Gefühlslage schwankt von anfangs gelangweilt, über gereizt-nervös bis hin zu panisch-aggressiv, während sie den Film natürlich fast allein trägt und sich dabei gut schlägt.
Der Unbekannte hat seinen viel zu kurzen Auftritt nur in der Schlussviertelstunde, bleibt dabei aber nur eine Tötungsmaschine, ohne Profil, Charakter und leider auch völlig ohne Motiv.
Kleiner Spoiler: Warum man sein Gesicht nicht sieht, soll wohl die Spannung aufrechterhalten, ob wir es hier nicht vielleicht mit einem vorher schon kennen gelernten Darsteller zu tun haben (beispielsweise Mr. Mandrakis). Bei der Auflösung wird aber klar, dass es jemand völlig Unbekanntes ist, dessen Gesicht man auch ruhig hätte sehen können. Die Zeitlupe beim Lüften des Gesichts ist demnach komplett überflüssig, ein obligatorischer Schlussgag ebenso und das Remake an sich sowieso. Wenn schon überflüssig dann also richtig. Spoiler Ende

„When a Stranger calls“ oder: die kürzeste Minute der Filmgeschichte. Wären die 85 Minuten mal genauso schnell rum, wie die eine Minute für die Fangschaltung, wäre der Ruf des Films höchstwahrscheinlich nicht ganz so schlecht – als Kurzfilm hätte der Film sicher sehr gut funktioniert, da der Aufhänger einiges hergeben könnte. Doch bis dieser präsentiert wird, ist man schon fast im Kinosessel eingeschlafen - wegen der dunklen, immer sehr ähnlichen Location und dem gleichen Szenenablauf, der spätestens beim dritten Mal nervt. Zudem sind die Szenen sehr lang gezogen, weshalb die recht kurze Laufzeit künstlich gestreckt wirkt (gerade die Szene, in der sie die Haushälterin anruft). Dadurch vergeht einem schnell die Lust am Terrorspielchen des Unbekannten, da die, eigentlich nur als Einleitung Stoff hergebende, erste Stunde nichts Aufregendes zeigen kann und man auf das „Danach“ wartet, es aber partout nicht kommen will. Trotzdem kann man dem Film auch zu diesem Zeitpunkt kein langsames Tempo vorwerfen, da es schnell zum Schauplatz geht und der Terror langsam, aber stetig ansteigt. Das Finale dagegen fällt sehr, sehr kurz aus, weshalb man alle Szenen, in denen der Unbekannte auftaucht, auch schon aus dem Trailer kennt, der einem wieder einmal die erste Stunde komplett verschweigt.
Das ist alles nicht sterbenslangweilig, aber unoriginell und ermüdend, so dass man sich hieran nicht lange erinnern wird. Die allseits gekrönte „Gurke des Jahres“ ist „When a Stranger calls“ zwar nicht, aber uneingeschränkte Empfehlungen kann man auch nicht aussprechen.
Immerhin ist das Haus wirklich, wie Jill zu Beginn sagt, der Hammer! Genauso wie Katie Cassidy als Tiffany (optisch, nicht schauspielerisch), die ich gerne öfter und länger auf der Leinwand gesehen hätte. Auch wenn ihr Auftritt im Haus keinen wirklichen Sinn ergibt, war sie optisch, neben dem Haus, sicherlich das Highlight des Films.

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